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Kitzingen
Landtagswahl 2023: Warum FDP-Frau Kristina Amendt bei der Energiewende zu Besonnenheit rät
Multitalent mit Freiheitsdrang: Die Wahl-Kitzingerin ist Expertin für Windkraftanlagen und steckt ihre Energie auch gerne in politische Projekte. Warum bei der FDP?
Kristina Amendt hat sich 'als arbeitende Frau mit Migrationshintergrund' selbst durchkämpfen müssen und engagiert sich jetzt für Chancengleichheit in der Gesellschaft.
Foto: Patty Varasano | Kristina Amendt hat sich "als arbeitende Frau mit Migrationshintergrund" selbst durchkämpfen müssen und engagiert sich jetzt für Chancengleichheit in der Gesellschaft.
Julia Volkamer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Eigentlich muss man sich nicht wundern, dass Kristina Amendt sich dafür entschieden hat, in die Politik zu gehen. Ob im Beruf oder im Privatleben, die gebürtige Ungarin hat selbst gegen manchen Widerstand ankämpfen müssen. Als Projektentwicklerin weiß sie, welch hohe bürokratische Hürden manchem Gründer im Wege stehen.

Nebenbei arbeitet sie daran, Kommunen und Grundstücksbesitzern das Aufstellen von Windrädern schmackhaft zu machen – und Anwohner davon zu überzeugen, dass es kein Fehler war, die 10-H-Regel in Bayern zu lockern. Nicht zuletzt sieht sie die Gleichstellung von Mann und Frau noch in weiter Ferne: Sie selbst kam als junge Mutter vor gut 20 Jahren nicht in den Genuss einer Kinderbetreuung, stellte ihr Karriere zurück und hat sich heute in einer echten Männerdomäne zu behaupten. Projektentwicklerin? Da gibt es auch Frauen?

Ja, gibt es. "Als arbeitende Frau mit Migrationshintergrund erlebe ich in meinem Alltag immer wieder Ausgrenzung", erzählt sie betroffen von verschiedenen Situationen. So wurde sie zum Beispiel aufgefordert, doch endlich die Sprache ordentlich zu lernen. Oder am besten direkt zurück nach Ungarn zu gehen. Dabei ist Kristina Amendts Zuhause seit über 20 Jahren Kitzingen; vorher lebte sie fünf Jahre lang in Würzburg. Ihre beiden Kinder seien inzwischen aus dem Haus – und die studierte Diplomingenieurin kann sich weiteren ambitionierten Aufgaben widmen: der Landespolitik.

"Als arbeitende Frau mit Migrationshintergrund erlebe ich in meinem Alltag immer wieder Ausgrenzung."
Kristina Amendt, FDP-Landtagskandidatin

Und zwar im Zeichen der FDP. Begonnen hat sie ihre politische Karriere bei der CSU, wirklich wohl hat sie sich dort nach eigenen Worten allerdings nicht gefühlt. Das konservative Korsett zwickte, nicht nur, aber auch hinsichtlich der christlichen Werte. Sie selbst sei nicht getauft, habe in jeder Hinsicht einen großen Freiheitsdrang. Bei der Kitzinger FDP fühlte sich dementsprechend sofort wohl. Und gebraucht.

Die Gruppierung sei viel kleiner, familiärer. Das bedeute natürlich, dass jeder Einzelne dann mehr leisten müsse. Den Einblick in die verschiedenen Aufgabenfelder und Bereiche einer Partei zu bekommen, vor allem auf der kleinen Ebene, das sei es, was ihr richtig Spaß mache.

Kitzingen ist für Kristina Amendt längst zur Heimat geworden. Mit der FDP möchte sie gerne auch in den Stadtrat einziehen.
Foto: Patty Varasano | Kitzingen ist für Kristina Amendt längst zur Heimat geworden. Mit der FDP möchte sie gerne auch in den Stadtrat einziehen.

Die Motivation, eine größere Bühne zu betreten, hat Kristina Amendt trotzdem. Ihr Steckenpferd sind die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit; da macht ihr keiner was vor. "Die Energiewende muss her, ja", sagt sie überzeugt. "Die Frage ist nur, in welchem Tempo." Schließlich schlägt auch das Herz des Mittelstands in ihrer Brust, und der ist aktuell nur schwer noch zusätzlich belastbar.

