Jetzt, nach dem 0:1 bei Ex-Trainer Michael Schiele und seiner Braunschweiger Eintracht, hat sich dann auch alles Rechnen erledigt. Am kommenden Samstag ist die Ausgangslage für dieWürzburger Kickers beim Heimspiel gegen Viktoria Berlin sehr schlicht und einfach: Gewinnen sie nicht, dann steht der Abstieg in die Fußball-Regionalliga Bayern unverrückbar fest. An eine Rettung mag angesichts von zehn Punkten Rückstand zum rettenden Ufer ohnehin kaum noch jemand glauben. Es ist an der Zeit, die Scherben zusammenzukehren. Die neue Klub-Führung wird in den nächsten Wochen richtungsweisende Entscheidungen treffen müssen. Zunächst aber bleibt die Frage: Wie konnte es soweit kommen? Die Gründe für eine desaströse Saison des mit mit vielen Hoffnungen gestarteten Zweitliga-Absteigers:
Die Kaderzusammenstellung
Klar, das Dilemma begann schon früher: mit Investoren-Berater Felix Magath, dem Rauswurf von Schiele nach zwei Zweitliga-Spieltagen, abenteuerlich anmutenden Verpflichtungen von international bekannten, aber in Würzburg kaum einmal auffällig gewordenen Spielern in der Vorsaison. Trotzdem, auch wenn das Budget begrenzt war: Viele Personal-Entscheidungen von Ex-Sportvorstand Sebastian Schuppan im vergangenen Sommer wirken im Rückblick mindestens unglücklich oder eben einfach falsch. Ein Klub wie beispielsweise der FSV Zwickau hatte gewiss nicht mehr finanziellen Spielraum. Die Westsachsen feierten mit dem in Würzburg im Sommer aussortierten Dominic Baumann den Klassenerhalt. Der Angreifer erzielte in dieser Saison insgesamt neun Treffer. So viele Tore hat kein einziger Akteur im Kickers-Team auf dem Konto.
Bei den Kickers wurde vor der Saison indes Fanol Perdedaj als neuer Anführer im Mittelfeld vorgestellt. Er gehörte am Samstag in Braunschweig noch nicht einmal zur Startelf. Lange zog sich die Verpflichtung von "Wunschspieler" Mirnes Pepic hin. Auch er ist nur noch ein Bankdrücker. Die Liste der Akteure, die die in sie gesetzten Erwartungen bei weitem nicht erfüllen konnten, ließe sich fast nach Belieben fortsetzen: Darauf stehen ebenso Alexander Lungwitz, Ryan Adigo und letztlich auch Marvin Pourié. Der vermeintliche Königstransfer stand im Mittelpunkt eines teaminternen Zwists, wurde zwischenzeitlich suspendiert und dann wieder rehabilitiert. Das Engagement war ihm auch am Samstag nach seiner Einwechslung nicht abzusprechen. Aber sechs Tore sind auch für ihn eine alles andere als zufriedenstellende Bilanz.
Damit ist Pourié aber noch immer bester Torschütze. Das freilich wirft auch ein Licht auf die Aussagen der damaligen Verantwortlichen zu Saisonbeginn, die in Eigengewächs Maximilian Breunig den großen Hoffnungsträger für den Angriff sahen. Eine Anspruchshaltung, der der 21-Jährige auch aufgrund von Verletzungen nie gerecht werden konnte, die ihn aber auch eher zu lähmen schien.
Unterm Strich bleibt die Erinnerung an einen Kader, der nie zu einer echten Mannschaft wurde, der zwar auch in Braunschweig nicht aufsteckte, in den entscheidenden Situationen aber die letzte Entschlossenheit und wie vor dem Gegentreffer auch die nötige Konzentration vermissen ließ.
Die Trainer
Dass diese Mannschaft schwer zu führen ist, war spätestens seit dem Ärger rund um die Personalie Pourié für jeden offensichtlich. Drei Trainer mit drei unterschiedlichen Ansätzen schafften es nicht, die Mannschaft in die Spur zu bringen. An der Aufgabe, diesem Kader eine Hierarchie zu geben, scheiterten sie.
Los ging es mit Torsten Ziegner, der im Sommer zunächst Christian Strohdiek zum Kapitän machte, um ihn nach zwei Spieltagen komplett aus dem Team zu nehmen. Die Struktur der Mannschaft war damit von Beginn an kaputt. Führungsspieler zu finden, an denen sich der Rest des Teams orientiert, ist schwierig. Wie auch? Der derzeitige Kapitän Hendrik Bonmann leistete sich gerade in der laufenden Rückrunde schließlich auch schon mehrere spielentscheidende Patzer. Zuletzt erst am Samstag in Braunschweig.
Die Anfangserfolge von Ziegners Nachfolger Danny Schwarz entpuppten sich als Strohfeuer. Genauso wie die Siege, die Ralf Santelli nach dem zweiten Trainerwechsel dieser Saison feiern konnte. Auf Kurs bringen konnte keiner der Trainer das Team. Vielmehr verstärkten die Wechselspiele noch die Verunsicherung.
