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Steilpass
Als Stürmer Björn Auer plötzlich einen Elfmeter hielt: Eine Geschichte, wie sie der Fußball leider nicht schrieb
Der ehemalige WFV-Stürmer Björn Auer kritisiert den Verband und erklärt, warum sein Ex-Verein FC Hopferstadt die Ausnahme von der Regel ist.
Ein Mittelstürmer trägt die Nummer 9. Björn Auer spielte 2017 noch für Bayern Kitzingen in der Landesliga.
Foto: Jürgen Sterzbach | Ein Mittelstürmer trägt die Nummer 9. Björn Auer spielte 2017 noch für Bayern Kitzingen in der Landesliga.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Björn Auer (44) hat im Amateurfußball viel erlebt. Im Steilpass-Interview spricht der ehemalige Stürmer, der heute selbstständig in der Wohnmobilbranche arbeitet, über einen gehaltenen Elfmeter, die richtige Vorgehensweise in Vereinen und sein "blaues Herz".

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Björn Auer: Das war Daniel Mache. Wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Zeit beim Würzburger FV vor 15 Jahren. Der Kontakt ist danach nie abgerissen. Er ist ein sehr feiner Mensch und wir haben uns nie aus den Augen verloren, obwohl jeder sein eigenes Leben hat.

Wie war Ihr Laufweg?

Auer: Ich habe meine ganze Jugend bei meinem Heimatverein TSV Gnodstadt gespielt. Wir haben beim Kinderturnen immer Fußball gespielt und dann gemerkt, dass wir das auch in der Fußball-Abteilung machen können. Es waren zwei gute Jahrgänge, die oft aufgestiegen sind.

Wie kamen Sie dann zum FV?

Auer: Es waren ja noch die Zeiten, als solche Kontakte meist analog entstanden. Der Vater von Steffen Rögele hatte damals eine Metzgerei in Gnodstadt und kannte meinen Vater noch von seiner eigenen aktiven Zeit. Er war mit dem FV-Vorstand Peter Grimm gut befreundet. Über diesen Kontakt bekam ich 1999 die Chance ein Probetraining zu absolvieren und habe mich wohl ganz vernünftig angestellt. Mein Heimatverein hat mir glücklicherweise keine Steine in den Weg gelegt. Es hat etwas gedauert, bis ich mich an das Niveau gewöhnt hatte. Ich hab dann beschlossen, mich dort durchzubeißen. Rückblickend eine sehr gute Entscheidung.

Wieso?

Auer: Spiele gegen namhafte Gegner wie den FC Augsburg oder die zweiten Mannschaften des 1. FC Nürnberg oder Greuther Fürth. Im zweiten Jahr beim FV haben wir den Einzug in den DFB-Pokal geschafft und haben im ausverkauften Kickers-Stadion gegen 1860 München, damals noch Bundesligist, gespielt.

Kann man sich heute kaum mehr vorstellen, oder?

Auer: Ja, aber Spieler wie Thomas Häßler oder Daniel Borimirov sind vielen noch ein Begriff. 1860 war damals ein gestandener Bundesligist und spielte sogar teilweise international.

Wo waren Sie auf dem Feld zu finden?

Auer: Meist als Stürmer, aber für ein halbes Jahr wurde ich mal zum Außenverteidiger umgeschult. In dieser Saison hatten wir ein Spiel beim 1. FC Nürnberg. Beim Stand von 0:1 aus unserer Sicht verschuldete unser Keeper einen Elfmeter und musste mit Gelb-Rot vom Platz. Die Nürnberger freuten sich schon, aber meine Teamkollegen sagten ihnen schon, dass ich den Elfmeter halten werde und wir noch ausgleichen.

Eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreiben würde. So kam es auch?

Auer: Leider nicht ganz. Ich hielt den Elfmeter und in der Nachspielzeit setzte einer meiner Teamkollegen einen Freistoß ans Lattenkreuz. Das wäre der späte Ausgleich gewesen.

2007 endete Ihre Zeit beim FV. Wie ging es danach weiter?

Auer: Zunächst ging ich zu meinem Heimatverein nach Gnodstadt als Spielertrainer. Nach zwei Jahren folgte der Wechsel zum TSV Sulzfeld, den ich gemeinsam mit Tobias Jäger übernahm. Über Hopferstadt holte mich mein alter Teamkollege aus Würzburg, der heutige Kitzinger Oberbürgermeister Stefan Güntner, zur FVgg Bayern Kitzingen. Ich war die meiste Zeit dort Co-Trainer, bis ich von Frank Wettengel übernahm.

