
Simon Rösner hat viel zum deutschen Squash-Sport beigetragen. Seit seiner Kindheit hat der Tennis-ähnliche Sport eine große Bedeutung in seinem Leben. Zur Abwechslung sieht man den 36-Jährigen aus Würzburg auch bei einigen Padel-Runden in Rottenbauer. Im Interview spricht der Jugendnationaltrainer über seine größten Erlebnisse und was seine Ziele für den Squash-Nachwuchs sind.
Simon Rösner: Ich kenne Zenon Droszcz aus der Bäckerei meines Vaters. Er war dort angestellt. Wie Zenon war auch mein Bruder ein guter Tischtennisspieler. Dementsprechend war ich öfter bei Tischtennisspielen dabei, habe selbst hobbymäßig gespielt. Dort habe ich ihn öfter gesehen.
Rösner: Beim Squash gibt es einen Gummiball, der durch festes Schlagen an die Wand erhitzt wird. Vor einem Squash-Spiel muss man ihn deswegen erst warmspielen, dadurch springt er beim Aufschlag höher. Das Besondere beim Squash ist auch, dass sich die Spieler ein Spielfeld teilen und nicht, wie beim Tennis, gegenüberstehen.
Rösner: Das Spielfeld ist von vier Wänden umgeben. Es gibt aber auch Vollglas-Courts, wo du quasi von allen Seiten hereinschauen kannst. Da hast du natürlich dieses Arenafeeling. Im Squash gibt es bei Turnieren in New York auch einen Court mitten im Hauptbahnhof. Der Vorteil bei diesem Sport ist, dass das Spielfeld überall hingestellt werden kann. Gerade in Amerika gehen die Ausrichter mit der Attraktion zu den Menschen statt andersherum.
Rösner: Durch den ständigen Kontakt mit dem Gegner ist das Spiel sehr dynamisch und intensiv. Auf Turnieren habe ich öfter einen Durchschnittspuls von 180 in einem Zeitraum von einer Stunde. Ich komme auf Puls-Spitzen bis zu 200 und bei Satzpausen runter auf gerade mal 160. Kurz gesagt: Du bist die ganze Zeit körperlich aktiv.
Rösner: In einem Land wie Ägypten werden bei Turnieren ab dem Viertelfinale die Spiele komplett im Fernsehen übertragen. Deutschland hat sich nach dem Boom der 1980er und 1990er Jahren leider nicht bis zu diesem Punkt entwickelt, wie wir uns das vielleicht gewünscht hätten. Ich war bei den World Games 2017 in Breslau, bei denen ich gewonnen habe. Das wurde glücklicherweise auf einem großen Sender wie Sport1 übertragen und wir haben ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen. Aber die hat sich mittlerweile wieder stark abgeschwächt.
Rösner: Mein Bruder und mein Vater waren diejenigen, die mich zum Squash gebracht haben. Mein Vater hat mich generell dorthin gebracht und mein Bruder hat mich dazu gebracht, die Motivation zu entwickeln und die Freude am Spiel zu bekommen. Ich bin damals nur mit zum Squash gegangen, weil die beiden auch dort waren. Es war nie so richtig der Hintergedanke da, irgendwann mal Profispieler zu werden. Mit sieben Jahren hat sich dann der Ehrgeiz, besser zu werden, entwickelt. Vier Jahre später hab ich einen Trainer aus dem großen Squash-Land Pakistan bekommen. Er hat mich dann acht bis neun Jahre täglich bis zu zwei Stunden trainiert. Mein Tagesrhythmus bestand aus Schule, Heimkommen, Hausaufgaben machen, Essen, Training und Schlafen. Mit 16 habe ich meine Mittlere Reife gemacht und bin anschließend in die Sportfördergruppe der Bundeswehr gegangen. Parallel dazu zog ich nach Paderborn, das war und ist die Squash-Adresse Nummer eins in Deutschland. Dort habe ich vor meiner Rückkehr nach Würzburg 2022 die letzten 18 Jahre gelebt und gespielt.
Rösner: Die Hälfte der Zeit war ich unterwegs. Paderborn war anfangs ein riesiger Schritt für mich, ich hatte mit fast 17 Jahren dort meine erste eigene Wohnung und musste mich alleine zurechtfinden. Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe meine Frau kennengelernt und mich auch im Squash stetig weiterentwickelt. Meine beste Ranglistenposition habe ich unter anderem durch beste Trainingsmöglichkeiten zu dieser Zeit erreicht.
