
Geführt, gekämpft, gefrustet. Die Würzburger Kickers stehen nach der bitteren 1:2-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken weiter am Tabellenende der 3.Liga. Dabei hatten sie dem Aufstiegsaspiranten lange Paroli geboten, sich am Ende durch einen haarsträubenden Fehler von Torwart Hendrik Bonmann aber selbst geschlagen. "Es tut weh, so die Spiele zu verlieren. Es läuft derzeit oft kurios gegen uns. Wir hoffen, dass das Pendel nun einmal auf die andere Seite schwingt. Aber wir wissen selbst, dass die Spiele immer weniger werden", sagte Trainer Danny Schwarz.
Der Saarbrücker Ludwigspark ist der Ort, an dem die Profifußball-Geschichte der Würzburger Kickers erst so richtig ihren Anfang nahm. Wer weiß, ob die Rothosen es jemals ins bundesweite Scheinwerferlicht geschafft hätten, ohne diesen 1:0-Sieg im Aufstiegs-Hinspiel zur 3. Liga am 27. Mai 2015. Als für die Rothosen jene Tür aufging, die sie im Rückspiel erst nach einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen durchschritten. Viel ist passiert in den folgenden Jahren. Auch das alte Stadion steht nicht mehr. Für die Kickers war es das erste Gastspiel im modernen neuen Tribünenviereck am Traditionsstandort in der Saarländischen Landeshauptstadt und von dem bleiben ganz bittere Erinnerungen.
Die Rothosen stehen erstmals seit 2015 wieder ganz nah an der Abbruchkante des deutschen Profifußballs. Als Tabellenletzter sind sie an die Saar gefahren, in der Hoffnung, gerade hier die Trendwende einzuläuten und das gegen einen Gegner, der trotz der 1:2-Niederlage beim 1. FC Magdeburg ob der starken Leistung gegen den Spitzenreiter viel Lob bekommen hatte.
Würzburger Kickers setzen wieder auf Vierer-Abwehrkette
Doch drei Corona-Fälle und der verletzungsbedingte Ausfall von Top-Torjäger Adriano Grimaldi schwächten die Gastgeber. Bei den Würzburgern kamen zu Leon Schneider, bei dem bereits am Mittwochabend ein Coronatest positiv ausgefallen war, noch zwei weitere Spieler hinzu, die sich mit dem Virus infiziert hatten: Saliou Sané und Robert Herrmann traten die Auswärtsfahrt nicht mit an. Letzterer war bereits im vergangenen Herbst mit dem Corona-Virus infiziert gewesen.
Weil auch der angeschlagene Dominik Meisel fehlte – genauso wie die bereits länger verletzten Lars Dietz und Dildar Atmaca – musste Kickers-Trainer Schwarz sein Team im Vergleich zum 1:1 gegen den SC Freiburg erneut umbauen: diesmal bot er wieder eine Vierer-Abwehrkette auf, mit Daniel Hägele und Tobias Kraulich in der Zentrale.
Was die Kickers auf jeden Fall mit aufs Feld genommen hatte, war eine erstaunlich große Portion Mut. Dafür, dass das Schwarz-Team zuletzt zehn Spiele nicht gewinnen konnte, agierte es in der Startphase der Partie erstaunlich forsch. Und die Würzburger wurden schnell belohnt. Wie das frühe 1:0 für die Gäste fiel, dürfte Sportdirektor Sebastian Neumann besondere Freude bereitet haben, denn unmittelbar bevor der Ball im Netz zappelte, waren drei Würzburger Winter-Verpflichtungen am Ball: Marvin Stefaniak legte den Ball auf dem linken Flügel Peter Kurzweg in den Lauf, der flankte präzise und in der Mitte schraubte sich André Becker in die Höhe. Sein Kopfballtreffer war ein blitzsauber herausgespieltes Tor, das zeigte, dass die Kickers mit den Neuen durchaus an Klasse gewonnen haben.
