Fünf Siege nach zwölf Begegnungen, alle errungen in der Fremde, darunter zuletzt in Bonn und Frankfurt zwei mittelgroße bis gröbere Überraschungen dank unbändiger Leidenschaft und außergewöhnlichem Kampfeswillen: Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg war trotz manch personellem Rückschlag auf einem guten Weg, das auserkorene primäre Ziel in dieser Saison, den Erhalt der Spielklasse, womöglich sogar früher als befürchtet eintüten zu können. Und manch einer im Umfeld der Baskets und in deren Anhang verfiel nach den jüngsten Vorstellungen bestimmt bereits schon der erst einmal absurd erscheinenden Idee, mit der einen oder anderen Verstärkung womöglich sogar selbst mit diesem Kader noch an den Play-off-Plätzen kratzen zu können. Mit dem am Sonntag in Frankfurt zugezogenen Anriss seiner Achillessehne ist Brekkott Chapman seit Donnerstag der jüngste Neuzugang im Baskets-Lazarett der Langzeitverletzten, in das bereits Zach Smith (Schulter) und Justin Sears (Kreuzband) überwiesen wurden. Der nächste kräftige Nackenschlag für etwaige Träumer. Die wichtigsten Fragen und ein paar Antworten zur aktuellen, gefährlichen Situation der Baskets vor dem Spiel am Sonntag (20.30 Uhr) bei Meister und Pokalsieger Alba Berlin, mit Meinungen von Trainer Denis Wucherer und Kapitän Felix Hoffmann.
Definitiv: Nein. Dafür ist der aufgrund des halbierten Etats im Vergleich zum Vorjahr von Anfang an gezwungenermaßen recht optimistisch rekrutierte Kader inzwischen zu sehr ausgedünnt, zu klein und nicht talentiert genug. Das hat mehrere Gründe: Verletzungen von drei Leistungsträgern (Sears, Chapman, Smith), aber auch die freiwillige Trennung von Spielern, die entweder nicht ins Gefüge passten oder nicht weiter bezahlt werden konnten oder sollten (Downs, Ogden, Persons). "Wir haben momentan eine sehr gute Teamchemie", meint Kapitän Felix Hoffmann: "Da wissen wir alle, was wir zu tun haben und was nicht. Es ist kein Ausreißer mehr dabei." Das sagte er noch vor Chapmans erneuter schwerwiegender Verletzung. Baskets-Trainer Denis Wucherer frank und frei: "Nun, nach auch noch Chapmans Verletzung, haben wir mit diesem Kader nur wenig Chancen, noch viele Spiele in der Bundesliga zu gewinnen." Er meint nicht die unlösbaren nächsten drei Aufgaben in Berlin und Oldenburg sowie gegen München. Wucherer meint es grundsätzlich, also auch Spiele gegen Kontrahenten, gegen die die Baskets mit einem vollständigen Kader zumindest auf Augenhöhe wären.
Fundamental. Der 24-jährige Amerikaner ist mit 2,06 Metern der größte Spieler der Würzburger. Er hatte bereits praktisch die gesamte vergangene Saison verletzungsbedingt pausieren müssen und kämpfte sich soeben nach einer abermaligen Verletzung in der Vorbereitung auf die aktuelle Spielzeit erst wieder zurück auf Bundesliganiveau. Zuletzt in Frankfurt war der Power Forward, der nach Sears' Verletzung vor allem auch als Center aushelfen musste, mit einem Double-Double (18 Punkte, zehn Rebounds) einer der Garanten für den fünften Saisonerfolg. Wie lange Chapman ausfällt, kommt auf die Art des Teilanrisses der Achillessehne an und auf die dann nötige Therapie. Bei einer konventionellen (bei der die Sehne im besten Fall sozusagen von alleine wieder zusammenwächst) sind acht bis zehn Wochen Zwangspause realistisch. Ist eine Operation nötig, das sagt die Erfahrung, sind es eher acht bis zehn Monate. Die Baskets holen sich gerade Expertenrat im In- und Ausland.
Nur bedingt. Aktuell verfügt Wucherer mit dem 22-jährigen Jonas Weitzel (2,04 Meter), der vergangene Runde noch in der drittklassigen ProB gespielt hat und inzwischen auf zehn Bundesliga-Kurzeinsätze kommt (zwei davon in der vergangenen Saison), genau noch über einen (!) Spieler, der über zwei Meter misst.
