Die Landtagswahl 2023 steht unmittelbar bevor, am 8. Oktober können sich die Wahlberechtigten im Stimmkreis Kitzingen zwischen zehn Kandidaten und Kandidatinnen entscheiden, die sich um das Direktmandat bewerben. Der Stimmkreis 605 besteht aus dem Landkreis Kitzingen, der Stadt Gerolzhofen sowie acht weiteren Kommunen im Landkreis Schweinfurt.
An der letzten Landtagswahl 2018 hatten sich von den knapp 87.000 Wählerinnen und Wählern im Stimmkreis Kitzingen 73,3 Prozent beteiligt. Das Direktmandat errang erstmals Barbara Becker (CSU), die es nun verteidigen will. Konkurrenz erfährt sie von vier Frauen und fünf Männern. Wer sind sie?
Kandidatin der CSU: Barbara Becker (54) aus Wiesenbronn
Seit fünf Jahren ist Barbara Becker Mitglied des Bayerischen Landtags. Die 54-Jährige möchte ihre Arbeit dort gerne fortsetzen und hat beste Aussichten auf das Direktmandat. Die Diplompädagogin war zuvor als Unternehmensberaterin mit eigenem Büro tätig. Dem Kitzinger Kreistag gehört sie seit 2013 an, ehrenamtlich engagiert sie sich unter anderem in der evangelischen Kirche und bei der Tafel. Barbara Becker ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Wiesenbronn.
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Kandidat der Freien Wähler: Felix Wallström (28) aus Volkach
Chancen auf den Sprung in den Landtag kann sich Felix Wallström von den Freien Wählern ausrechnen. Das Direktmandat dürfte aktuellen Umfragen zufolge zwar an die CSU gehen, sein Listenplatz 4 in Unterfranken bringt den 28-Jährigen aber in eine gute Ausgangsposition. Der BRK-Kreisgeschäftsführer ist ausgebildeter Notfallsanitäter, BWL-Gesundheitsmanager und engagiert sich ehrenamtlich beim BRK. Felix Wallström ist liiert und lebt in Volkach.
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Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen: Wolfgang Lenhard (49) aus Bibergau
Zehntausende Studierende haben Wolfgang Lenhard als Dozenten an der Uni Würzburg erlebt, nun würde er seinen Herzensjob für den als Landtagsabgeordneter aufgeben. Der 49-Jährige besitzt aber allenfalls Außenseiterchancen, er steht auf der unterfränkischen Liste der Grünen auf Platz 8. Er hat Sonderpädagogik und Psychologie studiert, lehrt und forscht seit 2008 in Würzburg in der pädagogischen Psychologie. Wolfgang Lenhard ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Bibergau.
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Kandidat der AfD: Alfred Schmitt (59) aus Poppenhausen
Seinen christlichen Glauben nennt Alfred Schmitt als Hauptantrieb für sein politisches Engagement. Er tritt bei der Landtagswahl für die AfD an und steht auf deren Unterfranken-Liste auf Platz 9. Der 59-Jährige strebt die Nachfolge von Landtagsmitglied Christian Klingen (ehemals AfD) aus Markt Einersheim an. Seit 2018 sitzt Schmitt für die AfD im Bezirkstag, seit 2020 auch im Kreistag Schweinfurt. Alfred Schmitt ist verheiratet, hat fünf Kinder und lebt in Poppenhausen.
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Kandidatin der SPD: Eva-Maria Weimann (36) aus Dettelbach
Schon viel Erfahrung in der Politik hat Eva-Maria Weimann. Die 36-Jährige ist stellvertretende Landesvorsitzende der SPD, seit 2014 Stadträtin in Dettelbach und seit 2020 Kreisrätin. Ein Einzug in den Landtag scheint für die Bildungsreferentin der Diözese Würzburg angesichts der niedrigen Umfragewerte ihrer Partei allerdings in weiter Ferne zu liegen – trotz des guten Listenplatzes 4 in Unterfranken. Eva-Maria Weimann ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Dettelbach.
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Bayernpartei: Carmen Schneider (58) aus Kitzingen
Nicht vorgestellt werden konnte Carmen Schneider, die als Direktkandidatin für die Bayernpartei antritt. Die 58-Jährige stand krankheitsbedingt nicht zur Verfügung. Sie hat auf alle Anfragen der Redaktion nicht reagiert.
Kandidatin der Linken: Elli Klopf (21) aus Würzburg
Mitten im Endspurt, zwei Tage vor der Landtagswahl, feiert Elli Klopf ihren 22. Geburtstag. Trotz ihrer jungen Jahre scheut die Psychologie-Studentin nicht die Verantwortung: Sie ist Vorsitzende des Linken-Kreisverbands Würzburg, leitet eine junge Cheerleader-Gruppe – und steht neben der Kandidatur um das Direktmandat auf Listenplatz 2 in Unterfranken. Die Chancen für einen Einzug der Linken in den Landtag sind allerdings gering. Elli Klopf lebt in Würzburg.
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Kandidatin der FDP: Kristina Amendt (54) aus Kitzingen
Ebenfalls einen schweren Stand hat Kristina Amendt, da ihrer Partei den Umfragen zufolge der Einzug in den Landtag nicht gelingen dürfte. Doch die 54-Jährige ist Widerstände gewohnt: Die Diplomingenieurin weiß sich in ihrem männerdominierten Beruf als Projektentwicklerin oder als Frau mit Migrationshintergrund durchzusetzen. Seit 2021 ist die gebürtige Ungarin Kitzinger FDP-Ortsvorsitzende. Kristina Amendt ist geschieden, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Kitzingen.
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Kandidat der ÖDP: Martin Günzel (59) aus Kitzingen
Engagiert ist Martin Günzel schon ewig, in der Politik ist er hingegen ein Neuling. Seit April 2023 sitzt er für die ÖDP im Kitzinger Stadtrat, nun geht der 59-Jährige als ÖDP-Direktkandidat den nächsten Schritt. Dabei ist ihm bewusst, dass weder für ihn noch für seine Partei der Einzug in den bayerischen Landtag realistisch ist. Der studierte BWLer arbeitet als Kaufmann bei einer Firma, die Isolierungen herstellt. Martin Günzel ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt in Kitzingen.
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Kandidat der Basis: Holger Klug (52) aus Prichsenstadt
Holger Klug (52) aus Prichsenstadt kandidiert für eine junge Partei, die sich erst 202o gründete: Die Basis. Die Partei gilt unter anderem als Sammelbecken von Impfgegnern und sogenannten Querdenkern. Sie lehnt viele staatlichen Maßnahmen, wie während der Corona-Pandemie, ab und tritt im Gegenzug für direkte Entscheidungen durch das Volk ein. Weder Die Basis noch Holger Klug haben Chancen auf einen Einzug in den Landtag.
Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels hatte der Kandidat der Partei Die Basis noch gefehlt. Nachdem der Kontakt zu ihm inzwischen zustande kam, wurde der Bericht um den zehnten Direktkandidaten im Stimmkreis ergänzt.