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Rhön-Grabfeld
Der Wolf, die Streck-Bräu, Valeo und mehr: Diese 6 Themen haben Leser 2023 in Rhön-Grabfeld besonders bewegt
Auch der Ärztemangel, die Zuwanderung sowie Heizen und Energie beschäftigten 2023 die Welt und Rhön-Grabfeld. Was die Leser noch so interessierte.
Diese 6 Themen haben die Leser 2023 in Rhön-Grabfeld besonders bewegt
Foto: Getty Images, Boris Roessler (dpa), Thomas Obermeier, Markus Büttner, Hanns Friedrich (Archiv), Josef Lamber | Diese 6 Themen haben die Leser 2023 in Rhön-Grabfeld besonders bewegt
Gerhard Fischer
,  Ines Renninger
,  Kristina Kunzmann
,  Sigrid Brunner
 und  Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:22 Uhr

Dank digitaler Rankings können Redaktionen inzwischen einzelne Beiträge beziehungsweise Themen-Gebiete identifizieren, die Leserinnen und Leser besonders interessieren. Das gilt auch für die Redaktion Rhön-Grabfeld. Für den Landkreis Rhön-Grabfeld hat die Redaktion 6 Themenkomplexe ausfindig gemacht, die besonders bewegten. 

1. Die medizinische Versorgung beschäftigt viele in Rhön-Grabfeld

Praxiseröffnungen, Praxisschließungen, Nachwuchssuche: Die medizinische Versorgung beschäftigte auch 2023 viele Rhön-Grabfelderinnen und Rhön-Grabfelder (Symbolbild)
Foto: Getty Images | Praxiseröffnungen, Praxisschließungen, Nachwuchssuche: Die medizinische Versorgung beschäftigte auch 2023 viele Rhön-Grabfelderinnen und Rhön-Grabfelder (Symbolbild)

Der Ärztemangel bewegt die Menschen. So sorgte die Nachricht für Unmut, dass Dr. Julia Katinka Müller-Richter, Nachfolgerin von Dr. Gabriele Szopa-Spötta, in Bad Neustadt nur noch Kassenpatienten und Selbstzahler behandeln darf. 

Hausarzt Dr. Herman Dietrich aus Saal arbeitet auch mit 70 Jahren noch in eigener Praxis, weil er seinen Beruf mag und keinen Nachfolger findet. Dr. Claudia Biro darf keine Hautarztpraxis mit Kassenzulassung im Grabfeld eröffnen, denn in diesem Fachbereich gilt Rhön-Grabfeld als "überversorgt". Eine neue Praxis suchen müssen sich zum Jahresende die Patienten von Dr. Peter Metz aus Windshausen. Aus seiner Sicht nimmt die Bürokratie überhand. 

Auch gute Nachrichten gab es: Das Projekt "Versorgt am Ort" soll nicht-mobilen Menschen im eigenen Wohnort eine Ärzteversorgung bieten, sogar ein Zahnarzt-Besuch soll möglich sein, die Pilotphase läuft. Der Bad Königshöfer Kinderarzt Dr. Wolfram Schmidt fand mit Anna Maria Räth eine Nachfolgerin. Christina Linn übernahm die Hausarztpraxis von Ullrich Sauter in Bad Königshofen

2. Der Wolf tötet Schafe und sorgt für heftige Diskussionen

Beim Thema Wolf schlagen die Emotionen hoch.
Foto: Boris Roessler/dpa | Beim Thema Wolf schlagen die Emotionen hoch.

Beim Thema Wolf schlagen die Emotionen hoch. Es scheint fast egal, wie die Nachricht lautet. 2023 war er oft Thema in der Rhön. Da ist zum einen das Wolfsrudel, das sich im Truppenübungsplatz Wildflecken gebildet hat. Nach sechs Jungtieren 2022 liefen heuer sieben junge Wölfe vor die Linsen der Wildkameras des Bundesforstes. Wie viele der insgesamt 13 jungen Wölfe noch leben, ist unbekannt. Nachgewiesen wurde, dass bereits drei von ihnen bei Kollisionen mit Autos ums Leben kamen. Ansonsten blieb das Rudel weitgehend unauffällig, offensichtlich finden sich am Truppenübungsplatz genügend Wildtiere, von denen es sich ernähren kann. 

