
Der eine sagte es vor dem Spiel. Der andere hinterher. Und der Trainer will davon nichts hören. Noch nicht jedenfalls.
Robert Lowery hatte die Nase voll, im Oberhaus in Belarus ständig mit Minsk zu verlieren, weshalb er neulich zurückkehrte in die Basketball-Bundesliga. Der 33-jährige Amerikaner bezeichnet Deutschland als seine "zweite Heimat", und bereits vor seinem dritten Auftritt im Leibchen von s.Oliver Würzburg, nach zwei starken Vorstellungen zuvor, meinte er: "Ich fühle mich wohl hier." Sein Ziel verriet der neue Spielmacher der Baskets auch: der Einzug in die Play-offs. Und auch wenn Lowery beim überraschenden 94:84 (46:41)-Erfolg der Baskets am Mittwochabend beim Liga-Top-Team Hakro Merlins Crailsheim mit nur sieben Punkten offensiv nicht ganz so auftrumpfte wie bei seinem Debüt gegen Gießen - in der Defensive war er richtig giftig und mit spielentscheidend. Der Point Guard sorgte maßgeblich mit dafür, dass Crailsheims bisher überragender Akteur Trae Bell-Haynes, der sich berechtigte Hoffnungen machen kann, zum wertvollsten Spieler der Hauptrunde auserkoren zu werden, trotz seiner zwölf Punkte reichlich blass und weit unter seinen Möglichkeiten blieb.
Perry Jones III. hat 155 Begegnungen in der besten Liga der Welt auf dem Buckel und fühlte sich zuletzt beim türkischen Erstligisten Bursaspor auch nicht mehr richtig wohl, weshalb er das Angebot der Würzburger Baskets annahm, sie doch im Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen. Bis Mittwochabend deutete er zwar immer wieder mal an, dass er die gewünschte Hilfe sein könnte - aber mehr auch nicht. Vor allem, weil er offenbar auf der Suche war, wo in der Bundesliga die Körbe hängen. In Crailsheim hat er sie gefunden: 19 Punkte (davon 15 in der ersten Hälfte) und neun Rebounds steuerte der 29-jährige Amerikaner bei. "Meine Teamkollegen und die Coaches haben mich voll unterstützt und mir gesagt, dass mein Wurf früher oder später fallen wird. Man muss immer positiv bleiben", sagte er hernach. Als "großartigen Sieg" bezeichnete er die Überraschung und meinte dann noch: "Wir wollen in die Play-offs".

Der Ehrgeiz der beiden Baskets-Neuverpflichtungen in allen Ehren: Natürlich mutet es erst einmal zumindest ein wenig verwegen an, wenn eine Mannschaft, die am frühen Mittwochabend lediglich zwei Siege vor dem ersten Abstiegsplatz lag (und nun mit sieben Saisonerfolgen deren drei) von der Saisonverlängerung träumt. Aber ein genauerer Blick aufs aktuelle Tableau offenbart auch: Es sind bei zwei Partien weniger ebenfalls nur drei Siege Rückstand auf den Achtplatzierten Bamberg, der noch in Würzburg gastieren muss. Das für diesen Samstag angesetzte Duell musste wegen des Champions-League-Ausflugs der Oberfranken ins Corona-Hochrisikogebiet Tschechien und der deshalb zwingenden Quarantäne nach der Rückkehr verlegt werden (ein neuer Termin steht noch nicht fest).
Auch der Dienstplan der näheren Zukunft kann etwaige Play-off-Träumereien nicht so einfach verhindern: Nächsten Dienstag (19 Uhr) reisen die Baskets nach Weißenfels, am Montag darauf (19 Uhr) kommt Bayreuth, dann geht's nach Gießen (20.3., 18 Uhr), und Bonn kommt auch noch im März (28.3., 15 Uhr) - allesamt Teams, die gerade hinter den Baskets logieren (wenngleich Bayreuth und Bonn aktuell gleichfalls sieben Saisonsiege verbucht haben). Lediglich im Nachholspiel gegen Spitzenreiter Ludwigsburg (23.3., 20.30 Uhr) erscheinen die Erfolgschancen auf dem Papier relativ aussichtslos.

Zukunftsmusik. In die Baskets-Trainer Denis Wucherer nicht mit einstimmt. Jedenfalls noch nicht. Er würgt sie aber auch nicht total ab. Direkt nach der Partie am Mittwoch versammelte er die Seinen im Kreis, was er noch nie gemacht hatte in seiner Würzburger Amtszeit, und sprach mit ihnen. "Ich habe sie vor allem darauf aufmerksam gemacht, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt", sagt Wucherer, der es gerne sähe, wenn seine Akteure, dieses auch "ausschöpfen und nicht nur ab und zu mal gewinnen".

Die über weite Strecken beeindruckende Vorstellung der Würzburger, bei denen Tyson Ward herausragte, mit homogenem und flinkem Team-Basketball in einer auch spielerisch hochklassigen, phasenweise sogar rassigen Partie, in der Rückkehrer Alex King in seinem 600. Bundesligaspiel 15 Punkte machte, darf durchaus als Indiz herhalten, dass in diesen neuen Baskets tatsächlich "'ne Menge steckt", wie Wucherer meinte. Das Wort Play-off kam ihm freilich nicht über die Lippen. "Jetzt geht es erst einmal darum die magischen zehn zu schaffen", sagte er, weil der 47-Jährige weiß, was die Erfahrung gezeigt hat: dass man üblicherweise mit zehn Siegen nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun hat. "Und dann sieht man weiter."