Der Golflehrer Trevor Pearman lebt seit fast 20 Jahren in Würzburg. Der 57-Jährige hat in seiner englischen Heimat mit dem Golfsport begonnen und arbeitet jetzt als Golflehrer im Golf Club Würzburg. Im Steilpass-Interview spricht der Brite über seine Leidenschaft, seine Familie sowie Trends und Entwicklungen im Golfsport.
Trevor Pearman: Das war Goran Popov. Schon als ich vor 30 Jahren in Kitzingen war, kannte ich einen Tennisspieler, der mit Goran befreundet war. Als ich dann nach Würzburg kam, lernte ich eine Familie kennen, die bei uns Golf spielte und auch bei Goran Tennisstunden nahm. Meine Kinder spielen bei ihm und wir treffen uns regelmäßig auf einen Kaffee.
Pearman: Ich habe viele Golfspieler, die vom Tennis zum Golf kamen. Sie hatten alle Talent für die Sportart. Ich weiß, wie groß Golf in Deutschland ist, deshalb nutze ich viele Vergleiche zum Tennis. Die Hüftdrehung beim Schlag, das seitliche Treffen des Balls und natürlich das Schlagen mit dem Schläger sind Gemeinsamkeiten.
Pearman: Mit elf Jahren habe ich gemeinsam mit meinem Vater angefangen, Golf zu spielen. Wir waren immer im Park und haben Cross-Golf gespielt, bis uns ein Parkwächter angeschrien hat, dass 500 Meter weiter ein Golfclub sei. Wir hatten eine gute Gruppe Jugendlicher, bei der alle ein niedriges Handicap hatten. Im Golf muss man eine Ausbildung zum Profi machen. Die habe ich mit 17 in England begonnen. Das dauert drei bis fünf Jahre und man arbeitet in einem Golfclub unter einem PGA-Profi. Bei mir war das David Jagger, ein Profi, der auch Turniere auf der European Tour gewonnen hat.
Pearman: Mittlerweile können viele den Ball weit schlagen. Das Annäherungsspiel ans Loch macht den Unterschied. Und natürlich der Kopf. Jack Nicklaus, wahrscheinlich der größte Golfer aller Zeiten, hat mal gesagt, dass sein wichtigster Schläger der zwischen den Ohren ist. Das Mentale spielt beim Golf eine sehr große Rolle.
Pearman: Nach meiner Ausbildung holte mich Ian Dibb in den Golfclub nach Bad Kissingen. Er kam aus meiner Heimatstadt Wakefield. Später war ich noch im Golfclub in Kitzingen und jetzt seit 2004 bin ich Trainer hier im Golf Club Würzburg.
Pearman: Ja, meine Frau habe ich am Golfplatz in Kitzingen kennengelernt. Es ist bestimmt auch woanders schön, aber hier in Würzburg sind meine Kinder schon auf dem Grün gekrabbelt. Ich kann meine Familie jeden Tag während der Arbeit sehen. Es fühlt sich an wie Heimat und ich genieße das familiäre Umfeld. Außerdem ist der Platz hier im Golf Club Würzburg in einem super Zustand.
Pearman: Wir haben sechs Greenkeeper, die sich hervorragend um die Plätze kümmern. Durch Corona hat der Golfsport einen Boom bekommen. Wir haben hier richtig Leben auf der Anlage und es werden von Jahr zu Jahr mehr Mitglieder. Wir sind ein relativ junger Golfclub und jeder kann Kontakte in jedem Altersbereich knüpfen. Networking und der soziale Aspekt sind immer ein Teil des Golfspiels.
Pearman: Mein Beruf ist Golflehrer, mein Hobby ist Golfspieler. Wenn ich spiele, ist das Freizeit für mich.
Pearman: Ich habe mal ein Jahr auf der Golf EDP-Tour gespielt. Es ist die dritte Liga der Profi-Tour, die als Sprungbrett funktionieren soll. Man kann da den Sprung auf die Challenge Tour schaffen, aber ich wusste tief in meinem Inneren, dass ich es nicht ganz nach oben schaffe. Ich hätte dann zu viel Geld investieren müssen, weil Turniere im Profibereich unglaublich teuer sind. Die Teilnahme an einem Turnier kostet mehr als 300 Euro, aber wenn man nach zwei Runden nicht zur oberen Hälfte gehört, gewinnt man kein Geld. "Halfway-Cut" nennt sich dieses System.
