Sowohl beruflich als auch in seiner Freizeit – Sport und Routine sind für Christoph Ritz von großer Bedeutung. Als erfolgreicher Thaiboxer leitet der Würzburger zusammen mit Steffen Rösner ein Fitnessstudio mit Kampfsport-Programm. Unterhält man sich mit ihm über seine Karriere als Boxer, merkt man, dass der Kampfstil für ihn nur Nebensache ist. Was ihm bei seinen Boxwettkämpfen wichtig ist und wieso sein Fitnesskonzept sich von anderen unterscheidet, erzählt er uns in diesem Steilpass-Interview.
Christoph Ritz: Das war Simon Rösner. Ihn kenne ich über seinen Vater, mit dem ich angefangen habe, das Diamond Gym in Würzburg zu erweitern. Da sein Vater den TSC Heuchelhof leitet, bin ich auch mit seinem Sohn in Kontakt gekommen.
Ritz: Thaiboxen unterscheidet sich dadurch, dass im Kampf neben den Fäusten auch Ellbogen, Knie oder Füße verwendet werden dürfen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass man bei Annäherung auch den Gegner greifen darf. Hier dürfen also alle Extremitäten angegriffen werden, bis auf den Hinterkopf und dem Genitalbereich.
Ritz: Im Vergleich etwa zum Fußball deutlich geringer. Allerdings gibt es eine Unterscheidung zwischen Amateurbereich und professionellem Bereich. In Profikämpfen wird beispielsweise kein Ellbogenschutz benutzt. Dort kann ein Schlag ins Gesicht schon mal größere Spuren hinterlassen. Auch der Kopfschutz und der Schienbeinschutz fallen im professionellen Bereich weg.
Ritz: Es kann immer Verletzungen geben, aber "schlimm" liegt immer im Auge des Betrachters. Was ist überhaupt schlimm? Einige Platzwunden? Das kommt hin und wieder vor. Schlimmere Verletzungen versuchen wir möglichst vorzubeugen. Wir trainieren beispielsweise speziell die Nacken- oder Rumpfmuskulatur, um die akute Rückbewegung des Schädels nach einem Schlag ins Gesicht zu stoppen. Dadurch können Gehirnerschütterungen vermieden werden.
Ritz: Vor dem Boxsport habe ich hochklassig Tennis gespielt. Das ging so lange, bis mein Ellbogen nicht mehr mitgemacht hat. Im Laufe der Zeit bin ich zu einem Trainer gekommen, der mich gefragt hat, ob ich nicht mal Kampfsport probieren möchte. So kam ich erst zum Vollkontaktkarate, später zum Thaiboxen. Mit 20 Jahren kämpfte ich die ersten Duelle. Nach zwei Jahren stieg ich in den Profibereich auf. Dort konnte ich bis zu meinem 31. Lebensjahr viele Erfolge erringen.
Ritz: In den Wettbewerben der IFMA (Internation Federation of Muaythai Amateurs), des größten Thaibox-Amateur-Weltverbandes, habe ich mich 2008 bis 2011 in jedem Jahr jeweils zum bayerischen und deutschen Meister durchgekämpft. Zudem wurde ich bei der Europameisterschaft Zweiter. Viel wichtiger als die Pokale in der Vitrine ist mir aber, gegen wen ich gekämpft habe. Ich wollte mich immer mit den Besten messen. Lieber verliere ich gegen starke und namhafte Kämpfer, als gegen schwächere zu gewinnen.
Ritz: Ich bin selbstständig und arbeite 50 bis 70 Stunden in der Woche. Sonst verbringe ich meine Zeit am liebsten mit meiner Familie. Ich bin diplomierter Sportwissenschaftler für Prävention und Reha, habe an der Sportfakultät geforscht und an Konzepten zur Gewaltprävention gearbeitet. Dieses Thema habe ich auch in meiner Diplomarbeit in der JVA bearbeitet. Außerdem habe ich zwei Jahre lang die U-Haft-Sportgruppen dort betreut.
Ritz: Mich weiterhin sportlich fit zu halten. Ich will meine – selbst verschuldeten – physischen Zipperlein möglichst gut im Zaum halten und die Erweiterung unseres Sportstudios vorantreiben.
Ritz: Ich möchte Michaela Kessie anspielen. Sie spielt und trainiert bei den Lacrosse-Frauen der FT Würzburg. Während meiner Arbeit an der Universität habe ich zum Thema "Kampfsport als Medium der Gewaltprävention" geforscht und in diesem Rahmen eine Abteilung für Kampfsport mit den Freien Turnern Würzburg gegründet. So kam der Kontakt zustande.
Das Interview-Format "Steilpass"
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