Das Tor springt auf, der Rettungswagen verlässt mit lautem Getöse das Gelände. Felix Wallström sitzt oben in der Kitzinger Rettungswache des BRK und lässt sich nicht beirren. Notfälle sind sein Alltag, wie ein roter Faden ziehen sie sich durch sein Leben – bis heute. Er hat darüber nicht sein Lächeln und seinen Optimismus verloren. Immer noch wollen viele Kinder – hypnotisiert von Blaulicht und Martinshorn – Feuerwehrmann oder Polizist oder Sanitäter werden; und orientieren sich dann doch anders. Auch Wallström wollte das – und ist dabei geblieben. So wie er nun in die Politik will. Als Direktkandidat der Freien Wähler kämpft der Volkacher am 8. Oktober um den Einzug in den bayerischen Landtag.
Mit 28 Jahren plant Wallström jetzt also den nächsten Schritt seines staunenswerten Aufstiegs. Er war Anfang 20, kam frisch von der Uni und sah sich am renommierten Würzburger Juliusspital mit einem ebenso interessanten wie imposanten Projekt betraut: der Fusion mit der Missio-Klinik zum Klinikum Würzburg Mitte. Andere hätten sich darunter kleingemacht, er wuchs daran.
Kaum hatte er die Herkulesaufgabe bewältigt, wartete schon die nächste Herausforderung. Mit 23 wurde er zum Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Kitzingen berufen. Plötzlich war er Chef von 300 Angestellten, die nicht minder erstaunt waren über ihren neuen Vorgesetzten. Er war der jüngste von drei Kandidaten. Mal wieder.
Bei Wallström ging vieles im Leben etwas schneller als bei anderen – und immer sieht es so aus, als mache er das im Vorbeigehen. Will man ihn porträtieren, kommt man an seinem Alter – oder besser: seiner Jugendlichkeit – nicht vorbei.
Er selbst macht das im Gespräch nicht zum Thema, man muss ihn schon gezielt darauf ansprechen. Ja, sagt Wallström dann lächelnd, natürlich sei er immer sehr zielstrebig gewesen. Nach dem Abitur in Münsterschwarzach absolvierte er – man möchte meinen: zwischen seinen Einsätzen als Sanitäter – ein BWL-Studium, Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. Aber die Wahrheit ist eben auch, dass er mit Ausdauer und Hartnäckigkeit glänzt. Für die Blitzkarriere beim BRK etwa nahm er, wenn man so will, 17 Jahre Anlauf.
Schon mit 14 ließ Wallström sich zum Sanitäter ausbilden
Als Sechsjähriger tauchte er in seiner Heimatgemeinde Schwarzach beim Jugendrotkreuz auf – und im Gegensatz zu anderen blieb er. Mit 14 ließ er sich – was damals noch ging – zum Sanitäter ausbilden. Bald darauf wurde er Rettungssanitäter und büffelte am Wochenende in stickigen Schulungsräumen für seinen Traum. Seine Freizeit spielte sich im Rettungswagen ab, 1600 Stunden in anderthalb Jahren, eine Ochsentour, am Ende war er Notfallsanitäter mit Staatsexamen – mehr ging nicht.
Der Rettungsdienst, so hat er einmal gesagt, habe ihn "schneller erwachsen" werden lassen – vielleicht erklärt das ein bisschen seinen raschen Aufstieg. Bei Hunderten von Einsätzen ist ihm kaum ein menschliches Leid oder Schicksal fremd geblieben. Wenn das Blaulicht anging, durchlebte er die volle Bandbreite. Keine so schlechte Schule für die Politik.
Fragt man ihn heute, was aus seinem Beruf sich in die Politik übertragen lasse, sagt er: "Der praktische Blickwinkel. Ich wollte immer etwas bewirken und bewegen." Als BRK-Chef saß Wallström mit im Corona-Krisenstab des Landkreises und lernte etwas über Entscheidungsprozesse – und wenn es um den Fachkräftemangel geht, der auch im Rettungsdienst und folglich am BRK nicht spurlos vorübergeht, dann schimpft er über die Bürokratie und die Hürden, die von der Kassenärztlichen Vereinigung aufgestellt würden. "Man muss die Dinge beim Namen nennen, auch wenn es mal unangenehm wird", sagt er.
Die Freien Wähler bieten ihm in der Politik große Freiheit
Zuhören will er, moderieren und Leute zusammenbringen. "Für alle die passende Lösung finden", wie er sagt, "nicht ideologisch" und "nicht vom grünen Tisch aus", sondern vor Ort, gemeinsam mit den Betroffenen. So einfach kann, so einfach sollte Politik sein, meint Wallström. Warum für die Freien Wähler? "Weil sie die bürgerliche Mitte repräsentieren und eine große Freiheit bieten – jenseits von Parteiprogrammen."
Trotz der Flugblatt-Affäre um Parteichef Aiwanger sind die Umfragewerte der Freien Wähler immer noch so, dass Wallström es nach München schaffen und das nächste Kapitel seiner imposanten Aufstiegsgeschichte schreiben kann. In Unterfranken steht er auf Listenplatz 4. Er ist bereit für den nächsten Schritt. Bereit, mal wieder als Jüngster ins Ziel zu kommen.
Felix Wallström im Steckbrief
Am 23. Juli 1995 in Kitzingen.
Ledig, liiert, keine Kinder.
Studium BWL-Gesundheitsmanagement, Ausbildung mit Staatsexamen zum Notfallsanitäter. Beruf: BRK-Kreisgeschäftsführer.
Mein Einstieg war die Kandidatur bei der Kommunalwahl 2020 für den Kreistag. Seither engagiere ich mich in der Region und bin Mitglied bei den Freien Wählern.
Auch ehrenamtlich bin ich beim BRK tätig als stellvertretender Ortsgruppenleiter. Ich bin gewählter Beirat im Förderverein Gesundheit Mainschleife. Meine Hobbys sind Wandern, Fotografieren und Wassersport.
Mein Balkon, der perfekte Ort, um mit Familie und Freunden gute Zeit zu verbringen und auf meine Heimatstadt Volkach zu schauen.
Nein. Im politischen Geschehen ist es wichtig, seinen eigenen Charakter nicht zu verlieren und authentisch zu bleiben.
Ich würde mich ab der ersten Minute für die Belange und Menschen unserer Region einsetzen.