Jung, hungrig, gut ausgebildet: Sollten das die Punkte im Anforderungsprofil für die beiden Außenverteidigerpositionen bei den Würzburger Kickers gewesen sein, haben Sportvorstand Sebastian Schuppan und Trainer Torsten Ziegner wohl zwei passende Kandidaten gefunden. In der kommenden Drittligasaison stehen Alexander Lungwitz und Dennis Waidner im Kader des Fußball-Drittligisten. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Verteidiger gemeinsam auflaufen. Beide kommen aus der FC-Bayern-Schmiede und spielten in der vergangenen Runde für die Zweitvertretung der Münchner in Liga drei. Rund lief es dort aber nicht.
"Es war mein erster Abstiegskampf. Mit der Zeit habe ich meinen Weg gefunden, damit umzugehen", erzählt Waidner. "Gerade für junge Spieler ist das schwer, aber ich bin froh, dass ich die Erfahrung gemacht habe." Die kleinen Bayern schafften als amtierender Drittligameister - aufsteigen in die Zweite Bundesliga dürfen die Reserven nicht - nicht den Klassenerhalt und müssen nun in der Regionalliga Bayern antreten. Nicht aber Waidner und Lungwitz, die sich das Rothosen-Dress überstreifen werden.
Davon, "den eigenen Weg" zu gehen, sprechen beide. Und meinen: Natürlich ist die Ausbildung bei einem Klub wie dem FC Bayern München hervorragend. Den Sprung nach oben zu schaffen aber umso härter. "Die Konkurrenz und der Druck sind extrem groß", sagt Lungwitz, der als Linksfuß für die linke Position in der Fünferkette vorgesehen ist, sich aber auch als Innenverteidiger versuchen durfte. "Und wenn man nicht mehr weiterkommt, muss man eben den Abschied suchen."
Aber: "Bei Jamal Musiala sieht man, dass es klappen kann. Mit ihm haben wir beide noch zusammengespielt." Während Lungwitz und Waidner im oberösterreichischen Ampflwang für einen Stammplatz im Kickers-Kader schuften, sammelte deren ehemaliger Teamkollege erste Spielminuten bei der Europameisterschaft im Team von Joachim Löw. Als Rückschritt betrachtet die 20-Jährigen den Wechsel nach Würzburg freilich nicht, wenngleich beide gerade ihren Herzensklub verlassen haben. "Bayern war immer der Klub, zu dem ich aufgeschaut habe. Als sie mich wollten, habe ich mich riesig gefreut", sagt der aus Ulm stammende Waidner, der bereits seit 2014 Teil der Bayern war. Er soll auf die rechte Seite rücken, hat aber auch schon die Position im defensiven Mittelfeld übernommen.
Ähnlich war die Situation bei Lungwitz, der von seinen Mannschaftskameraden nur "Lunge" gerufen wird: "1860 München kam auch auf mich zu, ob ich nicht zu ihnen wechseln will. Für mich war aber von Anfang an klar, dass ich nur zu den Bayern will", sagt der gebürtige Münchner. Gelegen kommt da, dass die Kickers mit einem Auswärtsspiel bei den Münchner Löwen in die neue Saison starten. "Irgendwo ist in uns beiden immer noch das Bayern-Gen. Es ist ein Gegner, den du auf alle Fälle schlagen willst", sagt Lungwitz. "Gleich zum Auftakt ist das natürlich geil. Wahrscheinlich peilen sie dieses Jahr den Aufstieg an. Wir wollen unbedingt gewinnen, um sie daran zu hindern."
Dieses Unterfangen hat bereits einmal klappt. Mit einer gewissen Genugtuung erinnert sich Waidner an die vergangene Saison, als die auf den Abstiegsrängen stehenden Bayern dem Favoriten immerhin ein 2:2 abgerungen haben. "Das war das vorletzte Spiel. Wenigstens hat es zum Unentschieden gereicht und die konnten nicht aufsteigen."
Wie weit es mit den Kickers in der neuen Spielzeit gehen soll, ist unklar. Ob Lungwitz und Waidner zur Stammelf gehören werden auch - obwohl vieles darauf hindeutet. Zumindest gut eingelebt haben sich die Ex-Bayern im Ziegner-Team. "Der Mix zwischen Alt und Jung ist hier super. Die Mannschaft funktioniert sehr gut", sagt Lungwitz. Dass sich beide bereits lange kennen und gemeinsam den Schritt nach Würzburg gegangen sind, helfe enorm weiter. Auch im selben Haus mitten in Würzburg wohnen sie. In etwa drei Wochen wird sich zeigen, ob das Duo dann auch gemeinsam auf dem Platz steht.