"Die Frage, die alle Parteien beschäftigt, ist doch: Wie schnell kann die Wende kommen, ohne dass die Belastung zu hoch wird?" Sie glaubt fest daran, dass die Forschung in einigen Jahren so weit sei, den von Windrädern und Photovoltaikanlagen erzeugten Strom zu sammeln, zu speichern und wieder verteilen zu können. "Vorher müssen die Anlagen aber erst einmal gebaut sein."

In Kitzingen hat Kristina Amendt eine FDP-Ortsgruppe gegründet

Amendt hat zu vielen politischen Themen ihre ganz eigene Meinung – Kitzingen sei aber ganz klar in ihrem Fokus. Hier wolle sie etwas aufbauen. Mit der Gründung einer Ortsgruppe und dem festen Ziel, bei der nächsten Kommunalwahl einen oder mehrere Sitze im Stadtrat zu erringen, ist der Anfang gemacht.

Für Kristina Amendt ist Kitzingen zur Heimat geworden. Sie freut sich darüber, wie viel sich in den vergangenen Jahren getan hat, stellt zum Beispiel dem Stadtmarketingverein ein sehr gutes Zeugnis aus. Aber sie findet auch, dass hier noch einiges an Potenzial schlummert.

Das schlummert auch in ihr selbst. Im Moment macht sie sich noch keine großen Gedanken darüber, wie es laufen könnte, wenn sie es als Nummer 2 der FDP-Liste in den Landtag schaffen sollte. "Das mache ich dann, wenn es soweit ist", sagt das Energiebündel und lacht. Sie hat schon manche Hürde gemeistert. Warum nicht auch diese?

Kristina Amendt im Steckbrief

Wann und wo sind Sie geboren?
Am 23. Oktober 1969 in Dunaújváros (Ungarn)
Wie ist die familiäre Situation?
Geschieden, zwei erwachsene Kinder (23 und 22 Jahre)
Welche Ausbildung, welchen Beruf haben Sie?
Diplom-Betriebsingenieurin (FH Ungarn)
Wie verlief Ihre politische Karriere?
Ich war von 2017 bis 2019 als Teil der Frauenunion und der Mittelstandsunion CSU-Mitglied und wechselte dann zur FDP. Dort bin ich seit Februar 2020 stellvertretende Kreisvorsitzende, seit Juli 2021 Kitzinger Ortsvorsitzende und gehöre seit November 2021 als Beisitzerin zum Vorstand der FDP Unterfranken. 
Was sind weitere Ehrenämter und Hobbys?
Tauchen, Fitness, Spaziergänge mit meinem Hund, mit Freunden zusammen kochen oder saunieren
Was ist Ihr Lieblingsplatz im Stimmkreis?
Es gibt viele. Am Kitzinger Stadtbalkon verbringe ich gerne einen entspannten Feierabend bei einem kühlen Weißwein. Im Gasthaus "Zum Stern" in Sulzfeld esse ich gerne ein leckeres Schnitzel. Und auf dem Schwanberg bei Rödelsee gehe ich mit meinem Hund im Wald spazieren.
Haben Sie ein politisches Vorbild?
Ich bewundere Nicola Beer. Sie ist eine engagierte Frau, die als Vizepräsidentin und Mitglied des Europäischen Parlaments in Europa und stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende im EU-Parlament sehr gute Arbeit leistet. Als Ungarin, die seit 26 Jahren in Deutschland lebt, halte ich die Europäische Union für einen wichtigen gemeinsamen Wirtschaftsraum.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Landtagsabgeordnete?
Unseren Wohlstand zu sichern. Wir müssen bezahlbare, erneuerbare Energien ausbauen und die Bürokratie in Form langwieriger Genehmigungsverfahren abbauen. Dem Fachkräftemangel können wir mit kontrollierter Zuwanderung und zeitgemäßer Ausbildung entgegenwirken. In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft muss es gleiche Chancen für Frauen geben. Dafür möchte ich kämpfen.
Quelle: ljr
 
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