Rösner: Ich habe ähnlich wie mein Bruder Tennis und Squash parallel gespielt. Dann habe ich im Alter von zehn Jahren meine Entscheidung zwischen den beiden Sportarten getroffen. Mein Vater hat uns dann gefragt, welchen Weg wir denn gehen möchten. Letzten Endes wurde es bei meinem Bruder Tischtennis und bei mir Squash. Als Kind entscheidest du aus dem Gefühl heraus und mir hat Squash damals mehr Spaß gemacht.
Rösner: Definitiv der Sieg beim Tournament of Champions, welches auf einem Vollglas-Court in New York stattfand. Eine kleine Anekdote dazu: Ich bin ein großer Amerika-Fan und habe auch meine besten Ergebnisse in den USA erreicht. Das war immer mein Pflaster im Gegensatz zu Turnieren in Ägypten oder Fernost, bei denen ich meistens nicht so gut performt habe. Mit 18 Jahren bin ich selber als Qualifikant das erste Mal beim Turnier gewesen. Mein Vater ist dann ein-, zweimal mitgereist und ich habe die ersten Qualirunden verloren – außer Spesen nichts gewesen. Als wir uns nach dem Turnier verabschiedet haben, hat mein Vater dem Organisator gesagt, dass wir zurückkommen, bis ich hier gewinne. Tatsächlich war das am Schluss etwas ganz Besonderes für mich, als ich wirklich dort gewonnen habe. Und das Erreichen der Top 3 in der Weltrangliste war das i-Tüpfelchen. Das ist natürlich ein Zeichen für mich, dass ich über einen längeren Zeitraum mit den Besten immer auf Augenhöhe war.

Rösner: Die Erfahrung in Pakistan. Dorthin bin ich im Alter von zwölf und 13 Jahren jeweils in den Sommerferien zu meinem Trainer gereist und habe dort die kompletten sechs Wochen trainiert. Ich hatte als kleiner Bub mein Trainingszeug dabei und meine Familie und meine Freunde waren währenddessen in einem anderen Land. Das war ein Riesenerlebnis, was ich bis heute nicht missen möchte.
Rösner: Ich bin beim TSC Heuchelhof sehr engagiert und greife meinem Vater ein bisschen unter die Arme, da er neben dem Tennis- und Squashclub noch die Familienbäckerei führt. Außerdem bin ich beim Verband als Jugendnationaltrainer aktiv. Selbst spiele ich noch in der Bundesliga bei meinem Verein, dem Paderborner Squashclub. Ich muss mich also nach wie vor fit halten. Als Ausgleich spiele ich auch ganz gern in Rottenbauer Padel-Tennis mit Freunden. Und die Zeit mit meiner Familie ist mir auch ganz wichtig.
Rösner: Ein Ziel ist es, dass sich die Squash-Jugend gut entwickelt und wir dadurch in der Zukunft erfolgreiche Spieler in der Weltrangliste haben. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, indem ich mein Wissen und meine Erfahrungen, die ich jahrzehntelang gesammelt habe, an die nächste Generation weitergebe. Das ist das Spannende daran, jetzt auf der anderen Seite des Stuhls zu sitzen. Auch ist ein Ziel, die Sportstätte beim TSC Heuchelhof zu erweitern. Das ist aktuell die einzige Anlage in Würzburg, die Squash anbietet.
Rösner: Ja, ich habe meinen eigenen Schläger. Darauf ist mein Name und eine Deutschlandfahne abgebildet. Er hat mich schon durch sämtliche Turniere und Meisterschaften begleitet.

Rösner: Ich spiele Christoph Ritz an. Er ist Trainer beim Diamond Gym und macht dort Thaiboxen. Er war mehrfacher deutscher und bayerischer Meister und holte Silber bei der Europameisterschaft. Ich kenne Christoph schon eine längere Zeit. Der Kontakt ist darüber entstanden, dass meinem Vater die Halle gehört und sowohl meine Jugend als auch ich in seinem Fitnessstudio trainieren.
Das Interview-Format "Steilpass"
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