Vor vielen Menschen zu sprechen, ist Wolfgang Lenhard gewohnt. Daran liegt es nicht, dass Auftritte im Bierzelt nicht sein Ding sind, wie er bei seiner Wahl zum Direktkandidaten der Grünen im Stimmkreis Kitzingen im vergangenen Herbst sagte. An der Uni Würzburg steht der akademische Direktor regelmäßig vor hunderten Studierenden, lehrt und forscht dort am Lehrstuhl für Psychologie.
Doch im Gespräch wird schnell klar, wie wenig der 49-Jährige mit Hau-Drauf-Politik anfangen kann. Stattdessen spricht er lieber über die oft als bequem kritisierte "Generation Z", die er bei seiner Arbeit ständig erlebt: "Es ist eine Freude zu sehen, wie sich die jungen Menschen entwickeln und wachsen", findet Wolfgang Lenhard. Er liebt diese Aufgabe – und würde sie im Fall seiner Wahl in den Landtag doch hinter sich lassen, um sich im Bayerischen Landtag für eine bessere Bildungspolitik einsetzen können.
Ausbildung fürs Lehramt müsste reformiert werden
Damit beginnen müsste man in seinen Augen direkt an der Universität, bei der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Lenhard würde diese langfristig die Abschlüsse Bachelor und Master erreichen lassen und sieht auch kurzfristig Änderungsbedarf an den Schulen: Lehrkräfte bei der Verwaltung entlasten, Schulen mehr Freiheiten geben und mehr sonderpädagogische Fachleute dort einsetzen.
Das ist sein Thema, das Fachwissen und die Verbesserungsvorschläge sprudeln nur so aus ihm heraus. Doch er lebt im Dettelbacher Ortsteil Bibergau auf dem Land und tritt im ländlich – und landwirtschaftlich – geprägten Stimmkreis Kitzingen an. Wie gut kennt sich der politische Quereinsteiger mit den Themen aus, die weiter weg sind vom universitären Leben?
Wolfgang Lenhard sieht die Region "stark vom Klimawandel betroffen" und hält es für notwendig, die Dörfer und Städte auf die steigenden Temperaturen vorzubereiten. Der Hitzesommer brenne den Leuten auf den Nägeln, erlebe er immer wieder. Dazu zähle auch das Thema Bewässerung. "Natürlich müssen Landwirte Wasser haben, aber es muss fair verteilt werden", betont der Bibergauer.
Auch spricht der Direktkandidat der Grünen sich nicht grundsätzlich gegen eine Bewässerung der Weinberge mit Mainwasser aus, sieht in dem Komplex aber viele ungelöste Fragen. Und hält Wasserreservoirs wie Vinaqua in Volkach für die bessere Lösung.
Energiewende fördern, gesellschaftliche Spaltung bekämpfen
Lösungen finden möchte der Vater von zwei Söhnen auch auf so drängende Herausforderungen wie die Energiewende oder die gesellschaftliche Spaltung. Gleichzeitig wisse er auch, dass er dafür höchstens den Anfang machen könne. Sein jüngerer Sohn hat gerade Abi gemacht, er gehöre zu der Generation, die dann diese Probleme lösen müsse, "die wir nicht lösen können".
Er wolle die Leistung der Älteren nicht schmälern, betont Wolfgang Lenhard, kommt im Gespräch aber nochmals auf sein Herzensthema zurück, die junge Generation. Diese würde er gerne schon mit 16 Jahren wählen lassen: "Man muss den jungen Menschen die Chance geben, sich einzubringen."
Eine Forderung ganz im Sinne der Grünen, deren klare inhaltliche Positionierung ihm wichtig ist, wie er sagt: "Unsere Meinung ändert sich nicht zweimal am Tag." Politische Aussagen dürften jedoch nicht auf Spaltung ausgerichtet sein. "Alle Demokraten müssen zusammenhalten", betont der 49-Jährige. Gleichsam als Bollwerk gegen die AfD, die er als rechtsradikal bezeichnet. Und er sagt einen Satz, den man ihm auch als schwarz-grünes Liebäugeln auslegen könnte: "Die Grünen sind konservativ im eigentlichen Sinne, denn sie wollen die Natur erhalten."
Auch wenn Wolfgang Lenhard vielleicht keine Bierzelt-Polemik mag, so weiß er doch, Spitzen zu setzen. Eine durchaus nützliche Fähigkeit, sollte ihm der Sprung in den Landtag gelingen. Sein Ziel – und das der Grünen – sei nicht die Opposition, sondern eine Beteiligung an der Staatsregierung: "Ich glaube, dass die Grünen viel Gutes tun könnten für unser Land."
Prof. Dr. Wolfgang Lenhard
Am 28. Juli 1974 in Schweinfurt, aufgewachsen in Grettstadt (Lkr. Schweinfurt).
Verheiratet, zwei Söhne: Alexander (27) und Salomon (18).
