Das Vorhaben von Dr. Claudia Biro findet große Unterstützung in der Bevölkerung, wie die Eintragungen auf den Listen zeigen, die in Geschäften von Bad Königshofen und anderswo seit kurzem ausliegen. Die 33 Jahre alte Medizinerin möchte im kommenden Jahr in die Praxis ihres 67 Jahre alten Vaters miteinsteigen, der in Bad Königshofen seit langem als Hausarzt tätig ist. Allerdings nicht als praktische Ärztin, sondern als Hautärztin. Derzeit ist sie noch in einer Praxis in Karlstadt angestellt.
Im Landkreis gibt es eine Überversorgung von 143,16 Prozent auf dem Feld der Hautärzte
Weil aber in Bad Neustadt eine Hautarztpraxis existiert, in der zwei Fachärzte und eine Fachärztin praktizieren, besteht laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) bereits jetzt schon eine Überversorgung von 143,16 Prozent. Das heißt, dass für den gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld mit seinen rund 80.000 Einwohnern im Grunde drei Hautärzte bereits zu viel sind, wobei es hier nur um die Kassenzulassung geht. Wo sich diese Arztsitze im Landkreis befinden, spielt dabei keine Rolle. Und wohl auch nicht, dass immer wieder Menschen von monatelangen Wartezeiten auf einen Behandlungstermin berichteten. Ein Umstand, der auch bei Fachärzten anderer Richtung zutrifft.
Die Bedarfsplanung regelt der gemeinsame Bundesausschuss
Verantwortlich für diese Bedarfsplanung ist der regelmäßig tagende Gemeinsame Bundesausschuss, wie CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel während eines Unterstützer-Treffens für Claudia Biro im Sitzungssaal des Rathauses von Bad Königshofen deutlich machte. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen.
Die KVB habe da keinen Spielraum, wohl aber habe der Landesausschuss ein Mitspracherecht. Jürgen Heusinger, der Sprecher der Grabfeld-Allianz, deren Bürgermeister an dem Treffen teilnahmen, hatte mit einem Vertreter der KVB Kontakt aufgenommen. Der habe angeboten, ins Grabfeld zu kommen, um die Sachlage zu erklären.
Lässt sich durch die Unterstützung der Bevölkerung ein Sonderbedarf nachweisen?
Dr. Helmut Klum, Kreisrat und Versorgungsarzt des Landkreises, machte Claudia Biro den Vorschlag, bei ihrem Vater eine zweijährige Qualifikation zur Hausärztin zu absolvieren und in dieser Zeit eben auch Hautkrankheiten zu behandeln. Dann könnte sie in Ruhe abwarten, bis ein Hautarzt-Sitz frei wird und sich um diesen bewerben.
Claudia Biro sieht die Sache eher skeptisch. Das sei keine Fortbildung, sondern ein Quereinstieg in einen anderen Beruf. "Das sind zwei Paar Schuhe." Sie hofft vielmehr, dass sich durch die dokumentierte Unterstützung von Teilen der Bevölkerung ein Sonderbedarf nachweisen lässt, der eine Ausnahmegenehmigung zur Niederlassung zur Folge haben könnte. Was sie in Zukunft tun werde, habe sie noch entschieden, erklärte sie auf Nachfrage dieser Redaktion.
Hausarztsituation im Altlandkreis Bad Königshofen wird immer dramatischer
Von der wünschenswerten Ansiedlung einer Facharztpraxis im Grabfeld bis zur allgemeinen Lage der medizinischen Versorgung war es nur ein kurzer Schritt. Während in Sachen Hautkrankheiten laut Bedarfsplan alles zum Besten steht, liegt der Versorgungsgrad im Hausarztsektor bei 94,50 Prozent, mit Tendenz zur Unterversorgung, ergänzte Dr. Klum, der künftig an den Gymnasien des Landkreises für den Arztberuf werben will.
Hier wird nicht der gesamte Landkreis, sondern der Altlandkreis mit seinen rund 17.000 Einwohnern als Berechnungsgrundlage genommen. Im Gebiet arbeiten noch elf Ärzte, von denen fast die Hälfte 60 Jahre und älter ist.
Bei einer Eröffnung einer Hausarztpraxis auf dem Lande winken hohe Zuschüsse
Steffen Vogel machte deutlich, dass ein Hausarzt, der sich hier niederlassen will, mit Zuschüssen von mindestens 80.000 Euro rechnen könne. Die Raumplanung hält er, trotz der für Laien bisweilen schwierig nachvollziehbaren Festsetzungen, für keine schlechte Sache. Gäbe man alles frei, bestehe die Gefahr, dass noch mehr Mediziner die Ballungszentren dem Land vorziehen würden.
Untätig wollen die Bürgermeister angesichts der Situation aber nicht bleiben. Zumindest soll zunächst ein Brief an die zuständigen Stellen gesandt werden, um das Anliegen von Claudia Biro zu unterstützen.
Sind die Verantwortlichen in Politik und von der KVB betriebsblind? Überversorgt - aufgrund welcher Daten/Zahlen wird das festgestellt? Die Realität spricht Bände.
Die Bürger sollen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen (Stichwort: Hautscreening). Sind die Kapazitäten dafür auch wirklich vorhanden?
Bin nicht informiert, wie das mit den Kassenzulassungen funktioniert. Wünschen würde ich mir einen freien Wettbewerb ohne "Sitzvergabe". Gute, sympatische und freundliche Ärzte bleiben, Ärzten denen Patienten ausbleiben müssen sich umorientieren.
Werben in Gymnasien? Unser Bildungssystem muss erst einmal dahin gebracht werden, dass nicht jede Herta und jeder Hans das Abitur machen kann. Bin der Meinung, dass viele/etliche Abiturienten selbst wenn sie wollten, nicht das Niveau zum Arzt haben.
PS: Fördert das Handwerk - für diese ehrenwerte Berufe braucht es kein Studium die Gesellschaft braucht jedoch Handwerker!
Wir brauchen weniger Staat und mehr Markt (einschließlich mehr Eigenverantwortung der Bürger), das Gegenteil erleben wir gerade.
Die Folgen sind eine Sedierung der Bürger bis hin zu deren faktischer Entmündigung, weil eine kleine, aber laute politische Clique glaubt uns vorschreiben zu müssen, wie wir heizen und welche Autos wir fahren dürfen, was wir essen dürfen und wie wir sprechen sollen und … last but not least, wie viele Hautärzte im Landkreis Rhön-Grabfeld benötigt und genehmigt werden. Wir befinden uns auf einem schleichenden, aber direkten Weg in den Sozialismus und geben dafür unsere Freiheit auf.
Die deutsche Krankenhauslandschaft krankt an einem systemischen Fehler, der ganz schnell behoben werden könnte, wenn die Bundesländer ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur voll umfänglichen Finanzierung ALLER investiven Ausgaben nachkommen würden, was seit Jahrzehnten nicht erfolgt. Deshalb müssen - vereinfacht formuliert - die Krankenhäuser von den Betriebskosten, die wiederum die Krankenkassen übernehmen, einen Teil abzweigen und für investive Zwecke verwenden.
Leider ist dieses wichtige Thema sehr komplex und steht deshalb auch nicht im Fokus einer öffentlichen Diskussion.
hat.
Der heutige Gesundheitsminister ist ein Teil des Problems, darüber sind wir uns ja offenbar einig, nicht jedoch der Lösung, nach meiner Meinung jedenfalls nicht.