Nun, dass eine größere Geburtstagsparty coronakonform ausfallen würde, war ja zuvor schon klar gewesen. Dass es aber so überhaupt gar nichts zu feiern geben würde, lag bestimmt nicht an Sars-Cov-2 und war an dem Tag, an dem Denis Wucherer 48 Jahre alt wurde, dann so doch nicht zu erwarten gewesen. Und dass sich seine Mannschaft von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg im vorletzten Saisonheimspiel gegen die Skyliners Frankfurt derart, fast schon bis auf die Knochen blamieren würde, schon gar nicht. Der Auftritt der Baskets beim 66:95 (39:49) war über weite Strecken, ja man muss es so schreiben, wenn man sich nicht der Vereinshuberei verdächtig machen will: peinlich und eines Bundesligisten unwürdig. Die 24. Schlappe dieser Spielzeit, die 14. zu Hause, sorgte auch dafür, dass die Würzburger auf Rang 16 abrutschten. Und viele werden richtig froh darüber sein, dass sie auch theoretisch nicht mehr absteigen können.
"Wir sind alle froh, wenn diese Saison vorbei ist", meinte das Geburtstagskind hernach, wenngleich Wucherer auch betonte, dass es "keine Entschuldigung geben kann: Wenn ich auf den Court gehe, dann muss ich auch mein Bestes geben. Aber das war heute nicht bei allen der Fall." Um genau zu sein: bei den wenigsten in den roten Leibchen. Der Wunsch Wucherers, vermutlich eines Großteils der Spieler und wahrscheinlich wohl auch aller Baskets-Anhänger aufs Ende dieser Runde erfüllt sich am späteren Sonntagnachmittag, nachdem die Würzburger gegen Schlusslicht und Absteiger Vechta ihre letzten 40 Minuten absolviert haben werden.
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Es wäre natürlich nicht ein Spiel der Baskets gewesen, wenn neben Murphy Holloway (Magen-Darm-Infekt) und Jonas Weitzel (Schulterverletzung) sich nicht auch noch ein weiterer Spieler zum Saisonausklang ins Lazarett abgemeldet hätte: eine Bauchmuskelzerrung zwang Florian Koch zum Zuschauen, was er das erste Mal in der Bundesliga, seitdem er in Würzburg angeheuert hatte, tun musste. Und man darf bestimmt annehmen, dass es auch den 29-Jährigen ziemlich entgeisterte, was er seine Kollegen so treiben sah.
Nach einem recht flotten Start der Gastgeber (6:2, 12:6 nach knapp vier Minuten) entwickelte sich eine Partie, in der die Gäste sich in der Folgezeit als richtige Spielverderber einer zumindest erhofften virtuellen Geburtstagsparty gerierten. Einem 14:1-Lauf zum 20:13 ließen sie dann viertelübergreifend ein 10:0 folgen, das den Hessen einen komfortablen 13-Punkte-Vorsprung bescherte (30:17). Und weil die Frankfurter – wie zuletzt praktisch jeder Gegner der Baskets – munter von außen trafen (in der ersten Hälfte neun ihrer zwölf Dreierversuche, insgesamt dann 13 von 27) und die Würzburger großzügig darauf verzichteten, auch nur annähernd auf dem Niveau eines Bundesligisten zu verteidigen und auch schon Tage mit mehr Wurfglück erwischt hatten, durften die Frankfurter dann mit einer Zehn-Punkte-Führung in die Halbzeit gehen.
Was sich die Baskets dann freilich über ganz weite Strecken des dritten Viertels erlaubten, ist mit dem Adjektiv bundesligauntauglich nicht nur völlig unzulänglich, sondern sogar noch schönfärberisch beschrieben. Dank eines 15:0-Laufs zum 68:43 erhöhten die Gäste ihren Vorsprung auf 25 Zähler. Den Hausherren gelangen in den ersten knapp siebeneinhalb Minuten dieses Abschnitts gerade einmal mickrige fünf Zählerchen. Die Vorstellung ähnelte fast schon einem sportlichen Offenbarungseid.
Erst als Wucherer dann mit Brekkott Chapman, Julian Albus, Joshua Obiesie, Nils Haßfurther und Julius Böhmer nicht nur vier Deutsche, sondern mehr oder weniger fast eine Nachwuchsmannschaft aufs Parkett beordert hatte, fingen sich die Gastgeber wieder ein wenig – den Abschnitt verloren sie gleichwohl spielentscheidend mit 11:23. Und weil die Jungen sich zumindest wacker geschlagen hatten, durften sie auch in den Schlussabschnitt gehen, in dem die Frankfurter die Partie routiniert nach Hause schaukelten und nichts mehr anbrennen ließen – ganz im Gegenteil: Sie demütigten die Hausherren noch ein wenig mehr und bauten ihre Führung bis zum 95:66-Endstand sogar noch auf 29 Zähler aus.
Weshalb sich Wucherer erneut genötigt sah, für die Vorstellung der Seinen um Entschuldigung zu bitten. Das hatte er bereits nach der 80:90-Niederlage in Braunschweig für angemessen gehalten, und seitdem wurde es bei den Niederlagen gegen Berlin (79:99) und zuletzt Chemnitz (83:84) ja auch nicht wirklich besser. Im Gegenteil: Die Leistungen nahmen immer weiter ab bis zum bisherigen Tiefpunkt am Freitagabend. Insofern täten die Baskets ganz gut daran, ein paar Kistchen Wein nach Bamberg zu schicken, weil ja erst der 99:90-Sieg der Erzbistümler gegen Gießen am vergangenen Dienstag den Würzburgern den Klassenerhalt bescherte.
"In den letzten Wochen ging es vor allem um Schadensbegrenzung", meinte Wucherer noch, der die Resultate und vor allem die Auftritte seiner Mannschaft nicht ausschließlich auf die zahlreichen Verletzten oder Corona schieben wollte, sondern bereits ein wenig in die Zukunft blickte: "Wir müssen und werden uns sehr genau anschauen, warum und was alles schiefgelaufen ist."