Klar wie Kloßbrühe: einen Fünfer, einen Center. "Das A und O", sagt Hoffmann: "Da wir sehr klein sind, werden wir in der aktuellen Aufstellung auf Dauer nicht viele Spiele gewinnen." Dazu braucht's auch noch einen klassischen Point Guard (Stil Cameron Wells). Cameron Hunt, ein Combo Guard, hilft da gerade nur aus - entwickelt sich aber überraschenderweise nicht nur zu einem wichtigen Pfeiler, sondern eher zu einem absoluten Pflock im Team. Auch wenn der 23-jährige Amerikaner, der vergangene Runde auch lediglich in der ProB spielte, sich "defensiv noch verbessern kann", wie Hoffmann meint: "Ich bin sehr glücklich darüber und auch positiv überrascht, wie er offensiv sehr gut und sehr zuverlässig ist für uns." Zudem: Ein athletischer Flügelspieler (für die 4, aushilfsweise 5) mit einem stabilen Wurf aus der Ferne würde bestimmt auch keinen größeren Schaden anrichten.
Da hat der Trainer ganz klare Vorstellungen, und es ist in der aktuellen Situation ja auch nur selbstverständlich, dass die Neuen stante pede helfen können und nicht erst noch Monate Entwicklung bedürfen sollten. Wucherers Prämissen: "Wir suchen Spieler, die im Saft stehen und nicht zuletzt im März gespielt haben oder frisch vom College kommen. Sie sollten europäischen Basketball kennen und in einer mit der Bundesliga vergleichbaren Klasse, also in Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, der Türkei und nicht in Finnland oder in Katar gespielt haben."
Neben den (sinnvollen) Ansprüchen, die zwangsweise kollidieren können mit dem (schmalen) Budget: Offenbar ist gerade auch wegen Corona und den Folgen halb Europa auf der Suche, am besten natürlich nach Spielern, deren Fähigkeiten man wohl am ehesten mit jenen einer eierlegenden Wollmilchsau vergleichen lässt - ohne natürlich die Akteure beleidigen zu wollen. "Wenn Partizan Belgrad oder Varese oder Bamberg einen Spieler will, an dem wir interessiert sind, können wir dann nicht mehr mitstinken", sagt Wucherer.
Schwierig. Die Langzeitverletzten verschwinden nach den gesetzlich geregelten sechs Wochen erst einmal von der Payroll des Klubs - wie im normalen Arbeitsleben auch, springt dann bei einem Arbeitsunfall die für Arbeitgeber verpflichtend abzuschließende Berufsgenossenschaft ein. Außerdem profitieren auch die Baskets von den für 2021 erneuerten Finanzspritzen der Bundesregierung für den Profisport. Der Verein betont immer wieder, sehr gut gehaushaltet zu haben. All dem zum Trotz: Ohne frisches Geld von Sponsoren oder von den neuen Gesellschaftern (oder vom ehemaligen Alleingesellschafter) erscheint es aktuell ziemlich herausfordernd, das erklärte Klassenziel zu erreichen.
Drei (von insgesamt 18) Bundesliga-Lizenzen haben die Baskets in dieser Runde noch zu vergeben. "Wir haben noch drei Schüsse", sagt Wucherer etwas martialisch. "Die müssen sitzen." Sie wollen nichts überhasten, aber natürlich "so schnell wie möglich zuschlagen, wenn sich eine Möglichkeit bietet". Die Zeit drängt, die Baskets könnten die "Trainingsspiele" in Berlin, Oldenburg (30.1., 20.30 Uhr) und gegen München (3.2., 20.30 Uhr) nutzen, Neue unter Wettkampfbedingungen zu integrieren, ehe es gegen die derzeitigen Kellerkinder Göttingen (Samstag, 6.2., 20.30 Uhr) und Gießen (Dienstag, 9.2., 20.30 Uhr) sowie in Weißenfels (Freitag, 12.2., 19 Uhr) erst einmal um die Wurst geht. Wucherer sagt: "Wir müssen im Februar Spiele gewinnen gegen den Abstieg, ansonsten droht ein Kampf dagegen bis in den Mai."
um die nötigen Verstärkungen baldmöglichst zu erhalten .
Sie hätten es verdient !
Vielleicht wäre dies für manche noch unentdeckten Sponsoren der Richtige
Zeitpunkt sich ins rechte Licht zu rücken