Beinahe täglich sorgen aktuell Nachrichten zum Thema Wolf in der Region für Schlagzeilen. Nur vom Truppenübungsplatz Wildflecken, wo das einzige Rhöner Wolfsrudel lebt, gibt es kaum Neuigkeiten. "Hier ist alles ruhig", beschreibt auch Egon Schleyer, Leiter des Bereichs Naturschutz am Bundesforstbetrieb Reußenberg für den Truppenübungsplatz und somit dort auch für das Thema Wolf zuständig, die Situation vor Ort.
Auf dem Übungsgelände gebe es keine Probleme für die militärische Nutzung, für das forstliche Geländemanagement und die Bewirtschaftung der Freiflächen - zum Beispiel mit Schafen - durch das Wolfsrudel, so Schleyer. Dass die Lage außerhalb ganz anders ist, sieht er auch. Aber dazu will er sich mangels Zuständigkeit nicht äußern.
Aber es gibt doch Nachrichten vom Wildfleckener Rudel: Die Zahl der Tiere hat zugenommen. So informierte das Wolfszentrum Hessen im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie dieser Tage, dass dort wohl mehr Jungtiere das Licht der Welt erblickten, als bisher angenommen.
Mehr Wolfswelpen auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken als angenommen
Wie berichtet hat es im "Territorium Wildflecken", das sich bekanntlich über Bayern und Hessen erstreckt, auch in diesem Jahr Nachwuchs gegeben. Das war bereits im Mai belegt worden, als auf einem Fotofallenbild eine Wölfin mit Gesäuge abgelichtet wurde, was als Beweis für eine erfolgreiche Reproduktion gilt.
Vor wenigen Tagen gelangen nun auch Bildnachweise, die Hinweise auf die (Mindest-)Zahl der Welpen ermöglichten. Die Fotofalle auf bayrischer Seite des Truppenübungsplatzes hat insgesamt sieben Welpen erfasst, was auch Egon Schleyer bestätigt. Das erste Mal hat es im vergangenen Jahr Nachwuchs in Wildflecken gegeben. Damals wurden sechs Welpen in dem Territorium nachgewiesen, von denen allerdings bereits zwei von Autos überfahren wurden.
Derweil reißen die Nachrichten über Wolfsrisse in der Bayerischen Rhön nicht ab. Da waren nicht nur die Meldungen über die mutmaßlichen Wolfsangriffe in der Nacht zum vergangenen Montag auf die beiden Herden von Julian Schulz und Hartwig Möller in der Langen Rhön mit jeweils zwei getöteten Tieren. Zwei Tage zuvor, am 29. September, gab es einen Angriff auf die Herde von Harald Müller, die aktuell am Arnsberg weidet. Dabei wurde ein Lamm getötet. Auch hier wurden Abstriche zur Gen-Untersuchung und Ermittlung des Angreifers genommen.
Mehrere mögliche Wolfsangriffe in der Rhön in den vergangenen Tagen
Wie mehrere Fachleute bestätigten, wurden in den vergangenen Tagen dann gleich wieder drei mögliche Wolfsangriffe bei Geroda, Motten und Oberbach gemeldet und untersucht. In Oberbach traf es eine Herde von Dominik Lieb. Rund 80 Mutterschafe standen am vergangenen Mittwoch am Lösershag, als der Angriff erfolgte. Wie der 28-jährige Tierhalter gegenüber dieser Redaktion erklärte, habe der extra angeschaffte Wolfs-sichere Zaun die Herde ganz offensichtlich nicht schützen können. Das traurige Ergebnis des Angriffs: Ein totes und ein verletztes Schaf.
Lieb fühlte sich gezwungen, seine Tiere vorerst im Stall in Sicherheit zu bringen. "Jedoch löst das nicht das Problem. Im kommenden Frühjahr müssen die Tiere wieder auf die Weide", betont Lieb. Falls bestätigt würde, dass tatsächlich ein Wolf der Angreifer war, würde er zwar entschädigt. Das decke aber nur einen Bruchteil der Kosten. "Bei mir sind alleine die Futterkosten für den verfrühten Stalleinzug um das Mehrfache höher."
Antrag auf Wolfsentnahme bei der Regierung von Unterfranken
Ihm geht es aber nicht nur ums Finanzielle. Als Tierhalter gehe es ihm vielmehr um das Wohl seiner Tiere. Dazu kämen schlaflose Nächte und Angst. Die psychische Belastung sei kaum erträglich. Das sei das Schlimmste, so Lieb. Die Landwirte, so der Oberbacher, fühlten sich im Stich gelassen. Sie sehen keine Zukunft in der Weidetierhaltung und fordern, dass endlich gehandelt wird.
Es gibt allerdings erste Reaktionen aus der Politik auf die sich zuspitzende Situation der vergangenen Wochen. Am Rande eines Besuches des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz in Querbachshof am Donnerstagabend machten die Weidetierhalter ihrem Unmut über die aktuelle Situation Luft.
Dabei erklärte der Rhön-Grabfelder Landrat Thomas Habermann, dass man von Seiten des Landkreises aktiv geworden sei und einen Antrag auf Wolfsentnahme bei der Regierung von Unterfranken gestellt habe. Ob das den Weidetierhaltern hilft, weiß aber auch er nicht. "Jetzt müssen wir sehen, wie es weitergeht", so Habermann.
Braucht es…