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Basketball: Bundesliga
Das Herz und die Einstellung der Baskets
Erneut lässt sich s.Oliver Würzburg auch von einem ordentlichen Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. In Frankfurt gelingt dem Team von Denis Wucherer erneut eine Überraschung.
Da freut sich ein Haufen, der offenbar gerade so richtig zusammenwächst: Würzburgs beste Basketballer nach dem überraschenden Sieg in Frankfurt (von links): Julian Albus, Nils Haßfurther, Cameron Hunt, Kapitän Felix Hoffmann, Jonas Weitzel, Tyson Ward, Julius Böhmer und Joshua Obiesie.
Foto: Heiko Becker | Da freut sich ein Haufen, der offenbar gerade so richtig zusammenwächst: Würzburgs beste Basketballer nach dem überraschenden Sieg in Frankfurt (von links): Julian Albus, Nils Haßfurther, Cameron Hunt, Kapitän Felix ...
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 11.02.2024 05:39 Uhr

Vielleicht war es genau dieser Wurf, knapp zwei Minuten vor Schluss, der nicht nur den Deckel draufmachte auf diese Begegnung, sondern womöglich auch die aktuelle Situation von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg ganz gut versinnbildlicht. 115 Sekunden Rest-Spielzeit leuchteten auf den Würfeln, als Joshua Obiesie zu seinem dritten Dreier ansetzte. Seine zwei Versuche zuvor verfehlten ihr Ziel. Diesmal rauschte die Kugel durch den Ring: 76:66. Obiesie tütete aus der Ferne den fünften Saisonsieg der Baskets ein, der am Ende mit 80:72 (38:35) das Kräfteverhältnis zwischen den Würzburgern und den Fraport Skyliners Frankfurt jedenfalls an diesem Sonntagnachmittag ganz gut widerspiegelte. Und dennoch abermals als Überraschung durchgehen darf.

Einsatz, Wille, Leidenschaft: Joshua Obiesie (am Ball, mit Frankfurts Joe Rahon) und die Baskets scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.
Foto: Heiko Becker | Einsatz, Wille, Leidenschaft: Joshua Obiesie (am Ball, mit Frankfurts Joe Rahon) und die Baskets scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.

Ausgerechnet Obiesie also, der zuletzt eher den Anschein gemacht hatte, ein wenig mehr mit sich und seiner Rolle im Team zu kämpfen als mit dem Gegner. Weshalb auch im Baskets-Anhang bereits erste Zweifel aufgekommen waren, ob das von allen Fachleuten erkannte unbestritten enorme Talent des 20-Jährigen auch ausreicht, die in ihn gesteckten Erwartungen, die er zweifellos auch an sich selbst hat, zu erfüllen. Wie hatte sein Trainer Denis Wucherer anfangs dieser Saison einmal so schön gemeint: "Wir müssen nun schauen, seine PS auf die Straße zu bringen." Nach dem einen oder anderen Kaltstart im Rückwärtsgang in dieser Spielzeit konnte die Partie in Frankfurt zumindest die Hoffnung nähren, dass Wucherer, die Baskets und Obiesie zwar lange noch nicht am Ziel sind, aber zumindest mal den Vorwärtsgang eingelegt und die richtige Richtung eingeschlagen haben.

Und das kann deshalb sinnbildlich stehen für die Entwicklung dieser Mannschaft, weil ihr nach der Überraschung in Bonn vor einer Woche unter nochmals verschlechterten personellen Bedingungen abermals etwas gelungen ist, das durchaus für Erstaunen, vielleicht sogar für etwas Verblüffung sorgen kann. Im Rheinland konnte Center Justin Sears zumindest noch ein paar Minuten mittun, ehe er sich ohne Einwirkung des Gegners das Kreuzband derart malträtierte, dass er operiert werden musste und bis Rundenende ausfallen wird. In der einstigen Bundeshauptstadt führten vor allem Felix Hoffmann und Alex King die Baskets im Schlussviertel zum Sieg.

18 Punkte, zehn Rebounds: Brekkott Chapman (am Ball, mit Frankfurts Kamari Murphy) gelang ein sogenanntes Double-Double.
Foto: Heiko Becker | 18 Punkte, zehn Rebounds: Brekkott Chapman (am Ball, mit Frankfurts Kamari Murphy) gelang ein sogenanntes Double-Double.

In Hessen spielten der Kapitän und der Routinier nicht wirklich eine große Rolle. Diesmal sprangen andere ein. Nach knapp acht Minuten, da führten die Hessen 14:10, holte Wucherer seine komplette erste Fünf vom Parkett. Passiert nicht aller Tage - auch, um die Statik des Spiels nicht zu sehr zu gefährden, wechseln Trainer üblicherweise erst einmal ein, zwei Spieler. Aber wo zu wenig Statik ist . . . "Das war so nicht geplant. Hat sich halt ergeben", meinte Wucherer nach dem fünften Erfolg in fremder Halle. Und selbst am Handy konnte man erahnen, dass er zumindest schmunzelt in diesem Moment. Es sei auch für ihn immer noch seltsam zu sehen, "wie manche Spieler an manchen Tagen zusammen spielen und dann auch funktionieren und an anderen eben nicht, sondern andere Spieler gut zusammenpassen".

