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Fußball: 3. Liga
Die Pourié-Posse bei den Würzburger Kickers nimmt kein Ende
Der suspendierte Angreifer trainiert weiter getrennt vom Team. Ohne ihn gelang dem Würzburger Drittligisten in vier Spielen nur ein Tor.
Einzeltraining für den suspendierten Angreifer: Marvin Pourié (rechts) mit Kickers-Assistenztrainer Philipp Eckart (links) und Torwartcoach Marco Langner.
Foto: Silvia Gralla | Einzeltraining für den suspendierten Angreifer: Marvin Pourié (rechts) mit Kickers-Assistenztrainer Philipp Eckart (links) und Torwartcoach Marco Langner.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 11.02.2024 15:35 Uhr

Mittwochnachmittag, der Tag nach der 0:2-Niederlage beim VfL Osnabrück. Die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers waren noch in der Nacht mit dem Bus nach Hause gekommen. Ein leichter Dauerlauf am Main in Randersacker sollte die müden Kicker munter machen. Schließlich steht ja schon an diesem Freitag (19 Uhr) das Heimspiel gegen den SC Freiburg II an – erstmals sind in der Rückrunde in Würzburg dann auch Zuschauer zugelassen.

"Marvin, wir brauchen dich!"

Das Bild von den geprügelten Hunden war nicht ganz unpassend, wenn man sah, wie die Spieler im leichten Schneefall nach ihrem Lauf wieder in die Kabine schlurften. Der bordeauxrote SUV, der kurz darauf vor dem Randersackerer Sportzentrum am Sonnenstuhl vorgefahren war, stach heraus aus dieser wintergrauen Tristesse. Selbst im Vergleich zu den ebenfalls nicht gerade bescheidenen Karossen, die sonst noch dort parken, fährt Marvin Pourié eines der größten Autos. Der suspendierte Angreifer ließ sich diesmal ausnahmsweise bringen, stieg unter anderem mit auffälligen Stiefeln modisch durchaus extravagant gekleidet aus und ging in Richtung der Kabine. Einer der Kiebitze, der die Übungseinheiten regelmäßig besucht, rief unter dem Eindruck der letzten vier Niederlagen in Serie: "Marvin, wir brauchen dich!" Der Angesprochene drehte sich um: "Die Verantwortlichen laufen hier doch herum." Will heißen: Er wäre ja bereit.

Seit Jahresbeginn geht das nun so: Pourié trainiert alleine. Mal wie am Mittwoch nach dem restlichen Team oder wie an diesem Donnerstag davor. Dann wirft Assistenztrainer Philipp Eckart ihm Bälle zu oder Torwartcoach Marco Langner übernimmt das. Schüsse, Sprints, Dribblings – jeder kann sehen, dass Pourié fit ist, bereit für den nächsten Einsatz.

Hier jubeln Marvin Pourié (links) und Maximilian Breunig noch gemeinsam über einen Kickers-Treffer.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Hier jubeln Marvin Pourié (links) und Maximilian Breunig noch gemeinsam über einen Kickers-Treffer.

Wie lange das noch so geht? Kommende Woche schließt das Winter-Transferfenster. Wenn der 31-Jährige dann nicht einen neuen Klub hat, bleibt dem sportlich taumelnden Tabellenvorletzten nicht nur einer der absoluten Top-Verdiener auf der Gehaltsliste, sondern auch ein Thema erhalten, dass die Verantwortlichen am liebsten längst beenden würden. "Marvin Pourié wird für die Kickers nicht mehr spielen", sagte Vorstandsvorsitzender Christian Jäger in der Halbzeitpause der Partie in Osnabrück ins Mikrofon des übertragenden Internet-Senders. Das war dann wohl endgültig.

Vergiftetes Klima zwischen Pourié und der Mannschaft

Sportdirektor Sebastian Neumann hatte gegenüber dieser Redaktion am vergangenen Wochenende die Entscheidung gegen Pourié mit vielen Gesprächen begründet, die er geführt habe. Die Stimmung zwischen dem Stürmer und Teilen der Mannschaft ist offenbar derart vergiftet, dass die sportliche Leitung keine andere Möglichkeit sieht, als so zu handeln, wie sie es tut. Fragt man nach den Hintergründen, kommt aus dem Klub keine klare Antwort. Einen großen Knall, einen echten Skandal, der eine Zusammenarbeit mit Pourié unmöglich macht, hat es offenbar nicht gegeben. Es soll vielmehr eine Menge an vermeintlichen Kleinigkeiten sein, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Von verpassten Terminen und vom beleidigenden Umgangston ist zu hören. Fest steht nach Informationen dieser Redaktion: Der Mannschaftsrat um Kapitän Hendrik Bonmann war vor dem Heimspiel gegen 1860 München vorstellig geworden, forderte die Ausbootung Pouriés. Seitdem wird der Angreifer nicht mehr berücksichtigt.

