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Steilpass
Die deutsche Squash-Ikone ist zurück in Würzburg: Wie Simon Rösner der Sport durch die Welt begleitete
Viele Jahre lang zählte Rösner zur Weltspitze und hat manche Anekdote auf Lager. Inzwischen gibt er seine Erfahrungen als Bundestrainer an den Nachwuchs weiter.
Der elfmalige deutsche Squashmeister Simon Rösner in einem seiner Trainingscourts in Würzburg-Heuchelhof.
Foto: Julien Becker | Der elfmalige deutsche Squashmeister Simon Rösner in einem seiner Trainingscourts in Würzburg-Heuchelhof.
Julien Becker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:09 Uhr

Simon Rösner hat viel zum deutschen Squash-Sport beigetragen. Seit seiner Kindheit hat der Tennis-ähnliche Sport eine große Bedeutung in seinem Leben. Zur Abwechslung sieht man den 36-Jährigen aus Würzburg auch bei einigen Padel-Runden in Rottenbauer. Im Interview spricht der Jugendnationaltrainer über seine größten Erlebnisse und was seine Ziele für den Squash-Nachwuchs sind.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Simon Rösner: Ich kenne Zenon Droszcz aus der Bäckerei meines Vaters. Er war dort angestellt. Wie Zenon war auch mein Bruder ein guter Tischtennisspieler. Dementsprechend war ich öfter bei Tischtennisspielen dabei, habe selbst hobbymäßig gespielt. Dort habe ich ihn öfter gesehen.

Was ist der Unterschied zwischen Tennis und Squash?

Rösner: Beim Squash gibt es einen Gummiball, der durch festes Schlagen an die Wand erhitzt wird. Vor einem Squash-Spiel muss man ihn deswegen erst warmspielen, dadurch springt er beim Aufschlag höher. Das Besondere beim Squash ist auch, dass sich die Spieler ein Spielfeld teilen und nicht, wie beim Tennis, gegenüberstehen. 

Was ist das Besondere am Spielfeld?

Rösner: Das Spielfeld ist von vier Wänden umgeben. Es gibt aber auch Vollglas-Courts, wo du quasi von allen Seiten hereinschauen kannst. Da hast du natürlich dieses Arenafeeling. Im Squash gibt es bei Turnieren in New York auch einen Court mitten im Hauptbahnhof. Der Vorteil bei diesem Sport ist, dass das Spielfeld überall hingestellt werden kann. Gerade in Amerika gehen die Ausrichter mit der Attraktion zu den Menschen statt andersherum.

Wie anstrengend ist Squash?

Rösner: Durch den ständigen Kontakt mit dem Gegner ist das Spiel sehr dynamisch und intensiv. Auf Turnieren habe ich öfter einen Durchschnittspuls von 180 in einem Zeitraum von einer Stunde. Ich komme auf Puls-Spitzen bis zu 200 und bei Satzpausen runter auf gerade mal 160. Kurz gesagt: Du bist die ganze Zeit körperlich aktiv.

Würden Sie sagen, dass Squash in Deutschland gut ankommt?

Rösner: In einem Land wie Ägypten werden bei Turnieren ab dem Viertelfinale die Spiele komplett im Fernsehen übertragen. Deutschland hat sich nach dem Boom der 1980er und 1990er Jahren leider nicht bis zu diesem Punkt entwickelt, wie wir uns das vielleicht gewünscht hätten. Ich war bei den World Games 2017 in Breslau, bei denen ich gewonnen habe. Das wurde glücklicherweise auf einem großen Sender wie Sport1 übertragen und wir haben ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen. Aber die hat sich mittlerweile wieder stark abgeschwächt.

Wie war Ihr Laufweg?

Rösner: Mein Bruder und mein Vater waren diejenigen, die mich zum Squash gebracht haben. Mein Vater hat mich generell dorthin gebracht und mein Bruder hat mich dazu gebracht, die Motivation zu entwickeln und die Freude am Spiel zu bekommen. Ich bin damals nur mit zum Squash gegangen, weil die beiden auch dort waren. Es war nie so richtig der Hintergedanke da, irgendwann mal Profispieler zu werden. Mit sieben Jahren hat sich dann der Ehrgeiz, besser zu werden, entwickelt. Vier Jahre später hab ich einen Trainer aus dem großen Squash-Land Pakistan bekommen. Er hat mich dann acht bis neun Jahre täglich bis zu zwei Stunden trainiert. Mein Tagesrhythmus bestand aus Schule, Heimkommen, Hausaufgaben machen, Essen, Training und Schlafen. Mit 16 habe ich meine Mittlere Reife gemacht und bin anschließend in die Sportfördergruppe der Bundeswehr gegangen. Parallel dazu zog ich nach Paderborn, das war und ist die Squash-Adresse Nummer eins in Deutschland. Dort habe ich vor meiner Rückkehr nach Würzburg 2022 die letzten 18 Jahre gelebt und gespielt.

Was konnten Sie aus der Zeit in Paderborn mitnehmen?

