
Rund 10.000 Sportlerinnen und Sportler spielen in Deutschland Ultimate Frisbee. Charlotte Pfister ist nicht nur eine von ihnen – sie gehört sogar zu den besten. 2016 begann die heute 22-Jährige in ihrer Heimatstadt Bamberg mit der Trendsportart. Mittlerweile ist Frisbee aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Häufig geht sie nach dem Besuch der Mensa erst mal eine halbe Stunde in den Würzburger Ringpark, um zu trainieren. Im Interview berichtet sie von ihrer Leidenschaft, den Turnieren mit der Nationalmannschaft und der besonderen Fairness beim Ultimate Frisbee.
Charlotte Pfister: Michaela Kessie kenne ich von den Freien Turnern. Sie ist dort beim Lacrosse. Es gefällt mir, dass die Freien Turner viele verschiedene unbekanntere Sportarten anbieten.
Pfister: Zum Ultimate Frisbee kam ich im Herbst 2016. Bei mir in der Wohnsiedlung in meiner Heimatstadt Bamberg hatte eine Gruppe von Jugendlichen schon länger im Park geworfen. Mein Bruder hat schon Ultimate Frisbee gespielt, ich habe es dann auch mal ausprobiert. 2021 kam ich zum Studium nach Würzburg. Ich kannte die Freien Turner schon von Turnieren, deshalb war es für mich selbstverständlich, dass ich dort im Verein weiterspiele.
Pfister: Ja, ich habe zehn Jahre Fußball gespielt bei der TSG Bamberg.
Pfister: Ultimate Frisbee ist ein Laufspiel, das die athletischen Fähigkeiten und das Werfen vereint. Räumliches Denken und das Erkennen von Freiräumen sind wichtig. Wir merken, dass Spielerinnen, die Fußball oder Basketball gespielt haben, das direkt besser können, als Einzelsportlerinnen, die vom Tennis oder Ähnlichem kommen.
Pfister: Es gibt verschiedene Spielformen. Die erste Liga wird auf Zeit gespielt, aber das Spiel endet auch, wenn eine Mannschaft bei 15 Punkten angekommen ist. Einen Punkt erzielt man, wenn die Scheibe in der Endzone gefangen wird, wie beim American Football. Wir spielen auf einem circa 100 mal 37 Meter großen Feld. Etwa so lang wie ein Fußballfeld, aber nur halb so breit. Die Frisbee muss gepasst werden, in Scheibenbesitz darf man nicht angegangen werden, aber sich auch nicht bewegen. Außerdem kann meine Gegenspielerin mich anzählen. Dann habe ich zehn Sekunden Zeit, um die Scheibe loszuwerden.
Pfister: Ich nicht, aber es gibt in unseren Teams Spielerinnen und Spieler, die das können. Angriffe können manchmal nach einem Pass in die Endzone führen oder nach 50 Pässen. Das ist immer unterschiedlich, und auch von der Verteidigung des Gegners abhängig.
Pfister: Ich studiere an der Universität Würzburg Grundschullehramt mit Sport als Didaktikfach.
Pfister: Ultimate Frisbee ist ein sehr fairer Sport. Der gefoulte Spieler sagt an, wenn er der Meinung war, er wurde gefoult. Der Gegenüber kann das dann annehmen oder die Entscheidung anfechten. Wenn die Entscheidung angefochten wird, geht die Scheibe einfach zum Werfer zurück und der Spielzug wird wiederholt.
Pfister: Bei größeren Turnieren mit der Nationalmannschaft gibt es sogenannte Game-Advisor. Wenn eine Situation unklar ist, kann man sie befragen. Auch Mitspielerinnen, die eine Situation vielleicht besser gesehen haben, können ihre Meinung sagen.
Pfister: Ja, die ganze Frisbee-Community ist so. Wir sehen uns im Sommer auf den Turnieren und sind eine kleine, aber sehr besondere Familie. Eines der größten Turniere findet jeden Sommer in Köln auf den Jahnwiesen am Stadion statt. Bei den Disc Days Cologne geht es auch nicht nur um den Spaß, sondern wirklich um den Wettkampf. International gibt es sogar eine Art Frisbee-Champions-League. Ich habe letztes Jahr beim Heidelberger Damen-Team das Turnier in Wroclaw in Polen mitgespielt.
Pfister: Wir haben ein Mixed-Team in Würzburg. Bei den Männern gibt es kein eigenes Team mehr. Sie spielen jetzt im Open Team FrankN mit Bamberg, Aschaffenburg, Bayreuth und Nürnberg. Aber wir haben jetzt ein eigenes Frauen-Team. Wir hoffen, dass wir direkt einen Platz in der ersten Liga bekommen. Die Saisonvorbereitung beginnt im März. In der Frauen-Liga spielen wir an zwei Spielwochenenden im August. Wir überlegen uns noch, ob wir einen der Spieltage in Würzburg ausrichten wollen. Außerdem gibt es bei uns im Sommer ein Turnier, die Würzburger Club-Championship.
Pfister: Meistens in Städten, die große Universitäten haben. Heidelberg, München, Aachen, Münster oder Bremen. In Berlin gibt es ein großes Frauen-Team und die Mannschaft "Wall City", die sich nach der Berliner Mauer benannt hat und 2022 deutscher Meister wurde.
Pfister: Ich habe letztes Jahr noch in der U24-Nationalmannschaft gespielt. Bei der Weltmeisterschaft in Nottingham sind wir Dritter geworden, der bisher größte Erfolg für uns. Die USA haben bei den Frauen, Männern und im Mixed gewonnen. Japan ist auch stark im Ultimate Frisbee.
Pfister: Ja, das ist mein Ziel. Zum Auswahllehrgang lädt der Bundestrainer ein. Außerdem will ich mit dem Mixed-Team in der ersten Liga unter die ersten fünf Teams kommen. Es gibt bei den Freien Turnern noch zehn weitere Nationalspielerinnen und -Spieler, unter anderem auch fünf Beachnationalspieler.
Pfister: Ja, in den südlichen Ländern ist das sehr beliebt. Wir möchten uns mit unserem Open Team auch für die World-Beach-Club-Championships qualifizieren.
Pfister: Von April bis September waren im Sommer bis auf ein paar Wochenenden alle mit Turnieren belegt. Ultimate Frisbee ist für mich mittlerweile viel mehr als ein Hobby, weil ich auch zu Trainingslagern mit der Nationalmannschaft muss. Deshalb dauert mein Studium auch etwas länger, aber das ist es absolut wert.
Pfister: Ich freue mich immer über Neulinge. Wir haben bewusst die Aufgabe angenommen, in Würzburg mit Anfängerinnen zu trainieren und machen dann meistens noch ein extra Training mit dem Wettkampfkader.
Pfister: Es gibt verschiedene Spielzüge mit Laufwegen, die der Kapitän ansagt. Wir haben meist zwei Aufbauspielerinnen und fünf Läuferinnen, die ausgemachte Laufwege ausführen und dann von den Aufbauspielerinnen angespielt werden.
Pfister: Ich spiele die Scheibe innerhalb meines Vereins weiter an Dominik Friesacher. Er ist der Aufstiegstrainer der Fußballer und hat bestimmt einige Anekdoten von der Aufstiegsfeier im vergangenen Sommer.
Das Interview-Format "Steilpass"
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