Ist die Mannschaft aktuell bundesligatauglich? Denis Wucherer (vorne): 'Ich denke, die Mannschaft hat heute eine ganz gute Antwort auf diese Frage gegeben.'
Foto: Heiko Becker | Ist die Mannschaft aktuell bundesligatauglich? Denis Wucherer (vorne): "Ich denke, die Mannschaft hat heute eine ganz gute Antwort auf diese Frage gegeben."

Diesmal taten das eben vor allem die, die von der Bank kamen. Und es war durchaus erstaunlich, wie rund es dann auch auf Dauer gesehen lief bei den Baskets, als Jonas Weitzel, Julius Albus, Cameron Hunt, Florian Koch und Obiesie übers Parkett wieselten. Drei von ihnen spielten vergangene Runde nahezu ausschließlich in der drittklassigen ProB - wobei vor allem die Entwicklung von Hunt gerade immer erstaunlichere Züge annimmt. "Er kommt auch immer besser mit seiner Rolle klar, seitdem Taylor Persons nicht mehr da ist", sagt Wucherer. Mit seinem Bundesliga-Bestwert von 23 Punkten und vielen klugen Pässen, nicht nur welche, die zum Korberfolg führten (sieben Vorlagen), war der 23-jährige Texaner abermals hauptverantwortlich für den Erfolg der Baskets. Am meisten Unterstützung bekam er diesmal von Brekkott Chapman, dem ein Double-Double vergönnt war (18 Punkte, zehn Rebounds), sowie Florian Koch (14 Punkte, sieben Rebounds).

Deutschland, Frankfurt am Main, Fraport Arena, 17.01.2021, emspor, emonline, despor, deonline, FRAPORT SKYLINERS - s.Oliver Wuerzburg, Basketball, BBLBild: v. li. v. li. Quantez Robertson (Fraport Skyliners) und Cameron Hunt (s.Oliver Wuerzburg),
Foto: Heiko Becker | Deutschland, Frankfurt am Main, Fraport Arena, 17.01.2021, emspor, emonline, despor, deonline, FRAPORT SKYLINERS - s.Oliver Wuerzburg, Basketball, BBLBild: v. li. v. li.

"Das hat Spaß gemacht heute", sagte Wucherer dann noch - auch im Bewusstsein, dass seine Mannschaft sich auch von einem 13:0-Turbostart der Frankfurter in die zweite Halbzeit zu einer Zehn-Punkte-Führung (48:38) nicht wirklich aus der Ruhe bringen ließ. Vor der Begegnung war er im Internetfernsehen gefragt worden, ob sein Team, auch wegen der personellen Situation mit lediglich drei einsatzfähigen Importspielern,"im Moment überhaupt ligatauglich" sei. Und anfangs der Runde hat Wucherer selbst immer wieder einmal bemerkt, dass manche Entscheidungen seiner Spieler in entscheidenden Phasen Zweifel an der Bundesligatauglichkeit schüren könnten. Am Sonntag sagte der 47-Jährige: "Wir wissen inzwischen auch besser, was in bestimmten Situationen passieren kann und was eher nicht. Wir haben Jungs, die richtig Bock haben, und mit viel Herz, der richtigen Einstellung und mit so einer unbequemen Verteidigung hat es zumindest letzte Woche in Bonn geklappt und auch heute gereicht. Das schaut zwar nicht immer hübsch aus, aber ich denke, die Mannschaft hat heute eine ganz gute Antwort auf diese Frage gegeben."

Was nun freilich auch passieren kann (und nach allem menschlichem Ermessen wohl auch geschehen wird), gänzlich losgelöst vom Herz, der Leidenschaft, dem Willen: drei Niederlagen am Stück. Am Sonntag (24.1., 20.30 Uhr) geht's nach Berlin (die Partie wurde wegen eines Euroleague-Spiels der Hauptstädter am Freitag verlegt), am Samstag drauf (30.1., 20.30 Uhr) nach Oldenburg, und am Mittwoch (3.12., 20.30 Uhr) kommt München an den Main. Insofern tut es den Baskets auch tabellarisch ganz gut, mit dem Erfolg in Frankfurt erst einmal drei Siege Distanz zu den Abstiegsplätzen gelegt zu haben. Und wie meinte Wucherer so richtig: "Wenn man sich das Tableau anschaut, glaube ich, dass es für etwa zehn Mannschaften heuer eine ganz enge Kiste bis zum Ende der Saison werden kann."

 
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