Fritzy Kromp aus Eisingen ist aktuell beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Trainerin der U16-Juniorinnen. Die ausgebildete Fußball-Lehrerin wurde mit verschiedenen U-Nationalteams Welt- und Europameister und gilt als ausgewiesene Fachfrau und jüngste Fußball-Lehrerin Deutschlands. Im Steilpass-Interview spricht die 38-Jährige über ihre Lieblings-Podcasts, sensible Themen wie Zkylussteuerung, Homosexualität und Schwangerschaft im Leistungssport und verrät, wo sie sich in fünf Jahren sieht.
Fritzy Kromp: Ich habe den Pass von Medina Desic bekommen. Ich verfolge ihre Karriere schon lange und habe ihr auch geholfen, nach ihrem Ausscheiden bei den Würzburger Kickers einen neuen Verein zu finden. Wann immer es klappt, treffen wir uns in der Würzburger Innenstadt zum Kaffee, weil wir wirklich große Kaffee-Liebhaberinnen sind.
Kromp: Mein Laufweg als aktive Sportlerin ist leider gar nicht so lang. Ich komme aus Eisingen und habe dort mit den Jungs gespielt und später dann beim TSV Uengershausen beziehungsweise dem ETSV Würzburg. Ich musste dann aber früh meine aktive Karriere beenden, weil ich eine schwere Sprunggelenksverletzung im Alter von 18 Jahren hatte.
Kromp: Ich habe in München Diplom-Sportwissenschaft studiert und schon während des Studiums beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) als Trainerin gearbeitet. Ich habe dann alle Lizenzen und 2011 auch den Fußball-Lehrer gemacht. Im Anschluss habe ich weiter als Verbandstrainerin beim BFV gearbeitet und parallel begonnen als Co-Trainerin bei den U17-Juniorinnen des DFB. Seit 1. Juli 2019 bin ich dort nun fest als Nationaltrainerin, immer im Wechsel zwischen U16 und U17.
Kromp: Ja, ich liebe Podcasts. Mein Lieblingspodcast ist von der Gründerin des Change Campus Ilona Schumacher. "World off, Brain on" heißt der. Da geht es viel um psychologische Themen. Zum Thema Frauenfußball habe ich auch eine Empfehlung. Marco Bode, der ehemalige Spieler und Aufsichtsratsvorsitzende von Werder Bremen, hat einen Podcast namens Denkfutter. Ich bin darauf gestoßen, weil Katja Kraus, die ehemalige Nationaltorhüterin, die ich sehr bewundere, zu Gast war.
Kromp: Ja, ich beschäftige mich viel und gerne damit. Ich habe festgestellt, wie wichtig dieser Bereich ist und ich habe ihn in meiner Ausbildung zur Trainerin weitestgehend vermisst. Mittlerweile hat sich das geändert und es wird mehr Wissen dazu vermittelt. Deshalb mache ich für mich berufsbegleitend eine systemische Coaching-Ausbildung am Change Campus in Hamburg.
Kromp: Ich glaube, die Spielerinnen könnten dazu viel mehr sagen. Ich sage gerne vor Spielen, dass sie von der ersten Sekunde an voll da sein müssen. Das hängt ihnen glaube ich zum Hals raus, weil es natürlich selbstverständlich ist. Eine Phrase, an der was dran ist.
Kromp: Klar, es geht nicht immer nur um Spaß. Aber ich glaube, das ist in jedem Job so. Man muss sich gut auf solche Gespräche vorbereiten. Man sollte diese Dinge nicht vermeiden und ich mache mir Gedanken, wie ich den Spielerinnen auch einen positiven Ausblick mitgeben kann. Ich weiß, dass meine Meinung für die Spielerinnen extrem viel bedeutet, deshalb sollte man sich seiner Wirkung und seiner Wortwahl bewusst sein und keine unrealistischen Versprechungen machen.
Kromp: ... sollte es aber nicht mehr sein. Wir enttabuisieren das gerade beim DFB. Unsere Mannschaftsärzte halten Vorträge zu Trainingssteuerung und Ernährung während des Zyklus. Junge Sportlerinnen müssen spüren, dass man über dieses Thema sprechen kann. Wir versuchen, Rücksicht zu nehmen. Wir wollen nicht, dass Spielerinnen Tabletten schlucken und sich durchquälen, weil damit auch eine erhöhte Verletzungsgefahr einhergeht. Die Forschung hat herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Kreuzbandverletzungen und dem Zyklus gibt. Es kommt auch vor, dass Spielerinnen während ihrer Periode nicht spielen können, weil sie zu starke Schmerzen haben.
Kromp: Das ist natürlich ein vielschichtigeres Thema. Der Männerfußball ist eine Volkssportart und steht dadurch viel mehr in der Öffentlichkeit. Der damit verbundene Druck ist bei den Frauen aktuell grundlegend geringer. Zu sagen, dass Frauen da vorbildlicher sind, wäre zu einfach. Man kann sich sicherlich ein Beispiel daran nehmen, wie tolerant der Frauenfußball ist und gleichzeitig darauf hoffen, dass Jakub Jankto noch einige Spieler folgen werden.
Kromp: Viele Spielerinnen haben nach Frankreich auf dieses Urteil geblickt, weil es in Europa eine Art Meilenstein in diesem Thema war. Andere Nationen sind uns hier weit voraus, in den USA ist die Unterstützung für Mütter im Leistungssport, speziell im Fußball deutlich besser. Hier muss noch viel passieren, auch in Deutschland. Almuth Schult ist aktuell die einzige deutsche Nationalspielerin, die Mutter ist. Wenn die Bedingungen bei uns besser wären, würden ihr viele folgen wollen. Momentan ist noch eher so, dass es sich nur ganz schwer miteinander vereinbaren lässt.
Kromp: Ziemlich sicher noch an der Seitenlinie. Möglicherweise nicht mehr im Juniorinnen, sondern im Erwachsenenbereich bei Männern oder Frauen.
Kromp: Ich spiele den Ball zu Philipp Christ. Er ist Trainer beim Bezirksligisten TSV Eisingen und wir kennen uns schon aus der Jugend. Wir waren früher gut befreundet, haben viel Zeit zusammen auf dem Fußball oder auch auf dem Tennisplatz verbracht. Speziell im Tennis haben wir uns hart umkämpfte Duelle geliefert und haben einander nichts geschenkt. Da wurde es teilweise auch mal lauter auf dem Court, da wir beide immer unbedingt gewinnen wollten.
Das Interview-Format "Steilpass"
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