Cameron Hunt hat Ziele. Kurzfristige. Und mittelfristige. Der 23-Jährige in Diensten von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg steht zwar erst vor seiner ersten Bundesligasaison - ist inzwischen aber bereits zu einem wichtigen Pfeiler im System von Denis Wucherer geworden. Im Februar, als die Baskets bekanntgaben, Hunt für drei Jahre bis 2023 verpflichtet zu haben und ihn als eine "Option für die Zukunft" bezeichneten, sagte Cheftrainer Wucherer noch: "Wir wollen ihm die Chance geben, sich weiterzuentwickeln und ihn an die Bundesliga heranzuführen." Das war vor Corona.
Auch die Idee, den Topscorer des letztsaisonalen Farmteams der Würzburger in der ProB, der zuvor vier Jahre lang an einem College in den USA gespielt hatte, womöglich erst einmal auszuleihen, hat sich wegen der Pandemie und des halbierten Etats schnell erledigt. Ihr Farmteam haben die Baskets im Frühjahr aus der dritten Klasse abgemeldet, und bei seinem Pflichtspieldebüt für die Profis vergangenen Sonntag gegen Ludwigsburg stand Hunt in der Starting Five und knapp 25 Minuten auf dem Parkett, er war mit elf Zählern nach Tyler Persons (zwölf) zweitbester Würzburger Werfer. Heranführen? Von wegen. Cameron Hunt ist schon mittendrin, und bekam zumindest ein kleines Lob von seinem Trainer: "Durch seine Schnelligkeit ist er dann manchmal auch schwierig zu verteidigen", meinte Wucherer, der sein Talent im selben Atemzug aber auch sofort wieder in die Pflicht nahm: "Er ist einer unserer Guards, da erwarte ich, dass er auch im letzten Viertel zusammen mit Tyler unser Spiel orchestriert."
Das taten die beiden Aufbauspieler im Schlussabschnitt nicht mehr wirklich, was Wucherer sichtlich wurmte. Die Mannschaft verzettelte sich in Einzelaktionen, der Ball lief nicht mehr so flink durch die Reihen, weshalb die Baskets mit 67:78 den Kürzeren zogen, obwohl sie 30 vielleicht sogar 33 Minuten lang auf Augenhöhe agiert hatten mit dem Vizemeister. Deshalb ist Hunts Ziel an diesem Wochenende, bei den Pokalspielen in Ulm gegen Bamberg (Samstag) und die Hausherren (Sonntag, beide 15 Uhr) auch ganz klar: "Wir wollen gegen die beiden guten Gegner 40 Minuten durchspielen und nicht nur 30." Und trotz der Maske, die er trägt während des Gesprächs, kann man an den Falten rund um die Augen ahnen, dass er zumindest schmunzelt in diesem Moment.
"Die Körperlichkeit und vor allem das Tempo" hat Hunt als größte Unterschiede ausgemacht im Vergleich zur vergangenen Saison, als der 1,92-Meter-und-85-Kilo-Mann - jedenfalls den Statistkwerten zufolge - zu den fünf besten Spielern der ProB gehörte. Bis Sars-CoV-2 die Saison kurz vor den Play-offs beendete. "Ich muss Entscheidungen nun viel viel schneller treffen", sagt Hunt, der auch erkannt hat, dass die Gegner "a lot smarter" sind, also um einiges talentierter.
Seit gut einem Jahr trainiert er bereits bei den Profis mit, und es drängt sich ein Vergleich natürlich auf: Mit dem letztsaisonalen Baskets-Kapitän Cameron Wells hat Hunt nicht nur den Vornamen gemein. Beide sind Texaner, beide Guards mit hohem Basketball-IQ. "Ich habe im Training viel von Cam, aber auch von Skyler Bowlin und Jordan Hulls gelernt", sagt Hunt, der noch heute in Kontakt steht mit den Spielmachern der vergangenen Saison: "Ich frage sie alles, was ich nur fragen kann", sagt er. Und vielleicht helfen die Antworten ja ein wenig mit, dass Cameron Hunt sein mittelfristiges Ziel erreicht: die Nachfolge von Cameron Wells anzutreten. "Natürlich arbeite ich daran, auch ein Leader wie er zu werden. Das ist der Plan." Natürlich weiß Hunt auch: Die Fußstapfen sind groß.