So so, bei 100 Prozent seines Leistungsvermögens sieht er sich also noch nicht. Das könnte eine richtig gute Nachricht sein für die Baskets. "Nach jeder Verletzung fühlt es sich wie ein neuer Körper an, aber es wird jeden Tag besser." Und es könnten die Gegner von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg beinahe schon als Drohung auffassen, so kurz vor dem angeblichen Fest der Liebe. Hat man Justin Sears in seinen fünf Partien seit seinem Comeback gegen Braunschweig beobachtet, kann man - vielleicht mit der Ausnahme der Partie in Bamberg - nur bestätigen, was der 26-jährige Center nach dem 93:87 (44:51)-Erfolg am Dienstagabend in Bayreuth noch sagte: "Es wird langsam."
Vielleicht sogar schneller, als es sich Sears, die Baskets und Trainer Denis Wucherer erhofft hatten. In Oberfranken führte Sears mit einer eindrucksvollen Vorstellung seine Mannschaft zum dritten Saisonsieg, alle errungen in der Fremde, die anderen in Vechta und in Chemnitz. Fast 29 Minuten auf dem Parkett, so lange wie sonst kein Würzburger, 19 Punkte mit 78-prozentiger Trefferquote aus dem Feld, von seinen fünf Freiwürfen verwarf er auch nur einen, dafür gab er vier Vorlagen, klaute den Bayreuthern viermal die Murmel und war zum zweiten Mal in Folge mit Abstand effektivster Unterfranke. "Es hat heute sehr viel Energie gekostet, es ist ein ganz wichtiger Sieg für uns nach den beiden Heimniederlagen gegen Braunschweig und den MBC", sagte der Amerikaner, der seine Mannschaft auf dem richtigen Weg wähnt: "Wir haben heute als Team gut zusammengespielt und den Ball gut und schnell bewegt." Hinzu kam: "Wir hatten weniger Turnovers und mehr Assists als zuletzt." 19 Vorlagen standen diesmal für die jüngsten Baskets-Verhältnisse tatsächlich nur erstaunlich geringe zehn Ballverluste gegenüber.
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Wucherer war, bestimmt auch deshalb, in ziemlich friedlicher Vorweihnachtsstimmung: "Zunächst sind wir erleichtert und froh darüber, gewonnen zu haben. Ähnlich wie für Bayreuth ist es auch für uns wichtig, im ersten Drittel der Saison ein paar Siege einzufahren und uns damit einen Abstand zum Tabellenende zu schaffen." Aktuell sind es drei Siege Differenz. Auch abseits des Ergebnisses war der 47-Jährige recht zufrieden mit der Vorstellung der Seinen, "gerade auch mit der Energie in der zweiten Halbzeit und mit der Art, wie wir verteidigt haben. Vor allem in den letzten fünf Minuten haben wir deutlich besser agiert als in den letzten Spielen". Und für seinen Kapitän Felix Hoffmann hatte Wucherer dann auch noch ein kleines Geschenk in Form eines Extralobs: "Auch, wenn er keinen Punkt gemacht hat, heute hat man wieder einmal schön gesehen, wie wichtig Felix für uns sein kann, vor allem in der Verteidigung." Acht Rebounds hat er sich geholt, mit Abstand die meisten an diesem Abend. Hoffmanns Vorstellung insgesamt, laut seinem Trainer: "Absolut vorbildlich."
Diesmal behielten die Baskets also die Nerven, oder wie Florian Koch meinte: "Diesmal hatten wir in der Crunchtime die Nase vorne, auch weil wir die größere Intensität und den einen Ticken größeren Willen hatten." Die Acht-Punkte-Führung (89:81) gut 100 Sekunden vor Schluss war gut eine Minute später auf zwei Zählerchen zusammengeschmolzen, ehe Tayler Persons für den Endstand sorgte. Die Baskets wollten den Sieg eben offenbar tatsächlich ein bisschen mehr, und der 25-jährige Amerikaner scheint zwar immer noch etwas auf der Suche nach mehr Zielwasser und seiner Bestform zu sein - aber wenn, wie in Bayreuth, vor allem Tyson Ward (14 Punkte, enorm präsent im sehr starken dritten Viertel der Baskets) und Cameron Hunt (15 Punkte) derart einspringen, dann können die Würzburger eben auch gegen einen ebenbürtigen Kontrahenten siegen.
Den Erfolg in der Wagner-Stadt bezeichnete der sehr erleichtert wirkende Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler "als wichtigen Schritt zu unserem Ziel". Das lautet unverändert: Klassenerhalt, einzig und allein - und möglichst bald. Liebler hatte auch den Spielplan im Kopf, als er meinte: "Es war sehr wichtig, uns nach den teils dummen Niederlagen gegen Braunschweig und MBC selbst wieder aus diesem kleinen Tal herausgekämpft zu haben, wenn man sich das kommende schwere Programm anschaut." Das führt die Baskets am Sonntag (27.12., 15 Uhr) zum Spitzenreiter nach Ludwigsburg, eine Woche später kommt das Überraschungs-Spitzenteam Crailsheim an den Main - beide Baden-Württemberger haben erst eine ihrer acht Partien verloren.
Die Baskets haben in dieser Runde noch keine zwei Spiele hintereinander gewonnen - aber auch noch nicht mehr als zwei am Stück verloren. Am 9. Januar geht's dann zum Kellerkind nach Bonn.