
Ein mehr als 500 Jahre altes Gebäude und eine Wärmepumpe, das passt doch nicht zusammen: Hätte Edgar Schmitt vor mehr als 20 Jahren auf Meinungen wie diese gehört, würde in seinem historischen Zehnthof in Niederlauer heute wohl Gas für Wärme sorgen. Den Anschluss dafür hatte er schon kurz nach dem Kauf 2001 legen lassen. Doch Schmitt ist niemand, der sich vorschnell von einer Idee abbringen lässt. Und so verrichtet in den jahrhundertealten Mauern heute doch eine Wärmepumpe statt einer Gastherme ihren Dienst.

"Wärmepumpen waren für Heizungsbauer vor 20 Jahren noch total exotisch. Sie wussten entweder gar nichts davon oder rieten ab, vor allem im Altbau", erinnert sich Schmitt, dem Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtige Anliegen sind. Man brauche Mut und Leute, die Ahnung haben und "nicht so altbacken" sind, meint er. Deshalb sucht er Rat bei einem Kältetechniker, der ihn überzeugt, dass auch in einem Altbau eine Wärmepumpe möglich ist – "wenn man es richtig macht".
Edgar Schmitt aus Niederlauer musste einen Brunnen bohren lassen
Schmitt will es richtig machen und entscheidet sich für eine wasserführende Wärmepumpe, auch wenn diese deutlich mehr kostet als eine Gasheizung. Warum? "Sie ist sehr effizient. Aus einem Kilowatt Strom gewinnt die Wasser-Wärmepumpe rund fünf Kilowatt Energie, bei einer luftgeführten Wärmepumpe sind es 2,5, bei Gas oder Öl nur 0,7 bis 0,9 Kilowatt", rechnet der 64-Jährige vor. Zudem funktioniere sie unabhängig von den Außentemperaturen, da das Grundwasser konstant eine Temperatur von 11 bis 12 Grad habe.

Über einen Wärmetauscher gelangt das Wasser aus einem neu gebohrten "Saugbrunnen" in die 25-Kilowatt-Wärmepumpe. Diese entzieht dem Grundwasser Energie für Heizung und Warmwasser. Dann führt sie das um drei bis vier Grad abgekühlte Wasser über einen "Schluckbrunnen" – dieser war auf dem Grundstück bereits vorhanden und musste nicht extra gebohrt werden – ins Grundwasser zurück.
Gedanken, ob der sinkende Grundwasserspiegel sein Heizsystem in Gefahr bringen könnte, mache er sich durchaus, so Edgar Schmitt. "Da der Brunnen aber 20 Meter tief ist und wir bereits bei elf Metern auf Wasser gestoßen sind, haben wir reichlich Reserve. Und es fließt ja auch wieder zurück ins Grundwasser", meint er.
Denkmalschutz setzt Grenzen bei der Installation von Photovoltaik in Niederlauer
In einem Schichtspeicher neben Schmitts Wärmepumpe sammelt sich oben Warmwasser und unten Heizungswasser. "Weil ich so wenig Strom wie möglich brauchen möchte, habe ich einen Heizstab eingebaut, den ich an meine Photovoltaikanlage auf dem nicht denkmalgeschützten Nebengebäude anschließen kann. So muss ich im Sommer für das Warmwasser nicht die Wärmepumpe laufen lassen", erläutert Schmitt. Gerne würde er auch auf dem Dach des Haupthauses Photovoltaik installieren, das ist aber aufgrund des Denkmalschutzes nicht erlaubt.
Als weitere Ergänzung steht im Wohnraum des Zehnthofs, der um 1530 erstmals urkundlich erwähnt und dessen Struktur seither bis auf den Bau eines Nebengebäudes nicht verändert wurde, ein wasserführender Vergaser. Dieser Holzofen bringt mehr Leistung, als für den Wohnraum gebraucht wird.
Die nicht benötigte Energie speist er in den Speicher ein, sodass sie sich im ganzen Haus verteilen kann. Im Gewölbekeller, Flur und Bad gelangt die Wärme über eine Fußbodenheizung in die Räume, im Wohn- und den anderen Zimmern größtenteils über Decken- und Wandheizung.
Edgar Schmitt ist Künstler, Elektroniker und handwerklich geschickt. 70 bis 80 Prozent Eigenleistung brachte er bisher in die Sanierung seines Anwesens ein, das er komplett entkernte. Er baut Treppen, baggert und verlegt Leitungen. "Sonst wäre das brutal teuer geworden, wenn man es so aufwendig machen will wie wir", gibt Schmitt zu.

