
Seit Anfang März wird in Ostheim der Boden aufgegraben, Rohre werden verlegt und Hausanschlüsse installiert. Das Nahwärmenetz, das es seit über zehn Jahren in Ostheim gibt, wurde in den vergangenen Monaten vor allem in der Altstadt erweitert, die Zahl der Hausanschlüsse hat sich von 67 auf 140 mehr als verdoppelt. Monatelang waren Abschnitte der Marktstraße gesperrt. Nun sind die Arbeiten weitgehend beendet. "Seit dem 17. November ist die Marktstraße wieder durchgehend befahrbar", freut sich Bürgermeister Steffen Malzer.
Bei der jüngsten Stadtratssitzung gaben Michael Gottwald und Joachim Baumbach, Geschäftsführer der Biomasse Wärmeversorgung Ostheim GmbH, die das Nahwärmenetz betreibt, nun einen Einblick in den aktuellen Netzausbau in Ostheim. Die Gesellschaft setzt sich aus der Stadt Ostheim, der Bayerischen Rhöngas GmbH und der Bioenergie Ostheim GmbH zusammen. Den Rechenschaftsbericht hatte der Rechnungsprüfungsausschuss gefordert. Mit dem Hinweis, dass die Geschäftsführung einmal im Jahr einen persönlichen Lagebericht geben solle.
Bauarbeiten in der Kirchstraße beginnen erst im kommenden Jahr
Die Baustellenabschnitte sind insgesamt gut und ohne größere Verzögerungen abgelaufen, hieß es vonseiten der Verantwortlichen. Auch wenn das Warten auf die für die Isolierung zuständige Firma jüngst zu Wartezeiten auf der Baustelle in der Marktstraße geführt habe.
Eine noch geplante Baustelle musste Michael Gottwald allerdings für das laufende Jahr von der Agenda streichen. Die Bauarbeiten in der Kirchstraße, in der die Tourist-Information, die Bücherei und das Pfarrhaus ans Nahwärmenetz angeschlossen werden sollen, sind bis zum Jahresende nicht mehr zu schaffen, kündigte er an. Ab dem kommenden Frühjahr werden dann hier die Nahwärmeleitungen verlegt.
Neukunden müssen künftig für den Anschluss ans Wärmenetz zahlen
Wie Gottwald informierte, habe die Gesellschaft derzeit mit extremen Kostensteigerungen auf dem Bausektor zu kämpfen. "Materialkosten und Zinsen sind so hoch, dass sich Investitionen kaum noch lohnen", machte er deutlich. Daher werden in Ostheim ab Februar 2024 auch Anschlusskosten für Neukunden fällig. Bislang war der Hausanschluss ans Netz in Ostheim kostenlos. "Das gilt auch noch für die Kunden, mit denen wir bereits in Verhandlungen stehen", versicherte Gottwald.

Seiner Aussage nach solle beim Nahwärmenetz, das von der örtlichen Biogasanlage gespeist wird, im Zuge der Erweiterung das Augenmerk auf einen Erzeugungsmix gelegt werden. "Die Erzeugungskapazitäten mit erneuerbaren Energien müssen in den kommenden Jahren in Ostheim verstärkt ausgebaut werden", so Gottwald. Dafür sei der Standort rund um die Biogasanlage ideal.
Weiterer großflächiger Netzausbau ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant
Ein weiterer Ausbau des Nahwärmenetzes müsse zum jetzigen Zeitpunkt hingegen sorgfältig abgewogen werden, denn die Ausbaukosten seien hoch und Material und Fachfirmen schwer zu bekommen. "Die Marktlage für die Erstellung weiterer Netzstrukturen ist derzeit sehr ungünstig", machte Gottwald deutlich. Und auch die Nachfrage lasse momentan nach: "2022, als Gas knapp war, hat man uns die Türen eingerannt, mit dem Abflachen der Preise ist auch das Interesse am Nahwärmeanschluss wieder gesunken."
Die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft umriss Joachim Baumbach mit knappen Worten. In den vergangenen Jahren sei die wirtschaftliche Lage durchaus angespannt gewesen, aber der Netzausbau mache sich bei der Wirtschaftlichkeit bemerkbar. Große Gewinne seien allerdings weiterhin nicht zu erwarten, wurde seinen Worten nach deutlich.
Für mehr Rentabilität müssten mehr erneuerbare Energien eingebunden werden, die günstig hergestellt werden können. Das Netz selbst könne weiterentwickelt werden, um in der Zukunft ganz Ostheim zu versorgen, hieß es. Jedoch müssen dazu dann neue Energieformen erschlossen werden.