
Die Angst vieler Patienten, dass ihr Hausarzt aus Altersgründen die Praxis aufgeben muss, da kein Nachfolger gefunden wird, ist allgemein bekannt. So war es auch in Bad Königshofen, wo Ullrich Sauter in den Ruhestand geht.
Erfreulich: Er fand mit Christina Linn eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, Anästhesie und Notfallmedizin, die die Praxis weiterführt. Sie selbst erfüllt sich damit einen Jugendtraum. "Eine eigene Hausarztpraxis, war schon immer mein Gedanke", sagt die 40-Jährige und fügt an: "Ich freue mich auf meine neue Arbeit mit den Menschen, die zu mir kommen und denen ich helfen möchte." Ullrich Sauter unterstützt seine junge Kollegin zunächst in Teilzeit.

Im Grabfeld droht eine Unterversorgung
Der Allgemeinmediziner macht bei der Vorstellung seiner Nachfolgerin klar, dass der Bereich Bad Königshofen drohte, mit Hausärztinnen und -ärzten unterversorgt zu sein. Der Grund ist die Schließungen mehrerer Arztpraxen im Grabfeld, weil keine Nachfolger gefunden wurden. Damit ist der Bereich der Hausärzte gefährdet, was wiederum kassenrechtlich eine große Bedeutung hat. Denn dann ist es zulässig, einen Kollegen oder eine Kollegin zusätzlich in eine Praxis hereinzunehmen.
Lob zollt Sauter der Kassenärztliche Vereinigung in Würzburg, die es ermöglichte, dass sowohl Christina Linn als auch er selbst gemeinsam die Praxis fortführen. Das bedeutet, dass die junge Ärztin nun die Praxis übernommen hat, aber Ullrich Sauter als ihr Angestellter, ebenfalls noch mitarbeiten darf.
Eine gute Übergangslösung
"Ich bin froh, dass wir diese Lösung gefunden habe und ich damit nicht plötzlich allein die Verantwortung tragen muss, sondern einen Kollegen an meiner Seite habe", sagt Christina Linn. Ullrich Sauter wiederum nennt es einen Glücksfall, dass die junge Ärztin sich entschieden hat, seine Praxis zu übernehmen.
Vor mehr als 30 Jahren hatte er die Praxis von Dr. Anneliese Schiller in Bad Königshofen übernommen. Seit 25 Jahren praktiziert er in den Räumen im Rotkreuz-Haus in Bad Königshofen, berichtet BRK-Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister. Er verweist darauf, dass mit Christina Linn die Notarztversorgung im Grabfeld gesichert ist. Denn Ullrich Sauter ist auch als leitender Notarzt tätig.
Christina Linn kennt die Praxis seit ihrer Kindheit
Christina Linn kennt die Praxis Sauter von Kindesbeinen an, denn ihr Elternhaus steht ganz in der Nähe in der Eschenbachstrasse in Bad Königshofen. Ullrich Sauter kannte sie von Notarzteinsätzen und so gab es erste Gespräche und es entstand die Idee zur Praxisübernahme.
Nach dem Abitur studierte Christina Linn Medizin in Gießen, war in der chirurgischen Basisweiterbildung und wechselte dann an das Rhön-Klinikum in Bad Neustadt. Dort war sie in der Anästhesie tätig. Es folge die Weiterbildung zur Fachärztin.
Danach reifte die Idee, ihrem ursprünglichen Gedanken zu folgen, nämlich Hausärztin zu werden. Warum? Christina Linn lacht und sagt, dass es ein schöner Beruf ist, der ihr Freude bereitet. "Hier hat man alles vom Säugling bis zum älteren Menschen und kommt mit den verschiedensten Patienten zusammen, kann sie beraten und entsprechend behandeln." Ausschlaggebend für die Übernahme sei gewesen, dass ihr Vorgänger noch in der Praxis mit dabei ist.

Bürokratie schreckt viel ab
Ullrich Sauter nennt in diesem Zusammenhang die verwaltungstechnischen Aufgaben und die Bürokratie, die neben der Behandlung der Patienten ansteht. Das sei sicher eines der Probleme, vor dem viele bei der Überlegung eine Praxis zu übernehmen, zurückschrecken.
Was die Patienten betrifft, wird es keine Schwierigkeiten geben, sagen die beiden Mediziner. Lobend erwähnt Ullrich Sauter das Team in der Arztpraxis. "Das Team ist ganz wichtig, sowohl was die Terminverwaltung und Patientenannahme, als auch die Unterstützung in der Praxis betrifft. Es ist ja nicht damit getan, ein Rezept auszustellen, sondern man hat auch eine Verantwortung für den Patienten und ihre Bedürfnisse und sollte sich dafür auch entsprechend Zeit nehmen."
Etwas, das seine Nachfolgerin genauso sieht. Ein Blick in die Zukunft? Christina Linn lächelt und meint: "Es ist perfekt, wie wir es vorhaben. So kann es gemeinsam gelingen, die Praxis weiterzuführen."