Als problematisch gilt es, wenn sich ein Wolf mit einem Hund paart. Es wird befürchtet, dass beim Nachwuchs, den sogenannten Wolf-Hund-Hybriden, die "wolfstypische Vorsicht" vor Menschen weniger ausgeprägt ist. Entsprechend müssen sie getötet werden. Das ist bei fünf Nachkommen der sogenannten Zellaer Wölfin der Fall, die seit Jahren in der Rhön unterwegs ist und sich mit einem Hund verpaart hat. In Thüringen wurden trotz Protesten drei Hybrid-Tiere getötet, ob in Bayern die Abschussgenehmigung umgesetzt wurde, darüber gab das zuständige Amt keine Auskünfte. 

Für richtig Wallung sorgten ab dem Spätsommer zwei Wölfe, die in Spessart und Rhön für Dutzende von Weidetierrissen verantwortlich sind. Alleine oder auch zu zweit töteten sie Schafe und Ziegen in großer Zahl. Tierhalter zeigten sich verzweifelt. Mitte Oktober erließ dann die Regierung von Unterfranken fast zeitgleich mit dem Regierungspräsidium Kassel eine Abschussgenehmigung für die beiden Problemwölfe. Dagegen klagten Umweltverbände. Nach wenigen Tagen stoppten Verwaltungsgerichte in Kassel und Würzburg die Abschuss-Erlaubnis, bevor ein Tier getötet wurde. Inzwischen wurden die Regelungen für den Abschuss von Wölfen vereinfacht. Welche Konsequenzen das hat, wird im neuen Jahr deutlich werden. 

3. Auf und Ab bei zwei Rhöner Brauereien

Der 'fröhliche Schluck', so die Eigenwerbung, sorgte für so manche Sorgenfalte, als die Ostheimer Streck-Bräu im Sommer ihr Ende nach 300-jähriger Geschichte ankündigte. Wenige Tage später die Entwarnung: Ein hessischer Investor hat die Traditionsbrauerei übernommen.
Foto: Thomas Obermeier | Der "fröhliche Schluck", so die Eigenwerbung, sorgte für so manche Sorgenfalte, als die Ostheimer Streck-Bräu im Sommer ihr Ende nach 300-jähriger Geschichte ankündigte.

Ausgerechnet im 10. Jahr der Initiative "Wir sind Rhöner Bier" kam die Schock-Nachricht für Ostheim und Bierfreunde allgemein: Nach über 300 Jahren Brauereigeschichte in Ostheim kündigte Streck-Bräu-Chef Axel Kochinki das Ende der Familienbrauerei an. Die Corona-Krise hatte auch die kleine Privatbrauerei gebeutelt. Bürgermeister Steffen Malzer wollte gar mit einer Bürger-GmbH einen Rettungsversuch für die Brauerei starten. Ein paar Tage später dann die zweite Überraschung: Mit der Pfungstädter Brauerei aus dem Hessischen meldet sich plötzlich ein Investor, der die Streck-Bräu übernimmt. Praktisch in letzter Sekunde wird die Streck-Bräu gerettet. Ein paar Wochen später wird bekannt, dass Axel Kochinki in die Geschäftsführung der Würzburger Hofbräu wechselt.

Eine schlechte Nachricht aus der Rhöner Brauerei-Szene bleibt aber zum Jahresende doch: Die kleine Stox-Bräu aus Stockheim kündigt ihre Geschäftsaufgabe an. Gestiegene Energiekosten und ein geändertes Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden waren wohl der Grund.

4. Die Themen Heizen und Energie sorgen für Gesprächsstoff

Seit knapp 24 Jahren steht am Ortsrand von Wargolshausen Deutschlands erstes Strohballenhaus. Eva und Albert Warmuth setzten damals schon auf die Erzeugung regenerativer Energie.
Foto: Markus Büttner | Seit knapp 24 Jahren steht am Ortsrand von Wargolshausen Deutschlands erstes Strohballenhaus. Eva und Albert Warmuth setzten damals schon auf die Erzeugung regenerativer Energie.