Wie denkt Schmitt heute über seine Heizungswahl? Es sei ein Risiko gewesen, in 60 Zentimeter dicke Steinwände eine Wärmepumpe zu installieren, räumt der 64-Jährige ein. Edgar Schmitt setzte dreifach verglaste Eichenfenster ein und dämmte, wo es "halbwegs Sinn macht". Den Dachboden und eine dünne Fachwerkwand isolierte er mit ökologischen Holzfaserplatten.
Edgar Schmitt: "Es ist gut, dass wir langsam ein bisschen umdenken beim Heizen"
Dennoch: "Es ist nicht optimal. Aber die Wärmepumpe ist eine Lösung, die nachhaltig und auf Dauer sinnvoll ist", bilanziert Schmitt. "Denn vielleicht kann man es sich in zehn Jahren gar nicht mehr leisten, mit Gas zu heizen. Oder nur noch einzelne Räume, so wie früher. Wenn der Strompreis ins Unermessliche explodiert, haben wir natürlich ein Problem, aber das gibt es auch in anderen Bereichen".
Ihm ist es ein Anliegen, anderen die Angst zu nehmen, im Altbau eine Wärmepumpe zu installieren. "Heutzutage muss man dafür ja oft auch nur die Heizkörper tauschen und braucht nicht einmal Fußboden- oder Wandheizung. Die Technik hat sich weiterentwickelt. Es ist gut, dass wir langsam ein bisschen umdenken beim Heizen", sagt Edgar Schmitt.
Bisher hat Schmitt die Heizung vor allem für Veranstaltungen in seinem Gewölbekeller genutzt und damit gute Erfahrungen gemacht. In zwei bis drei Monaten will er mit seiner Frau Elisabeth Ried ins Haus einziehen, dann wird er sehen, ob das System sich auch im Alltag bewährt. "Im Winter haben wir die Wandheizung schon mal laufen lassen, das war gemütlich und hat einen guten Eindruck gemacht", zeigt sich Edgar Schmitt optimistisch.
Einer der es gemacht hat oder einer der nur nachredet.
Ich habe dieses Jahr mein Haus getestet.
35- 42 Grad Vorlauftemperatur im Altbau ohne wesentlich Dämmung.
Wir haben nicht gefroren, aber gegenüber den Vorjahren 58% Öl gespart. Meine 85 jährige Mutter hat aber immer gesagt, dass die Heizung kaputt ist, weil die nicht heiss waren, sondern nur lau.
Auf die Frage, ob es denn kalt ist , nein aber die Heizung ist nicht warm/ heiss.
Für mein dafürhalten alles über Jahre angezüchtete Angewohnheiten, welche die Mietervereine noch ad absurdum gepusht haben.
Es wäre soviel in D möglich, man sieht es gerade am füllstand der Gasspeicher.
Über Jahre wurden wir nur über den Tisch gezogen.
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/waermewende-in-deutschland-schleppend-was-die-daenen-besser-koennen-als-die-deutschen-li.347420
So ist es… in Skandinavien ist die WP schon längst gesetzt.
In Skandinavien ist es doch eher kälter als bei uns, oder ?!?
Alles nur Stammtischgelaber von Aiwanger, Söder und AFD.
Schlimm, dass man diese 3 eigentlich getrennte Positionen mittlerweile in einem Atemzug nennen muss.
Bayern sagt leise Servus…