
Ein CSU-Direktmandat im Stimmkreis Kitzingen bei der Landtagswahl verteidigen? Das war mal ein Selbstläufer. Aber die Zeiten ändern sich – und Barbara Becker, die seit 2018 den Stimmkreis im Maximilianeum vertritt, würde der Aussage sowie nicht zustimmen. "Ich weiß sehr gut, dass ich mir jede Stimme neu erarbeiten muss", sagt die Wiesenbronnerin. Wobei sie im Wahlkampf keinen großen Unterschied zur normalen Abgeordneten-Arbeit sieht. "Ich bin eh gern bei die Leut.'"
Unter die Leute gehen. Mit ihnen reden. Versuchen, zwei Seiten zusammenzubringen. Das sind wesentliche Merkmale der Arbeit der 54-jährigen Diplompädagogin, die vor dem Einzug in den Landtag als Unternehmensberaterin mit eigenem Büro tätig war. Führung, Strategie, Moderation – den Werkzeugen, die sie dort eingesetzt hat, bleibt sie bei der politischen Arbeit treu.
Sie wählt sich ein Thema, holt die verantwortlichen Politiker in den Landkreis, setzt sie mit denen, die das Thema betrifft, zusammen, mit dem Ziel, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. "Jammern braucht ihr nicht. Das will ich nicht hören", sagt sie dann schon mal zu den Bürgern. Und fordert auf der anderen Seite von den führenden Politikern klare Aussagen ein.
Barbara Becker war zunächst Mitglied in den Ausschüssen für Umwelt und Verbraucherschutz sowie für Gesundheit und Pflege. Nach der Kabinettsumbildung wechselte sie im März 2022 in den Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen. Ihr Thema? "Wasser, Wasser, Wasser", sagt sie sofort. Dass jeder einfach seine Fässer fülle, müsse aufhören. "Es braucht klügere Ideen."
Pilotprojekte für die Bewässerung im Landkreis Kitzingen

Das Gebot dabei: kein Grundwasser, sondern nur Oberflächenwasser zur Bewässerung nutzen. Das umstrittene Pipeline-Projekt vom Main nach Iphofen unterstützt sie. "Es ist sinnvoll, wenn in Notzeiten im Weinbau und Gartenbau bewässert wird." Anregungen zum Umgang mit Hitze und Trockenheit sucht im Austausch mit Fachleuten aus Israel.
Die Pilotprojekte zur Bewässerung in ihrem Stimmkreis zählt sie zu dem, was sie in ihrer ersten Amtszeit erreicht hat, und nennt eine Reihe von weiteren Punkten: vom Schutz der Mainfähren als Kulturerbe über ein Pflege-Pilotprojekt im Raum Gerolzhofen bis zur Co-Finanzierung des Technologiezentrums Kitzingen.
Doch es gibt auch Ziele, die sie nicht erreicht hat – Becker würde das Wörtchen "noch" in diesen Satz einfügen. "Ich hätte gedacht, dass es mit der Reaktivierung der Mainschleifenbahn schneller was wird", gibt sie zu, spricht von einer "Plateauphase", in der es im Moment nicht weitergehe. "Es braucht viele runde Tische, damit der Knoten platzt."
Auch mit ihrer Forderung nach weniger Bürokratie in der Pflege kommt sie nicht recht voran. "Aber ich bin beharrlich, ich werde weiter bohren." Bei Förderprogrammen ist ihr ebenfalls vieles zu komplex.
Politik ist für Barbara Becker wie ein Schachspiel
Den Unterschied zum früheren Berufsleben hat sie schnell gelernt: "Als Unternehmerin konnte ich eigenständig entscheiden und habe die Konsequenzen immer alleine getragen." Die Politik vergleicht sie mit einem Schachspiel: "Man muss immer sieben Züge vorausblicken und stets darauf achten, welche Nebenwirkung eine Sache hat."
Laut zu werden oder polemisch, ist ihre Sache nicht. Sie spricht nicht von politischen Gegnern, sondern von Mitstreitern. Der Landtag sei ein Ausschuss-Parlament und in den Ausschüssen würden die Parteien meist hervorragend zusammenarbeiten, sagt die CSU-Frau.
Aber wie sieht es mit Christian Klingen aus, der für die AfD als Abgeordneter des Stimmkreises Kitzingen in den Landtag eingezogen ist, Fraktion und Partei später verlassen hat? Arbeiten beide in München zusammen? "Wir haben verschiedene Themen", sagt Becker. "Wir haben keine Gemeinsamkeiten." Ein Satz, der sicherlich nicht ausreicht.
Was also ist für sie der Weg, den Zuwachs der AfD zu stoppen? Versuche, "am rechten Rand zu fischen", hält sie für falsch; das werde die Partei nur stärken. Besser sei: die eigene Arbeit bestmöglich zu machen und für eine wertegeleitete gute Wirtschafts- und Sozialpolitik zu arbeiten. Mit Sorge sieht sie "Leute, die am Computer sitzen und es gut finden, wenn man nur motzt".
Herauszufinden, was diese Menschen wollen und brauchen, sei eine Herausforderung. "Im persönlichen Gespräch sind solche Leute eher erreichbar", sagt Becker. Auch das versucht sie, wenn sie "unter die Leut'" geht.
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Barbara Becker im Steckbrief
Wann und wo sind Sie geboren?18. Juni 1969, Schweinfurt.
Verheiratet, zwei Kinder.
Diplom-Pädagogin (univ.), Unternehmensberaterin.
Von einer Freien Wählergemeinschaft 2008 zur CSU. Kreistag seit 2013, Landtag seit 2018.
Ehrenämter: Synodale in der Landeskirche, Helfen bei der Tafel, Gründerin von BIOP (Bavarian Israeli Overpass), eine Organisation, die bayerische und israelische Start-Ups und Initiativen zusammenbringt). Hobbys: Singen, Steptanz.
Auf dem Schwanberg. Der Blick in die Ferne tut gut. Das Wissen, dass auf diesem Berg schon Hunderte von Generationen seit den Kelten waren, lässt aktuelle Herausforderungen klein werden.
Nelson Mandela. Er hat sich immer die Liebe zu den Menschen bewahrt.
Eine Dankeschön-Feier für alle Wahlkampf-Helfer/innen im Stimmkreis. In München: die Wasserstrategie für Nordbayern umsetzen.