Pearman: Ich war mit einer Gruppe von Mitgliedern mal in St. Andrews in Schottland. Man nennt es auch die "Heimat des Golfsports". Diese Stadt lebt den Golfsport und ungefähr alle sechs Jahre finden dort die British Open statt.
Pearman: Das ist schwierig, in Worte zu fassen, aber wenn man abends im Bett liegt und an den Sport denkt, hat man Golf im Blut. Ich kann drei Stunden alleine einen Schlag trainieren oder mit Freunden gemeinsam gegeneinander wetten. Es macht mir immer Spaß. Ich schlage noch heute jeden Tag Bälle. Seit meine Kinder auch Golf spielen, versuche ich auch, mit ihnen viele gemeinsame Golfrunden zu spielen.
Pearman: Ich habe zwei Söhne. James ist 17 und William ist 14. Beide lieben den Golfsport genauso wie ich. Sie spielen für den Golf Club Würzburg in der Mannschaft. James war vor zwei Jahren sogar "Spieler der Saison" und beide spielen in ihren Altersklassen bei den Bayerischen Meisterschaften.
Pearman: Wir spielen in der Regionalliga. Es ist die dritthöchste Liga. Wir haben einen Kader von 16 Spielern, aber pro Spieltag spielen nur acht. An einem Spieltag kommen fünf Mannschaften zusammen und dann werden die Ergebnisse jedes Spielers der Mannschaft addiert, wobei das schlechteste gestrichen wird.
Pearman: Im Winter veranstalten wir Golfreisen. Wir fliegen jetzt nach Portugal. Die Winter werden auch immer kürzer. Hier können wir mindestens elf Monate im Jahr spielen und wenn es schneit, will eh niemand Golf spielen. Meine Jungs, für die Golf Leistungssport ist, trainieren auch im Winter.
Pearman: Der Golfsport ist mittlerweile viel günstiger als viele denken. Früher gab es Aufnahmegebühren. Das ist im Golf Club Würzburg seit Jahren nicht mehr der Fall, und im Vergleich kostet ein Jahr Golfspielen weniger als eine Woche Skiurlaub mit der Familie.
Pearman: Ja, aber das liegt an den Kosten für Platzpflege und Ähnlichem. Für Kinder ist die Mitgliedschaft auf dem Niveau von normalen Sportvereinen.
Pearman: Ich empfehle, sich für den Einstieg ein günstigeres Equipment zu holen. Der zweite Satz Golfschläger darf dann gerne was kosten und sofern es möglich ist, kann man diesen auch anpassen lassen.
Pearman: Nicht so streng wie in England, wo man keine Jeans oder so tragen darf. Wir wollen ein sportliches Outfit, das zum Golf passt. Der Respekt gegenüber dem Platz, der Arbeit der Greenkeeper und den Mitspielern gebietet das, finde ich.
Pearman: Es gibt seit wenigen Jahren viel mehr Informationen zu den Schlägen. Man kann mit dem "Trackman" Schläge digitalisieren und analysieren und kleinste Unterschiede beim Treffpunkt oder dem Winkel messen. Außerdem haben sich natürlich die Schläger weiterentwickelt. Heute wiegt ein Driver noch 50 bis 60 Gramm, weil mit Carbon, Titan oder einem Schaft aus Graphit gebaut wird. Auch die Bälle haben sich weiterentwickelt. Die fliegen heutzutage viel besser.
Pearman: Ich schlage ab in Richtung der Tischtennisplatte zu Zenon Droszcz. Er ist ein guter Tischtennisspieler und ich habe ihn über seine Arbeit bei der Lebenshilfe kennengelernt. Er arbeitet dort mit Menschen mit Behinderung und ist eine sehr spannende Person.
Das Interview-Format "Steilpass"
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