Heizen und Energie: Beide Themen sorgten für viel Gesprächsstoff. So gab Heizungsbauer Michael Meukel aus Bad Neustadt Tipps, zu welcher Heizart er in welchem Gebäude rät.  Edgar Schmitt aus Niederlauer erzählte, warum er seinen historischen Zehnthof mit einer Wärmepumpe heizt. Gelassen in der Heizdebatte ist das Ehepaar Warmuth aus Wargolshausen: Es wohnt in Deutschlands erstem Strohballenhaus.

Auch in Rhön-Grabfeld werden immer mehr Nahwärmenetze geplant, zum Beispiel in Burglauer oder Ostheim. Bald soll in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und im Landkreis Bad Kissingen außerdem der leistungsstärkste Windpark Bayerns entstehen. Warum die Energiewende aktuell am Stromnetz scheitert? Darüber sprach Landrat Thomas Habermann in einem Interview mit dieser Redaktion. 

5. Die Flüchtlingszahlen steigen: In Bad Neustadt wird die Notunterkunft wieder geöffnet

Die Flüchtlings-Notunterkunft in Bad Neustadt: Im August wurde sie vorübergehend geschlossen. Nun wurde sie aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen wieder geöffnet.
Foto: Hanns Friedrich (Archiv) | Die Flüchtlings-Notunterkunft in Bad Neustadt: Im August wurde sie vorübergehend geschlossen. Nun wurde sie aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen wieder geöffnet.

Die Flüchtlingszahlen steigen, auch in Rhön-Grabfeld. Das veranlasste den Landkreis, die seit August geschlossene Flüchtlingsnotunterkunft im ehemaligen Kreiskrankenhaus Mitte November wieder zu öffnen. 

"Unsere aktuellen Unterkunftsplätze reichen nicht mehr aus", äußerte sich Landrat Thomas Habermann diesbezüglich im Rahmen einer Pressekonferenz. Deshalb müssten die Kapazitäten der Notunterkunft weiter ausgebaut werden. Außerdem werde eine weitere dezentrale Unterkunft in Bad Neustadt im leer stehenden Hotel "Zum Goldenen Löwen" in der Hohnstraße entstehen. 

Im Rahmen des Pressegesprächs hatte sich der Landrat in großer Sorge gezeigt. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Aber alles ist irgendwann endlich", legte er dar. Er appellierte an die Bundesregierung, die Zuzüge von Flüchtlingen zu beschränken. Es müsse gewährleistet sein, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und zu integrieren. 

In einem Interview gegenüber dieser Redaktion bekräftigte Habermann Mitte Dezember seine Haltung und forderte klare rechtsstaatliche Regeln bei der Aufnahme von Flüchtlingen.

6. Massive Stellenstreichungen bei Valeo: Sorge um Mitarbeiter und Standort

Protestkundgebung bei Automobilzulieferer Valeo in Bad Neustadt. Mehr als 300 Leute sollen entlassen werden.
Foto: Josef Lamber | Protestkundgebung bei Automobilzulieferer Valeo in Bad Neustadt. Mehr als 300 Leute sollen entlassen werden.

Schon im Frühsommer hatte es Gerüchte über einen möglichen Stellenabbau beim Automobilzulieferer Valeo in Bad Neustadt gegeben. Der Grund: Massive Auftragsrückgänge. Der Schock war deshalb aber nicht weniger groß, als den Mitarbeitern Ende September im Rahmen einer Infoveranstaltung verkündet wurde, dass die Fertigung des Valeo-Werks in Bad Neustadt im Juli 2024 schließt. Fortan, hieß es, soll in Polen produziert werden. 310 der etwa 510 Stellen würden abgebaut. Erhalten werden sollen nur 200 Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung.

Seither rumort es vor und hinter den Kulissen. Beschäftigte und Gewerkschaften positionierten sich auf Demos und Kundgebungen gegen den geplanten Stellenabbau, Vertreter von Politik, Betriebsrat, Gewerkschaften und Valeo kamen im November auf Landrat Thomas Habermanns Initiative zu einem runden Tisch zusammen. Das nächste derartige Treffen ist für Februar terminiert. Dann will Valeo ein Zukunftskonzept für den Standort vorlegen.

 
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