Kaum Torgefahr

Und die Kickers haben in ihrer schwierigen Situation ein Problem mehr. Denn wie soll man das erklären? Seit Pouriés Suspendierung lautet die Bilanz aus vier Spielen: Null Punkte, 1:9 Tore. Dabei war der Stürmer, dem nach einigen Skandälchen ähnlicher Art bereits vor seiner Verpflichtung ein entsprechender Ruf vorauseilte, unter Trainer Danny Schwarz erst so langsam in Form gekommen. Seit der den Job von Torsten Ziegner übernommen hatte, hatte Pourié  in acht Spielen vier Treffer erzielt und zwei aufgelegt. Eine Torgefahr, die den Kickers nun abgeht. Und so dürfte die Diskussion um den verschmähten Angreifer auch mit Jägers Urteil vom Mittwoch nicht enden. So lange Pourié einsam weitertrainiert und so lange die Kickers nicht treffen, bleibt das Thema aktuell. Einen möglichen Wechsel zum österreichischen Erstligisten FC Flyeralarm Admira hat Pourié, nach Informationen dieser Redaktion, ausgeschlagen.

An diesem Freitag gegen Freiburg könnte erstmals Leihstürmer André Becker von Beginn an zum Einsatz kommen. Viel Zeit, sich einzugewöhnen, bleibt dem 25-Jährigen, der bei Jahn Regensburg in dieser Saison nicht zum Zug kam, nicht. Die Zeit, um die Trendwende zu schaffen, scheint den Kickers langsam davonzulaufen. Auch Mittelfeldspieler Marvin Stefaniak wartet noch auf seinen ersten Startelfeinsatz. Die letzten Trümpfe der Rothosen müssen nun stechen.

