Bei dem Wolf, der am 30. Oktober im Landkreis Rhön-Grabfeld ein Schaf und zwei Ziegen getötet hat, handelt es sich um ein bekanntes Tier. Das bestätigte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt (LfU) auf Nachfragen dieser Redaktion. Die weitere genetische Auswertung der von den Nutztieren genommenen Rissabstriche habe ergeben, dass es sich um ein Weibchen gehandelt hat, das aus dem Raum Hessen/Thüringen bekannt ist.
Wie berichtet, hatten erste genetische Untersuchungen ergeben, dass der Wolf ein Tier aus der „zentraleuropäischen Population“ war. Die weitergehenden Analysen im Lauf dieser Woche bestätigten zum einen, dass es sich dabei nicht um die letztmalig im Februar 2020 in der bayerischen Rhön nachgewiesene Wölfin gehandelt hat, zum anderen aber, dass die nun festgestellte Fähe (weiblicher Wolf) im Biosphärenreservat nicht unbekannt ist. Weitere Angaben machte das LfU nicht.
Nach Recherchen dieser Zeitung dürfte es sich um eine Wölfin handeln, deren Spuren die Experten seit etwa zwei Jahren verfolgen können und die im Thüringer Teil des Biosphärenreservats für sesshaft erklärt wurde. Entsprechend stufte das am Umweltministerium in Erfurt angesiedelte Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs die Wölfin, die sich im Gebiet um Zella aufhält, im Frühjahr als standorttreu ein.
Mehrere Nachweise in Thüringen
Die Wolfsfähe mit der Bezeichnung „GW1422f“ stammt aus dem Wolfsrudel „Göritz/Klepzig“ in Brandenburg, wobei „GW“ für „German Wolf“ und das „f“ am Ende für das englische „female“ (=weiblich) steht. Ihre ersten Spuren wurden vor eineinhalb Jahren bei Dermbach anhand von Genproben von einem gerissenen Wildtier nachgewiesen. Aus dem Bereich Kaltensundheim stammte ein zweiter genetischer Nachweis. Auch er wurde über einen Rissabstrich an einem Wildtierkadaver möglich.
Aber auch in der Hessischen Rhön hat die Fähe schon ihre Spuren hinterlassen. Im Herbst 2019 wurden nahe der Wasserkuppe drei Schafe gerissen. Schon damals bestätigten Proben, dass hier die Wölfin "GW1422f" am Werk war. Dazu gab in diesem Bereich mehrere Sichtungen und Fotonachweise, bei denen man davon ausgeht, dass es sich um die Wölfin handelte.
GW1422f war damit der zweite Wolf, der im Bereich des Biosphärenreservats Rhön als standorttreu eingestuft wurde. Bereits im Mai 2019 wurde in der bayerischen Rhön GW1069f vom LfU für standorttreu erklärt. Das Tier war damals immer wieder im Bereich Unterelsbach und auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken nachgewiesen worden. Seit Februar 2020 gibt es von dem Tier allerdings keinen Nachweis mehr. Entsprechend gilt die bayerische Rhön seit Mai dieses Jahres nicht mehr als Region mit einem standorttreuen Wolf.