Rösner: Die Hälfte der Zeit war ich unterwegs. Paderborn war anfangs ein riesiger Schritt für mich, ich hatte mit fast 17 Jahren dort meine erste eigene Wohnung und musste mich alleine zurechtfinden. Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe meine Frau kennengelernt und mich auch im Squash stetig weiterentwickelt. Meine beste Ranglistenposition habe ich unter anderem durch beste Trainingsmöglichkeiten zu dieser Zeit erreicht.  

Haben Sie früher auch mal Tennis gespielt?

Rösner: Ich habe ähnlich wie mein Bruder Tennis und Squash parallel gespielt. Dann habe ich im Alter von zehn Jahren meine Entscheidung zwischen den beiden Sportarten getroffen. Mein Vater hat uns dann gefragt, welchen Weg wir denn gehen möchten. Letzten Endes wurde es bei meinem Bruder Tischtennis und bei mir Squash. Als Kind entscheidest du aus dem Gefühl heraus und mir hat Squash damals mehr Spaß gemacht.

Was war Ihr größter sportlicher Erfolg?

Rösner: Definitiv der Sieg beim Tournament of Champions, welches auf einem Vollglas-Court in New York stattfand. Eine kleine Anekdote dazu: Ich bin ein großer Amerika-Fan und habe auch meine besten Ergebnisse in den USA erreicht. Das war immer mein Pflaster im Gegensatz zu Turnieren in Ägypten oder Fernost, bei denen ich meistens nicht so gut performt habe. Mit 18 Jahren bin ich selber als Qualifikant das erste Mal beim Turnier gewesen. Mein Vater ist dann ein-, zweimal mitgereist und ich habe die ersten Qualirunden verloren – außer Spesen nichts gewesen. Als wir uns nach dem Turnier verabschiedet haben, hat mein Vater dem Organisator gesagt, dass wir zurückkommen, bis ich hier gewinne. Tatsächlich war das am Schluss etwas ganz Besonderes für mich, als ich wirklich dort gewonnen habe. Und das Erreichen der Top 3 in der Weltrangliste war das i-Tüpfelchen. Das ist natürlich ein Zeichen für mich, dass ich über einen längeren Zeitraum mit den Besten immer auf Augenhöhe war.

Simon Rösner(Archivbild)  wirft nach seinem Sieg im Finale des Tournament of Champions jubelnd den Schläger zur Seite.
Foto: Steve Line, PSA World Tour | Simon Rösner(Archivbild)  wirft nach seinem Sieg im Finale des Tournament of Champions jubelnd den Schläger zur Seite.
Welches war in Ihrer Karriere das verrückteste Erlebnis?

Rösner: Die Erfahrung in Pakistan. Dorthin bin ich im Alter von zwölf und 13 Jahren jeweils in den Sommerferien zu meinem Trainer gereist und habe dort die kompletten sechs Wochen trainiert. Ich hatte als kleiner Bub mein Trainingszeug dabei und meine Familie und meine Freunde waren währenddessen in einem anderen Land. Das war ein Riesenerlebnis, was ich bis heute nicht missen möchte.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Rösner: Ich bin beim TSC Heuchelhof sehr engagiert und greife meinem Vater ein bisschen unter die Arme, da er neben dem Tennis- und Squashclub noch die Familienbäckerei führt. Außerdem bin ich beim Verband als Jugendnationaltrainer aktiv. Selbst spiele ich noch in der Bundesliga bei meinem Verein, dem Paderborner Squashclub. Ich muss mich also nach wie vor fit halten. Als Ausgleich spiele ich auch ganz gern in Rottenbauer Padel-Tennis mit Freunden. Und die Zeit mit meiner Familie ist mir auch ganz wichtig. 

Was sind Ihre Ziele?

Rösner: Ein Ziel ist es, dass sich die Squash-Jugend gut entwickelt und wir dadurch in der Zukunft erfolgreiche Spieler in der Weltrangliste haben. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, indem ich mein Wissen und meine Erfahrungen, die ich jahrzehntelang gesammelt habe, an die nächste Generation weitergebe. Das ist das Spannende daran, jetzt auf der anderen Seite des Stuhls zu sitzen. Auch ist ein Ziel, die Sportstätte beim TSC Heuchelhof zu erweitern. Das ist aktuell die einzige Anlage in Würzburg, die Squash anbietet. 

Haben Sie einen Signature-Schläger?

Rösner: Ja, ich habe meinen eigenen Schläger. Darauf ist mein Name und eine Deutschlandfahne abgebildet. Er hat mich schon durch sämtliche Turniere und Meisterschaften begleitet.

Der Name von Simon Rösner und eine Deutschlandflagge sind auf seinem persönlichen Schläger eingraviert.
Foto: Julien Becker | Der Name von Simon Rösner und eine Deutschlandflagge sind auf seinem persönlichen Schläger eingraviert.
Wen spielen Sie an?

Rösner: Ich spiele Christoph Ritz an. Er ist Trainer beim Diamond Gym und macht dort Thaiboxen. Er war mehrfacher deutscher und bayerischer Meister und holte Silber bei der Europameisterschaft. Ich kenne Christoph schon eine längere Zeit. Der Kontakt ist darüber entstanden, dass meinem Vater die Halle gehört und sowohl meine Jugend als auch ich in seinem Fitnessstudio trainieren.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
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