Doppelstudium der Sonderpädagogik und Psychologie, seit 2008 an der Uni Würzburg, Lehre und Forschung in der pädagogischen Psychologie.
Seit der Bundestagswahl 2021 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Zunächst Sprecher des Dettelbacher Ortsverbands, aktuell Beisitzer.
Ich bin sportlich sehr aktiv und liebe es, neue Dinge zu lernen. Ich war in der Flüchtlingshilfe engagiert. Am wichtigsten ist für mich meine Familie.
Unsere Gegend mit den lieblichen Hügeln und der Mischung aus Natur- und Kulturlandschaft bietet sehr viele wunderbare Orte. Im Einklang mit der Natur bin ich im Totholzgarten im Bibergauer Grund, während die Pferde grasen und die Sonne hinter den Hügeln untergeht.
Ich habe kein spezifisches Vorbild, bewundere aber den Widerstand im Dritten Reich und die friedliche Revolution in der DDR.
Das Wahlalter auf 16 Jahre herabsetzen.
Als Psychologe kenne ich mich hervorragend mit der kognitiven Entwicklung aus. Ich kenne auch den Verlauf aller Intelligenzfacetten über die Lebensspanne und ich kann Ihnen aus fachlicher Sicht garantieren, dass die meisten jungen Menschen ab dem Alter von 16 Jahren die Fähigkeit zum reflektierten Wählen haben. Ihre pauschale Ablehnung des Wahlrechts junger Menschen müsste logischerwese auch zu einer pauschalen Aberkennung des Wahlrechts bei alten Menschen führen - und das wollen sicherlich weder Sie noch ich, da dies absolut ungerecht und antidemokratisch wäre.
Echt jetzt? Alte Menschen mit Erfahrung und Wissen von Jahrzehnten mit 16 jährigen im Wahlrecht gleichstellen? Ja das ist typisch grüne Logik, also unwählbar, ich lächele jetzt lieber, bevor ich mich aufrege 😀. Allerdings habe ich auch kein Doppelstudium, vielleicht liegt es daran. 😉
Ihr Vergleich Jung/Alt ist ja mehr als grenzwertig
Heute stellt die Volljährigkeit mit 18 niemand mehr in Frage.
Mir erscheinen die heutigen Jugendlichen reifer als wir damals. Somit kann das Wahlalter gesenkt werden. Man könnte ja zunächst mal bei den Kommunalwahlen beginnen.
Sollte ich da etwas mißverstanden haben, bitte um Korrektur.
Alle diejenigen, die diese Forderung des Absenkens des Wahlalters unterstützen, fordere ich auf, in sich zu gehen und mal zu überlegen, was sie mit 16 Jahren gedacht und getan haben. Ich kann nur sagen: Meine Freunde und ich dachten da am wenigsten an Politik, wir hatten mit uns soviel zu tun, daß dafür wirklich keine Zeit und Interesse bestand.
Jeder, der dies fordert, weiß um die Ungefestigtkeit in diesem Alter. In diesem Alter empfinden viele dieser jungen Menschen Ungeduld und versuchen, aus dem Hergebrachten und auch aus dem Elternhaus auszubrechen
Wer für diesen Personenkreis das Wahlrecht fordert, tut dies bewußt, um beispielsweise mit den Stimmen der Unerfahrenen die Grünen zu stärken. Betätigt sich Herr L. da wie besagter Hamelner?
als ich am Humboldt war... waren wir vllt 5-8 'offene' JUler und vllt 3-5 'offene' Jusos....
darunter M. Schneider (später JU K reisVorsitzender Stadt) und Töpper für die SPD im Jahr drüber....
zu meiner Zeit waren wir 1.000-1.200 Schüler.
und heute? nicht viel anders. Gut.. Klimaterroristen mal beiseite gelassen... die Politisierung der Gesellschaft und der Jugend lässt nach. Die Nachwuchsprobleme in manchen Regionen zeigen es
Ich erlebe unsere jungen Menschen als sehr engagiert und reflektiert. Ich finde, sie sollten mehr mitbestimmen können, auch um sie frühzeitiger an Meinungsbildungsprozessen zu beteiligen. Die Demokratie wird dadurch gestärkt. Wieso schließen wir per se jüngere Menschen aus? Diese jungen Menschen haben schließlich am längsten mit den Folgen der Entscheidung zu leben.
Ein Mitkommentator fragte ernsthaft, ob ich der gleichen Meinung wäre, würde sich die wahlbereite Jugend einen gewissen Herrn aus der afd wünschen: J A erst recht. Dieses Laufen in verkehrte Richtungen sollte durch Beibehalten des jetzigen Wahlalters verhindert werden!! Sie kennen viele junge Menschen, alleine schon Ihres Berufes wegen. Die haben aber das Wahlalter erreicht!
Kennen Sie auch die Jugendlichen, die nicht an der Uni studieren, sondern in die Berufsausbildung einsteigen?
Und haben Sie mal hinterfragt, weshalb sich diese Besetzer ausgerechnet Ihre Vorlesung ausgesucht hatten?
