Es ist vollbracht! Oder besser: geschafft. Jedenfalls endlich vorbei. Das werden sich sicherlich die Verantwortlichen von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg um seine drei Gesellschafter, Geschäftsführer Steffen Liebler und Sportmanager Kresimir Loncar genauso denken wie Cheftrainer Denis Wucherer und sein Assistent Steven Key sowie vermutlich alle Spieler und die überwiegende Mehrheit des Anhangs. Mit einem desaströsen 62:95 (33:56) gegen den Tabellenletzten und Absteiger Rasta Vechta setzten die Baskets am Sonntagnachmittag einen dieser Spielzeit wohl angemessenen und beinahe schon symbolischen Schlusspunkt. Es war die 25. Saisonniederlage, die 15. daheim. Womit die Würzburger seit dem in der Domstadt frenetisch gefeierten 82:78-Erfolg gegen Bamberg sieglos blieben und sich zum Ende hin sechs Schlappen am Stück einfingen.
Die mit Abstand peinlichste ganz zum Schluss. Wer geglaubt hatte, nach den Tiefpunkten gegen Chemnitz (83:84) und noch mehr gegen Frankfurt (66:95) zuletzt, es könne nicht mehr schlimmer kommen, wurde am Sonntag ungeahnt eindrucksvoll eines Schlechteren belehrt. Der Auftritt gegen die bereits seit zwei Wochen abgestiegenen Rastafari, die kurz vor Ultimo mit 35 Punkten führten, war dem von Profisportlern unwürdig. Alle, die dem Sport im Allgemeinen und den Baskets im Besonderen für gewöhnlich zumindest wohlgesonnen sind, den Würzburgern vielleicht die Daumen drücken oder sie sogar mit Leidenschaft begleiten, durften sich wenigstens kräftig verhohnepipelt, im Grunde verhöhnt und verspottet fühlen. Man hätte ja durchaus annehmen können, dass Menschen, die mit ihrem Hobby Geld verdienen dürfen, Worte wie Berufsethos und Sportlerehre wenn schon nicht buchstabieren können, dann doch zumindest ihre Bedeutung kennen könnten. Offensichtlich ein Trugschluss, dies anzunehmen – zumindest gilt das für die überwiegende Mehrheit der elf Akteure, die am Sonntagnachmittag durch die s.Oliver Arena tölpelten.
Was also bleibt von dieser Corona-Spielzeit – außer dem unwürdigen letzten Eindruck? Eine Bilanz mit den wichtigsten Fragen und Antworten:
Yep! Mit Hängen und Würgen. Aufgrund der Halbierung des Etats im Vergleich zur Vorsaison, unter anderem weil einer der Hauptsponsoren abgesprungen ist und auch der Namensspender s.Oliver sein Engagement drastisch reduzierte, war von vorne herein klar: Es werden kleinere Brötchen gebacken. Nach der Sicherung der Existenz ging es ausschließlich darum, auch die Spielklasse sportlich zu erhalten. Das ist letztlich ausgerechnet durch Bamberger Schützenhilfe gelungen, weil die vergangene Woche den Baskets-Kontrahenten Gießen bezwangen.
Nein! Dazu waren die letzten drei Auftritte schlicht zu erschreckend. Sie ließen allerdings bemerkenswerte Rückschlüsse auf die Einstellung mancher Spieler zu, die seit vergangenem Dienstag offenbar gedanklich bereits im Flieger in Richtung Heimat oder in den Urlaub saßen.
Falls jemand das Spiel vom Sonntagnachmittag tatsächlich nachlesen will: Hier geht's zum Liveticker.
Auf keinen Fall! Natürlich spielen all diese Faktoren mit hinein. Aber sie können auch gut als Ausrede missbraucht werden. Wenn selbst nicht nur ein Spieler in vertraulicheren Gesprächen all dies als Alibi vehement ablehnt und inoffiziell am Ende auch von "peinlichen" Auftritten spricht, muss es auch noch andere Ursachen geben. Und nicht zu vergessen: Den Baskets gelangen durchaus auch mit dezimiertem Kader einige Überraschungssiege außer gegen Bamberg: etwa in Bonn, in Frankfurt und in Crailsheim.
Zweifellos enorm. Es gleicht einer im Ergebnis letztlich auch irrelevanten Sisyphos-Arbeit, wollte man nachschlagen, in wie vielen Partien die Baskets mit voller Kapelle, wie Trainer Wucherer es so gerne nennt, also mit allen Mann an Bord, tatsächlich antreten konnten. Zumindest gefühlt waren es nicht mehr als zwei bis vier. Wenn immer wieder Stützpfeiler eines Systems für lange Zeit ausfallen, gerät natürlich auch die gesamte Einheit ins Wanken. Den Totaleinbruch konnten die Baskets noch verhindern. Aber wenn tragende Säulen in Wucherers budgetbedingtem Sparsystem wie Brekkott Chapman und Justin Sears, zwischenzeitlich auch Kapitän Felix Hoffmann und Zach Smith sowie später dann die Nachverpflichtungen Robert Lowery und Murphy Holloway und zuletzt Florian Koch und ganz am Ende Tyson Ward ausfallen, sind diese selbstverständlich nicht einfach zu kompensieren. Insofern hatte die Mannschaft auch nie wirklich die Chance, sich einzuspielen und einen Rhythmus zu entwickeln.
Ziemlich einfach: Zuvorderst Cameron Hunt. Dem musste aber mangels eines Starting-Five-tauglichen Point Guards (wir erinnern uns an Tyler Persons kurzes Gastspiel) zwangsweise lange Zeit eine Rolle aufgenötigt werden, für die er eigentlich gar nicht gemacht ist. Der 23-Jährige hat zwar noch zwei Jahre Vertrag bei den Baskets – aber nicht nur, weil er ganz knapp hinter Sears mit durchschnittlich 11,9 Punkten pro Spiel der zweittreffsicherste Würzburger ist, hat er bestimmt das Interesse anderer Klubs geweckt, weshalb sein Verbleib eher unwahrscheinlich erscheint. Große Schritte nach vorne haben auch der wie Hunt aus dem abgemeldeten ProB-Team gekommene Center Jonas Weitzel (22) und der aus dem Nachwuchs hochgeholte Guard Julius Böhmer (19) gemacht.
Wird spannend! Geschäftsführer Liebler sagt, die Planungen liefen bereits auf Hochtouren. Trainer Wucherer sagt, das Budget werde nächste Saison nicht viel höher sein als in der nun beendeten – "wenn überhaupt". Wenn dies zutrifft, klingt seine Hoffnung, eine Mannschaft zusammenstellen zu können, die "in der Bundesliga eine bessere Rolle" spielt, beinahe schon utopisch. Außer Wucherer und Hunt haben noch Joshua Obiesie und Sears einen Vertrag für die nächste Saison. Es dürfte nicht groß verwundern, wenn lediglich maximal zwei der vier nach der Sommerpause zurückkehren.
Jeder Amateur der momentan nicht seinem Lieblingssport nachgehen kann muss sich doch verarscht vorkommen. Wie schonmal geschrieben, Söldnertruppe die ihr Geld nicht wert ist.