Eigentlich muss man sich nicht wundern, dass Kristina Amendt sich dafür entschieden hat, in die Politik zu gehen. Ob im Beruf oder im Privatleben, die gebürtige Ungarin hat selbst gegen manchen Widerstand ankämpfen müssen. Als Projektentwicklerin weiß sie, welch hohe bürokratische Hürden manchem Gründer im Wege stehen.
Nebenbei arbeitet sie daran, Kommunen und Grundstücksbesitzern das Aufstellen von Windrädern schmackhaft zu machen – und Anwohner davon zu überzeugen, dass es kein Fehler war, die 10-H-Regel in Bayern zu lockern. Nicht zuletzt sieht sie die Gleichstellung von Mann und Frau noch in weiter Ferne: Sie selbst kam als junge Mutter vor gut 20 Jahren nicht in den Genuss einer Kinderbetreuung, stellte ihr Karriere zurück und hat sich heute in einer echten Männerdomäne zu behaupten. Projektentwicklerin? Da gibt es auch Frauen?
Ja, gibt es. "Als arbeitende Frau mit Migrationshintergrund erlebe ich in meinem Alltag immer wieder Ausgrenzung", erzählt sie betroffen von verschiedenen Situationen. So wurde sie zum Beispiel aufgefordert, doch endlich die Sprache ordentlich zu lernen. Oder am besten direkt zurück nach Ungarn zu gehen. Dabei ist Kristina Amendts Zuhause seit über 20 Jahren Kitzingen; vorher lebte sie fünf Jahre lang in Würzburg. Ihre beiden Kinder seien inzwischen aus dem Haus – und die studierte Diplomingenieurin kann sich weiteren ambitionierten Aufgaben widmen: der Landespolitik.
Und zwar im Zeichen der FDP. Begonnen hat sie ihre politische Karriere bei der CSU, wirklich wohl hat sie sich dort nach eigenen Worten allerdings nicht gefühlt. Das konservative Korsett zwickte, nicht nur, aber auch hinsichtlich der christlichen Werte. Sie selbst sei nicht getauft, habe in jeder Hinsicht einen großen Freiheitsdrang. Bei der Kitzinger FDP fühlte sich dementsprechend sofort wohl. Und gebraucht.
Die Gruppierung sei viel kleiner, familiärer. Das bedeute natürlich, dass jeder Einzelne dann mehr leisten müsse. Den Einblick in die verschiedenen Aufgabenfelder und Bereiche einer Partei zu bekommen, vor allem auf der kleinen Ebene, das sei es, was ihr richtig Spaß mache.
Die Motivation, eine größere Bühne zu betreten, hat Kristina Amendt trotzdem. Ihr Steckenpferd sind die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit; da macht ihr keiner was vor. "Die Energiewende muss her, ja", sagt sie überzeugt. "Die Frage ist nur, in welchem Tempo." Schließlich schlägt auch das Herz des Mittelstands in ihrer Brust, und der ist aktuell nur schwer noch zusätzlich belastbar.
"Die Frage, die alle Parteien beschäftigt, ist doch: Wie schnell kann die Wende kommen, ohne dass die Belastung zu hoch wird?" Sie glaubt fest daran, dass die Forschung in einigen Jahren so weit sei, den von Windrädern und Photovoltaikanlagen erzeugten Strom zu sammeln, zu speichern und wieder verteilen zu können. "Vorher müssen die Anlagen aber erst einmal gebaut sein."
In Kitzingen hat Kristina Amendt eine FDP-Ortsgruppe gegründet
Amendt hat zu vielen politischen Themen ihre ganz eigene Meinung – Kitzingen sei aber ganz klar in ihrem Fokus. Hier wolle sie etwas aufbauen. Mit der Gründung einer Ortsgruppe und dem festen Ziel, bei der nächsten Kommunalwahl einen oder mehrere Sitze im Stadtrat zu erringen, ist der Anfang gemacht.
Für Kristina Amendt ist Kitzingen zur Heimat geworden. Sie freut sich darüber, wie viel sich in den vergangenen Jahren getan hat, stellt zum Beispiel dem Stadtmarketingverein ein sehr gutes Zeugnis aus. Aber sie findet auch, dass hier noch einiges an Potenzial schlummert.
Das schlummert auch in ihr selbst. Im Moment macht sie sich noch keine großen Gedanken darüber, wie es laufen könnte, wenn sie es als Nummer 2 der FDP-Liste in den Landtag schaffen sollte. "Das mache ich dann, wenn es soweit ist", sagt das Energiebündel und lacht. Sie hat schon manche Hürde gemeistert. Warum nicht auch diese?