Aller guten Dinge sind drei? Gewiss nicht immer. Aber in diesem speziellen Fall schon! Und das gilt gleich in doppelter Hinsicht: Zweimal bereits hatten sich die Wege von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg und dem einstigen Serienmeister Brose Bamberg in dieser Spielzeit bereits gekreuzt - mit im Grunde erwartbaren Folgen. Im Gruppenspiel des Pokal-Wettbewerbs im vergangenen Oktober setzte es eine 68:89-Schlappe für die Baskets, im Bundesliga-Hinspiel Mitte Dezember dann eine 66:81-Niederlage.
Und nun, am Mittwochabend, im dritten Anlauf dieser Runde gab es den erst dritten Sieg der unterfränkischen Domstädter gegen die oberfränkischen Erzbistümler in der Bundesligageschichte beider Klubs. Der 82:78 (46:47)-Erfolg der Baskets darf - wie die zwei Siege zuvor - durchaus als fast schon sensationsgleich durchgehen, weshalb Trainer Denis Wucherer sicherlich für den gesamten Verein und natürlich auch seine Spieler sprach, als er mit leicht erschöpfter Stimme meinte: "Natürlich sind wir sehr glücklich über diesen Sieg. Kompliment an die Jungs, sie haben ein tolles Spiel gemacht."
Ziemlich glücklich darf der Verein nun auch deshalb sein, weil diese Überraschung, der neunte Saisonsieg, nun allenfalls noch marginale Zweifel am Erhalt der Klasse lässt. Die beiden Vereine, die derzeit auf den Abstiegsplätzen stehen, müssten von deren jeweils noch fünf ausstehenden Spielen jeweils mindestens vier gewinnen, um die noch sechsmal antretenden Würzburger noch einzuholen. Gießen mit drei Siegen Rückstand müsste viermal gewinnen, weil die Hessen den direkten Vergleich gegen die Unterfranken verloren haben. Vechta müsste gleichfalls viermal siegen und dazu am letzten Hauptrundenspieltag in Würzburg mit mehr als acht Punkten Unterschied gewinnen, um den direkten Vergleich für sich zu entscheiden. Und die Baskets müssten alle ihre sechs Partien verlieren. Angesichts des Restprogramms dieser drei Klubs wäre eine solche Konstellation eine noch wesentlich größere Sensation als der Würzburger Erfolg am Mittwochabend.
"I hope we made it", meinte Murphy Holloway, der überragende Mann auf dem Parkett an diesem Abend. "Ich hoffe, wir haben es geschafft." Der 30-jährige US-Amerikaner, der zuletzt wegen einer Leistenzerrung hatte pausieren müssen, machte nicht nur 14 Punkte (nach Cameron Hunt mit 15 die zweitmeisten bei den Baskets). Der Muskelprotz mit den sanften und sehr gefühlvollen Handgelenken und - bei dem Körper - immer wieder erstaunlich geschmeidigen Bewegungen schnappte sich überdies sechs Abpraller (alle unterm eigenen Brett), klaute dem Gegner sechs Mal (!) das Spielgerät und blockte auch noch drei Bamberger Würfe. Es war mit Abstand die eindrucksvollste Vorstellung des aus Irmo in South Carolina stammenden Centers im Baskets-Dress.
"Seit ich in Würzburg bin, haben wir heute zum ersten Mal mit der kompletten Mannschaft gespielt. Wir sind immer positiv geblieben, auch in schwierigen Phasen", analysierte Holloway punktgenau. "Ich war eigentlich die ganze Zeit müde, weil ich alles gegeben habe. Ich muss immer mit viel Energie spielen, anders geht es nicht." Anders wäre es am Mittwochabend auch bestimmt nicht gegangen gegen die Bamberger, die in Würzburg ihre 21. Play-off-Teilnahme in Serie mehr oder weniger eintüten wollten.
Zum Sprungball schickte Wucherer Rob Lowery, Tyson Ward, Felix Hoffmann, Alex King und Holloway aufs Parkett. Und die hatten dann gleich mal alle Hände voll zu tun, weil die Bamberger offenbar ziemlich scharf darauf waren, die 99:100-Niederlage in Oldenburg am Montag möglichst flott vergessen zu machen. Und weil auch die Hausherren die einem Derby zweier fränkischer Mannschaften angemessene Galligkeit an den Abend legten, entwickelte sich im ersten Abschnitt eine recht giftige, zwischenzeitlich auch mal etwas nicklige, in jedem Fall ziemlich intensive Veranstaltung.
Die Oberfranken konterten die erste Führung der Unterfranken (9:8) nach knapp fünf Minuten reichlich humorlos mit einem 12:0-Lauf, weshalb sie dann etwas später mit neun Punkten Vorsprung (24:15) in die erste kurze Verschnaufpause gehen durften, und es schien, als nehme das so oft festgeschriebene Schicksal bei einem Duell der beiden Teams seinen obligatorischen Verlauf.
An der Intensität des Duells sollte sich auch im zweiten Abschnitt nicht viel ändern - den Bambergern gelang es zwar zwischenzeitlich, ihren Vorsprung auf bis zu 14 Zählern auszubauen (35:21). Aber weil die Baskets sich all ihrer kämpferischen Tugenden und ihrer Leidenschaft besannen, die sie schon häufiger gezeigt, aber zuletzt in Göttingen so schmerzlich hatten vermissen lassen, gelang es ihnen dank eines Zwischenspurts bis zur Halbzeit, den Rückstand Punkt um Punkt einzuschmelzen. Dank sechs Zählern am Stück in den letzten 78 Sekunden der ersten Hälfte hatten sich die Baskets dann bis zum Pausentee auf ein 46:47 herangeeichhörnchent.
All das war freilich letztlich nur ein Vorgeschmack auf die Unterhaltung, die beide Mannschaften dann in der zweiten Halbzeit bieten sollten. Im dritten Abschnitt übernahmen die Hausherren dank eines 15:2-Laufs erst einmal das Kommando, den die Gäste mit einem 9:0 gegen Ende des Viertels konterten, weshalb die Baskets mit einem Pünktchen Vorsprung (63:62) ins Schlussviertel gingen.
Da erlaubten Wucherers Schützlinge den Bambergern fast viereinhalb Minuten keinen Punkt, konnten aber auch nicht davonziehen. Beide Mannschaften geizten mit Körben, bis drei Minuten vor Schluss waren gerade einmal 17 Punkte (8:9) gefallen: auf beiden Seiten zusammen. Aber die Würzburger hatten ja Murphy Holloway, der mit wichtigen Aktionen in der Defensive, aber auch vorne seine Mannschaft letztlich zum verdienten Sieg führte.
"Dadurch, dass die Verletzten wieder zurück sind, haben wir insgesamt mehr Qualität und Substanz, auch, wenn nicht alles rund gelaufen ist. Aber so haben wir die Chance, auch gegen gute Mannschaften mitzuspielen", sagte Wucherer - und fügte an: "Ein Gefühl, an das auch ich mich erst wieder erinnern muss."