 
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  • Albatros
    Bei den Kickers geht`s ums nackte Überleben und da liegen die Nerven blank. 11 Freunde müsst ihr sein war gestern, aber am Ende des Tages liegt der Erfolg doch daran, wie intakt eine Mannschaft miteinander arbeitet. In Paris spielen die vielleicht 3 besten Spieler der Welt, das heißt aber noch lange nicht, dass die gut miteinander spielen. Das sieht man immer wieder in den Mannschaften, welche von Söldnern durchseucht sind, eine homogene Truppe wird das nie sein und auf lange Sicht gesehen auch selten erfolgreich. Erfolg schweißt zusammen, Misserfolg zeigt den wahren Charakter einer Mannschaft und genau der fehlt bei den Kickern aus Würzburg.
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  • Baujahr1959
    Der Mannschaftsrat hat Pourie (Position Mittelstürmer) ausgeschlossen - warum auch immer. Wenn ich dies veranlasse muss ich auch als Mannschaft "liefern". Hier haben die verantwortlichen Spieler und der Trainerstab versagt bzw. so schlecht und ungefährlich vor dem Tor waren "wir" noch nie.
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  • Moralix
    Ich kann dem Beitrag von etsvw nur zustimmen. Es sind doch offensichtlich Dinge vorgefallen, die zu dem Ergebnis geführt haben, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Herrn Pourie keinen Sinn ergibt. Wir wollen immer Menschen, die eine klare Linie haben und Rückgrat beweisen. Das zeigen hier die Verantwortlichen. Sicherlich geht es für die Kickers um den Klassenerhalt, aber man sollte sich auch am nächsten Tag in den Spiegel schauen können. Oder wie soll es laufen: Dem Trainer, der klar gesagt, Pourie spielt nicht mehr bei ihm, wird der Spieler aufs Auge gedrückt? Und wie sieht es dann beim Spiel aus? Die Mitspieler vergessen alles, was vorher war? Und wer garantiert, dass
    Pourie Tore schießt. Ich habe ein paar Spiele in Erinnerung, da hat er aus wenigen Metern nicht das leere Tor getroffen.
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  • wolfgang.hess@gmail.com
    Ein guter Trainer und eine gute Vereinsführung bringen einen schwierigen (aber sehr guten) Spieler zusammen. Es geht um Tore und um den Erfolg. Und nicht um "beste Freunde". Das war 1954, ist heute aber nicht mehr so. Ganz schwach, was Neumann und Schwarz hier nicht zusammen bringen. Und ohne die offene Kommunikation werden die Fans die Suspendierung nie verstehen. Pourie haut sich rein, er macht Tore. Die Weicheier in der Mannschaft sollten ihm die Hand geben und heute gemeinsam auf den Platz gehen und gewinnen. Sonst gute Nacht Kickers Würzburg. Und Neumann, Schwarz, usw. sind dann ganz woanders....
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  • kurt-bach@gmx.de
    @vinshley:
    Zitat: "Pourie haut sich rein, macht Tore".
    Er hat 4 Tore in 15 Spielen gemacht. Eine Trefferquote, die für mich nicht für das Herumreißen des Ruders spricht. Und wenn ich an die Chancen zu Saisonbeginn denke, die er versemmelt hat, war das nicht besser, als es die anderen Angreifer jetzt machen.
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  • Nobbes
    Selten bin ich mit Herrn Kranewitter einer Meinung, aber hier spricht er mir aus der Seele.
    Wir sind hier nicht bei einer Häkelstunde, sondern beim Fussballtraining und da muss es unter erwachsenen Männern in einer Trainingseinheit auch mal etwas lauter zu gehen und danach ist entweder alles vergessen oder es wird sich ausgesprochen, alles andere ist “Kindergarten”.
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  • heiko.walter@mainpost.de
    Ich kann diese Diskussionen nicht verstehen. Ein Spieler, der bei X Vereinen suspendiert wurde und auch bei den Kickers nicht viel gerissen hat soll des "möglichen" Erfolgs wegen wieder in die Mannschaft aufgenommen werden!?! Ich kann die Haltung der Verantwortlichen verstehen. Fragt mal bei den anderen Vereinen nach, da war es genauso. Und nein, Pourie sagt nicht einfach nur immer die Wahrheit. Er sagt seine Wahrheit und die bedeutet, "ihr seid schlecht, ich mache keine Fehler". Man stelle sich vor man sitzt zu 5 in einem Büro und einer davon ist ein Quertreiber und vergiftet das Klima, auch wenn er vielleicht etwas mehr Umsatz bringt.......wie würde man das finden!?
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  • goldinger1980
    Wir sind aber nicht im Büro, sondern auf dem Fußballplatz und da können eben die „Pouries“ den Unterschied ausmachen an denen man sich aufrichtet und nicht rumheult. Denn genau so wie der Mannschaftsrat und die Mannschaft im Fall Pourie reagiert hat so spielen sie auch Fußball! Und das wird leider leider den Abstieg zur Konsequenz haben. Denn andere Mannschaften haben 3-4 Pouries und sind froh drum. Wir haben nur einen und jagen ihn vom Hof…..
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  • euroknacki
    @etsw bringt es auf den Punkt, er ist kein unbeschriebenes Blatt! Nur die Betroffenen wissen
    was passiert ist, alles andere ist Spekulation und dient nicht der Wahrheit! Die Posse endet am kommenden Montag und das ist gut so!
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  • Much
    Soviel Unqualifiziertes Personal in der Führungsebene zu haben wie die Kickers ,das ist schon sehr Traurig.
    Wo anders würde in so eine Lage wie die Kickers sind Mal klardext geredet und der Junge wurde wieder spielen weil Mann ihn braucht.
    Aber in Wü. Haben sie es nicht nõtig
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  • familie.diener@gmx.net
    Das sind doch Profis , die sollen doch kein Händchen auf dem Platz halten .
    Sie werden fürs Fußball spielen bezahlt , fürs gewinnen und um Tore zu schießen.
    Da ist der einzige Stürmer, der treffen könnte und die wollen keine Teilnahme .
    Grenzt schon an Arbeitserweigerung aber nicht an einer professsionellen Einstellung.
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  • Katcke09332703
    Ist doch egal, am 1. Ist die Kohle auf dem Konto und zur neuen Runde spiele ich woanders.
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