Ein Auftritt, der Hoffnung machte
Es war lange Zeit ein Auftritt, der tatsächlich Hoffnung machte, dass es doch noch etwas werden könnte mit dem Klassenerhalt in dieser Saison. Denn als Schiedsrichter Patrick Kessel nach 45 Minuten zur Pause pfiff, konnte man den Kickers allenfalls vorwerfen, dass sie nicht noch einen zweiten Treffer nachgelegt hatten. Die Unterfranken hatten bei ihren flinken Gegenstößen mehr Chancen als die Hausherren. Die besten vergaben David Kopacz, der nach einem Solo nicht mehr genug Wucht und Präzision in seinen Abschluss brachte (13.), und Mirnes Pepic, der bevor er an Saarbrückens Keeper Daniel Batz scheiterte, bei einem Konter von Maximilian Breunig einen Tick zu spät angespielt wurde (40.). "Wir treffen zu oft in solchen Situationen die falschen Entscheidungen", stellte Trainer Schwarz fest.
Die Saarbrücker versuchten mit Wucht, Flanken und Kraft die Kickers-Abwehr mürbe zu machen, doch echte Lücken taten sich in der rot-weißen Hintermannschaft der Würzburger selten auf. Am gefährlichsten war vor dem Seitenwechsel noch ein Schuss von Julian Günther-Schmidt neben den Kasten.

Für zwei Akteure war diese Begegnung eine ganz besondere. Bei den Hausherren hatte erstmals seit September der Ex-Würzburger Dave Gnaase eine Chance in der Startelf erhalten. Er wurde in der 55. Minute ausgewechselt. Und auf Würzburger Seite wirkte Fanol Perdedaj an diesem Abend besonders motiviert. Der Mittelfeldspieler, der bis zum vergangenen Sommer drei Jahre lang das schwarz-blaue Saarbrücker Leibchen getragen hatte und dann keinen neuen Vertrag beim FCS erhielt, warf sich mit jenem Feuereifer in die Zweikämpfe, den man vom selbst ernannten "Krieger" öfter in dieser Saison erwartet hatte.
Würzburgs Trainer zögert lange mit den Auswechslungen
Das laufintensive Spiel der Kickers hatte Kraft gekostet und auch, wenn das den Würzburger in der zweiten Hälfte zunehmend anzumerken war, zögerte Trainer Schwarz – womöglich auch mit Blick auf die verbliebenen Alternativen – lange mit Auswechslungen. Die Folge: das Übergewicht der Saarbrücker wurde größer. Die Gastgeber taten sich zwar schwer, kamen aber trotzdem zum Ausgleich und zwar durch eine Standardsituation. Nach einer Ecke machte Kapitän Manuel Zeitz halb mit dem Kopf, halb mit der Schulter das 1:1 (67.).
Den Kickers fehlt zum Siegen in diesen Tagen neben dem Spielglück die Kaltschnäuzigkeit. In der 73. Minute hatten sie die ganz dicke Chance, wieder in Führung zu gehen. Wie vor dem 1:0 glänzten Marvin Stefaniak und Peter Kurzweg auf dem linken Flügel mit einem prächtigen Zusammenspiel. Doch Maximilian Breunig schoss nach Kurzwegs Rückgabe aus bester Position am Tor der Gastgeber vorbei.

Und so war es Kickers-Keeper Hendrik Bonmann, der die Partie entschied – allerdings für den Gegner. Nach einem eigentlich harmlosen langen Ball in Richtung Kickers-Strafraum war er weit aus seinem Kasten herausgeeilt und trat am Spielgerät vorbei. Saarbrückens Sebastian Jakob sagte Danke und schob den Ball zum 2:1 in den leeren Kasten. Trainer Schwarz begründete Bonmanns Lapsus später mit einem "Platzfehler". Dass in der Nachspielzeit auch noch Kurzweg wegen einer Notbremse Rot sah, passte zum frustrierenden Würzburger Abend.
Die Statistik des Spiels
1. FC Saarbrücken - Würzburger Kickers 2:1 (0:1)
Das muss doch der Trainer und die gesamte Vereinsführung auch merken
Da kann doch der Mannschaftsrath mit den Fliegefänger der letzten Wochen sagen was sie wollen.
Und Notbremse in der Nachspielzeit - das ist schon äußerst mannschaftsschädlich.
Wenn man schon die guten Spiele verliert, dann ist der Abstieg schon sehr nahe. Denn es kommen dann ja auch noch die schlechten Spiele.