Das zugegebenermaßen zwar nicht allzu heftige, gleichwohl nicht ganz grundlose Zittern darf weitergehen. Wie es vor den Sonntagspartien in der Basketball-Bundesliga zu erwarten gewesen war, ist der Klassenerhalt von s.Oliver Würzburg auch weiterhin noch nicht final gesichert. Nach der niemals infrage stehenden 79:99 (37:58)-Niederlage der Baskets am Sonntagabend gegen Titelverteidiger und Pokalsieger Alba Berlin und dem 100:82-Sieg des Vorletzten Gießen gegen Schlusslicht Vechta, das seit Freitag und der Ein-Punkt-Niederlage gegen Berlin (81:82) als erster Absteiger feststeht, ist die endgültige Entscheidung darüber, wer den Niedersachsen folgt, also abermals vertagt. In der Verlosung um den zweiten Abstiegsplatz mischt freilich auch noch Syntainics MBC mit: Die Weißenfelser unterlagen zeitgleich mit dem Baskets-Spiel Bayreuth (70:99) und haben wie die Würzburger noch immer nur neun Siege auf dem Konto.
"Wir wissen, dass wir noch einen Sieg brauchen", sagte der 19-jährige Julius Böhmer, dem Baskets-Trainer Denis Wucherer im Schlussviertel Spielpraxis gönnte, die das Talent wie schon im Hinspiel auch reiflich nutzte: Sechs Punkte gelangen dem Guard in seinen knapp neun Minuten.
Die Baskets knüpften zwar wahrlich nicht an die reichlich desolate Vorstellung beim 80:90 in Braunschweig am Donnerstagabend an und zeigten auch wieder vermehrt Einsatz und Kampf, phasenweise sogar echten Willen und auch Leidenschaft. Aber letztlich hatten sie der individuellen Klasse der Berliner, bei denen Marcus Eriksson (21 Punkte, sieben von elf Dreierversuchen) und Peyton Siva (elf Punkte, elf Vorlagen) heraus stachen, sowie deren sehr unterhaltsamen und flinkem Homogen-Basketball nicht wirklich etwas entgegenzusetzen, um eine realistische Erfolgschance zu haben.
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Und das nicht nur, weil den Hausherren gleich zwei ihrer großen Männer fehlten. Murphy Holloway legte ein Magen-Darm-Infekt flach, und für Jonas Weitzel ist die Saison wegen seiner Schulterverletzung vorzeitig beendet. Ihre Sieben-Punkte-Führung nach einem über fast neun Minuten ausgeglichenen ersten Viertel hatten die Berliner einem 9:0-Lauf in den letzten 63 Sekunden zu verdanken. In den zweiten zehn Minuten bauten sie diese dann erst langsam aus (45:32), ehe sie sich dachten: Warum nicht wiederholen, was vorhin so gut geklappt hat?! Gerade einmal 90 Sekunden benötigte der im ersten Viertel geschonte Tim Schneider, um im Alleingang für einen 11:0-Lauf und die damit im Grunde bereits spielentscheidende 21-Zähler-Halbzeitführung (58:37) zu sorgen.
Die zu Beginn des dritten Abschnitts bei arg eingefleischten Baskets-Anhängern dank eines 11:2-Laufs zum 48:62 womöglich kurzzeitig glimmende Hoffnung, doch noch irgendwie in Schlagdistanz zu kommen, pulverisierte dann der Schwede Eriksson, der seinen im ersten Viertel getroffenen zwei Dreiern zum Ende des dritten Abschnitts hin einfach fünf weitere folgen ließ, die Führung der Gäste zur höchsten der gesamten Partie ausbaute (79:52) und die Begegnung endgültig entschied. Der letzte Abschnitt war dann ein wenig Schaulaufen, in dem die Berliner etwas vom Gas gingen und die Baskets versuchten, sich ein wenig Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben zurückzuerobern.
Denn so bleibt die Ausgangssituation vor den restlichen drei Heimpartien der Baskets also im Grunde dieselbe wie vor diesem Tag nach dem Tag der Arbeit. Die Würzburger haben mit neun Siegen zwar mittlerweile nur noch einen Vorsprung auf Gießen, aber den direkten Vergleich gewonnen. Daraus folgt: Die Hessen müssen zwingend ihre beiden Spiele (am Dienstag in Bamberg und am Sonntag gegen Braunschweig) gewinnen und auch noch darauf hoffen, dass Wucherers Schützlingen ihre restlichen drei vergeigen. Die Würzburger empfangen am Mittwoch Chemnitz, am Freitag Frankfurt und am Sonntag Absteiger Vechta. Ohne als Nestbeschmutzer beschimpft werden zu müssen, darf man sicherlich ungestraft behaupten: Sollte in diesen drei Partien nicht wenigstens ein Sieg gelingen, würden die Baskets ihre Bundesligauntauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.
Gänzlich unrealistisch ist es freilich auch nicht, dass der MBC noch in die Bredouille gerät: Die Weißenfelser bekommen es nun noch mit Vechta und mit Oldenburg zu tun – haben jedoch die direkten Vergleiche mit Gießen und Würzburg gewonnen. Das Schreckensszenario für die Sachsen-Anhaltiner: Sie verlieren beide Partien und Gießen gewinnt zweimal und Würzburg noch einmal. Außer Gießen haben die beiden anderen Kandidaten also ihr Schicksal noch selbst in der Hand.
Die Baskets freilich würden – bei einer Gießener Niederlage in Bamberg am Dienstag – den Ligaverbleib auf der Couch bestimmt auch mit Handkuss annehmen. Um dann einen ganz dicken Strich unter diese aus vielerlei Gründen durchaus als Seuchen-Spielzeit durchgehende Runde machen zu können.