Das Umfeld
Die Unruhe war ein steter Begleiter der Kickers in dieser Saison. Auf ein Machtwort oder überhaupt ein Zeichen aus der Vorstandsebene wartete man vergeblich. Sportvorstand Schuppan scheiterte mit seinen Verpflichtungen auf ganzer Linie. Der als Berater aufgetretene Ex-Leistungszentrums-Chef Jochen Seuling ist nach dem Ausstieg von Investor Flyeralarm nicht mehr für die Kickers tätig. Der scheidende Vorstandschef Christian Jäger blieb bei seinen wenigen öffentlichen Auftritten blass und unkonkret. Er hatte sich die Aufgabe bei den Kickers anders vorgestellt.
So blieb es an Sportdirektor Sebastian Neumann, den Laden irgendwie zusammenzuhalten. Eine kaum lösbare Aufgabe. Zumal mit dem Ende des Engagements von Ex-Aufsichtsratschef und Flyeralarm-Boss Thorsten Fischer der Klub in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Die finanziellen Bande mit Fischer, der schon zu Zeiten von Ex-Vorstandsvorsitzendem Daniel Sauer immer wieder Finanz-Löcher mit Krediten stopfte, zu lösen und den Kickers einen Weg in die Zukunft aufzuzeigen, wird für den neuen Kickers-Chef Benjamin Hirsch eine schwere Aufgabe.
Ein Abstieg in die Regionalliga ist kein Weltuntergang..berühmtere Mannschaften als die Kickers mussten das schon erleben. wie sagte einst ein berühmter Fussball -Philosoph " Lebe geht weiter."
Die Kickers werden jetzt in der Regionalliga mit neuem Personal in jeder Beziehung einen Neuanfang beginnen.
Ich bin da optimistisch u. denke diese 7 Jahre Profifussball der Kickers in Würzburg werden nicht die letzten gewesen sein.
Dieser B-Block am Dalle hat mit seinem Verhalten sehr viel beigetragen. Der größenwahnsinnige Dauerprotest gegen die Corona-Auflagen ist da nur die Kirsche auf der Sahne neben jahrelangen Peinlichkeiten. Diese "Ultras" sind mental nie mit aufgestiegen und feiern sich bis heute dafür, dass sie in der fünften Liga regelmäßig 15 Leutchen auf die Auswärtsspiele gebracht haben. Applaus! Leider haben sie es nie geschafft, neue Fanschichten für sich zu begeistern und sind lieber unter sich geblieben. Aus persönlichen Gesprächen mit zwei Spielern, die jeweils ein Jahr für die Kickers spielten weiß ich, dass sie sich hier nie wohlgefühlt haben mit den Fans und das natürlich viel dazu beiträgt, ob du bereit, mit einem Verein abzusteigen oder in einer solchen Situation wirklich 120% auf den Platz zu bringen.
Schade Kickers!
Kickers hat sich das "neue Stadion" nicht ausgesucht, es stammt aus den 1960ern und musste aufgrund der schnellen Aufstiege umfassend saniert und ausgebaut werden. Das Ziel sollte Kickers weiterverfolgen. Beispiele wie Jahn Regensburg, die in der 4. Liga das Stadion bauten und jetzt in der 2. Bundesliga spielen, zeigen, dass professioneller Fußball nur in einer professionellen Infrastruktur vorangetrieben werden können. Und große Fußballspiele: Welche Veranstaltung in ganz Unterfranken hat so viele Zuschauer wie Kickers? Wer hat zig ausverkaufte Spiele gegen Topmannschaften gespielt?
@1958kosb: In Regensburg wird das Stadion von den BÜRGERN DER STADT finanziert. Kickers müssen es vollkommen alleine realisieren, egal, ob Neubau, Umbau, Sanierung etc. Ich habe Ihnen mal einen Artikel rausgesucht, der gut erklärt, wie viele Millionen an Defizit die Stadt Regensburg jährlich ausgleicht. Außerdem ist interessant, dass diese Unterstützung jetzt im Hinblick auf Wettbewerbs-Verzerrung beleuchtet wird: https://www.regensburg-digital.de/jahnstadion-millionenverluste-im-visier-der-rechnungspruefer/11032021/
Das ist eben der Unterschied zum FCN, wo die Fans denken, ihre Diskussion über den Stadionnamen sei das Wichtigste oder zu Schweinfurt, wo man sich auch bequem zurücklehnen kann und soger der MainPost-Liveticker sich noch beschwert, warum noch keine neue Anzeigentafel von der Stadt gebaut wurde. Von solch städtischer Unterstützung, um es ganz klar zu sagen, kann der FC Würzburger Kickers nur träumen.
Obwohl der WFV auf einem Relegationsplatz steht.
Somit steckt der Fußball in Würzburg in einer tiefen Krise.
Aber so wie sich Herr Fischer nun verhält scheint es ihm auch relativ egal zu sein!