Als gebildeter Grüner mit beispielhaftem Beruf könnte ich Sie mir als Berater Ihrer Parteiführung in Berlin sehr gut vorstellen und hoffe auf eine neutrale Unterrichtung Ihrer Ihnen anvertrauten Studierenden.
Zitat: "Ja, man muss Menschen zugestehen, sich ändern zu können. Das gilt besonders für Dinge, die man in der Jugend getan hat, aber auch später im Leben, sofern man sein Verhalten reflektiert, sich glaubhaft ändert,und es auch bereut."
Ihre Partei sollten Ihre Aussagen anwenden und die unsägliche Causa "Aiwanger" beenden.
Man muss Menschen zugestehen, sich ändern zu können. Das gilt besonders für Dinge, die man in der Jugend getan hat, aber auch später im Leben, sofern man sein Verhalten reflektiert, sich glaubhaft ändert und es auch bereut. Sie selbst hatten zu dieser Zeit vielleicht kein Interesse an Politik, aber viele junge Menschen haben es.
Ich erlebe unsere jungen Menschen als sehr engagiert und reflektiert. Ich finde, sie sollten mehr mitbestimmen können, auch um sie frühzeitiger an Meinungsbildungsprozessen zu beteiligen. Die Demokratie wird dadurch gestärkt. Wieso schließen wir also per se jüngere Menschen? Diese jungen Menschen haben schließlich am längsten mit den Folgen der Entscheidung zu leben.
Warum belassen Sie es hier nicht bei dem Hinweis auf die von Ihnen vermutete "Ungefestigtheit der Jugend", sondern nennen hier die Grünen, denen die Jugend nach ihrer Meinung wohl auf den Leim geht?
Was wäre, wenn sich die wahlbereite Jugend einen Höcke oder wenigstens einen Aiwanger oder Söder wünschen würde? Hätten Sie dann mit der Herabsetzung des Wahlalters auch ein Problem?
Mit 16 Jahren darf man arbeiten, Steuern und Sozialversicherung zahlen, tonnenschwere Traktoren fahren, sich mit Bier und Wein besaufen. Warum also nicht auch wählen?
Die SPD behauptete dies schon vor ca 20 Jahren, da denen das "Wahlklientel" auszugehen drohte.
Und ja, ich hätte damit genau das gleiche Bauchweh. Viele Ungefestigte sehnten sich vielleicht nach so einem "starken Mann".
Nur, daß Sie hier mit einem mir unaussprechlichen Namen dieser rechtsaußen Partei aufwarten, läßt tief blicken. Für Sie: Ich meine die afd!
Ja, mich besorgt ein noch nicht gefestigter Jugendlicher, der aus unerfahrenem Vorwärtsstürmen Parteien bestätigen würde, die z.B. nichts zur Aufrechterhaltung unseres sozialen Friedens zu tun bereit ist. Dies würde nämlich bedeuten, gemeinsam mit der EU illegalen Zuzug zu stoppen, wozu die Grünen nicht bereit sind.
Ob ein Wahlergebnis in Bayern die Machtverhältnisse im Bund zementieren würde, wage ich zu bezweifeln. Ich habe viel mehr Angst vor einem Rutsch nach rechts zurück in alte Zeiten, weil bestimmte Parteien mittlerweile gerne am ganz rechten Rand grasen und somit das Gedankengut der AfD hoffähig machen. Das spaltet unsere Gesellschaft, nicht die Grünen, welche ja übrigens nirgendwo alleine regieren, sondern in Koalitionen mit SPD, FDP und auch mit CDU und den Linken. Also mit allen Parteien, die man noch als demokratisch bezeichnen kann.
Warum sollte man den Menschen ab 16 nicht zugestehen auch mal einen (Wahl-) Fehler zu machen? Vor wenigen Tagen wurde ein in der Jugend begangener Fehler viel größeren Kalibers als Jugendsünde abgetan und trotz fragwürdiger Aussagen und anstandsarmen Verhaltens (fast) allgemein verziehen.
DANN wäre auch die AFD nicht so stark.
Aber alle Parteien sind in den letzten 20 Jahren gedanklich nach links gerutscht.... den Fehler haben alle gemacht... auch leider teilweise die CSU. Aber dort hat man doch von der Basis erfolgreich Kontra bekommen *schulterzuck*
Noch dreister wird die Nummer, wenn man als Dettelbacher Stimmen aus dem Altlandkreis GEO haben möchte, aber sich für Menschen und belange dort nicht interessiert.
Warum auch. Man kandidiert ja für Kitzingen und nicht für Schweinfurt.
Dieses Malheur zieht sich durch alle Parteien - keiner lässt sich blicken, allen ist egal, was im Süden von SW passiert - aber unsere Stimmen wollen sie haben.
Und jetzt soll keiner sagen, sie könnten dafür ja nichts. Es mag ja sein, aber wenn der Süden des Lkr. SW nicht wählen geht, gibt's keine Stimmen.