Einer ihrer Ex-Vereine ist der FC Hopferstadt, der dieses Jahr als Meister in die Kreisliga aufgestiegen ist. Nun wechselt der Ex-Schweinfurter Nicolas Pfarr dorthin. Woher kommt der Aufschwung beim FCH?

Auer: Aber die Entwicklungen im Verein sind sehr gut. Sie haben eine tolle Vereinsführung, in die schon viele junge Menschen integriert sind. Sie leben den Verein, weil sie aus Hopferstadt kommen und dort verwurzelt sind. So schaffen sie es, durch Vereinsleben die Jugend im Ort zu halten oder von außerhalb dazuzugewinnen. Ein gutes Beispiel ist, dass mehrere Spieler jetzt ein frei gewordenes Mietshaus im Ort gemeinsam bezogen haben.

Es klingt wie die Ausnahme von der Regel.

Auer: Ja, weil der Verein viel tut. Neue Kabinen, neues Sportheim, zwei Rasenplätze, zwei Frauenmannschaften. Da wird viel für die Spieler gemacht und das macht sich bezahlt, beispielsweise bei den Zuschauerzahlen. Als der FCH in Iphofen aufgestiegen ist, gingen schon vor der Pause das Bier und die Bratwürste aus, weil so viele Hopferstädter dabei waren. Auch deshalb wechselt ein Spieler wie Nicolas Pfarr dann zu seinem Kumpel und Mitbewohner nach Hopferstadt. Diese Querverbindung war dabei natürlich ein Vorteil.

Nicht alle Vereine sind so aufstrebend. Der TSV Sulzfeld war in der Landesliga, spielt jetzt in der Kreisklasse. Auch Bayern Kitzingen erlebte einen Absturz in die unteren Amateurklassen. Der TSV Kleinrinderfeld ist nun auch zweimal in Folge abgestiegen. Woran liegt es, dass Vereine so abstürzen?

Auer: Aus meiner Sicht hat sich die Generation der Fußballer verändert. Es gibt viele Alternativen zum Fußball und die Prioritäten haben sich verschoben. Das macht es Vereinen, die es gewohnt waren im gehobenen Amateurfußball Spieler zu bekommen, extrem schwer genug Qualität in die Mannschaft zu bekommen. Ein ausschlaggebender Punkt ist die Jugendarbeit. Wenn man da nicht gut arbeitet, hat man richtig Probleme langfristig auf eigenen Füßen zu stehen. Ich glaube auch, dass man mehr in die Ausbildung der Trainer investieren muss. Ich finde, da muss auch der Verband mehr in die kleinen Vereine investieren, weil man gerade bei den Jüngsten viel falsch machen kann, wenn die Ausbildung fehlt. Da braucht es ein Umdenken.

Sie waren lange beim FV 04 Würzburg. Wie sehen Sie den Verein heute?

Auer: Mit den Würzburger Kickers hat der FV natürlich einen Verein vor der Nase, der durch die Ligazugehörigkeit in den letzten Jahre viel besseres Marketing machen konnte. Aber der WFV hat eine sehr gute Nachwuchsarbeit und sollte sich darauf konzentrieren. Dementsprechend muss sich der Verein als Nummer zwei positionieren. Es muss alles getan werden, dass die erste Mannschaft nicht absteigt. Der Verein ist Tradition pur und wenn man mal ein blaues Herz hatte, geht die Verbundenheit nicht mehr weg. Das merke ich, wenn ich selbst da bin.

Sollte der Verein langfristig das Ziel Regionalliga haben?

Auer: Ja, langfristig schon. Aber man muss sich da Zeit lassen und das gut planen. Mit den Kickers und dem FC 05 Schweinfurt gibt es aber zwei Konkurrenten, die Spieler abwerben. Es gelingt dem FV immer wieder Jugendspieler aus der U19 zu integrieren. Diesen Weg muss der Verein weitergehen und wenn dann noch der ein oder andere Glücksfall dazukommt, kann es natürlich auch mal hochgehen.

Sie waren beim Relegationsspiel ihres Heimatvereins in Markt Einersheim. Wie gefällt Ihnen das Format der Relegation?

Auer: Relegationsspiele machen natürlich Spaß, aber es muss im Rahmen bleiben. Zwei Relegationsspiele sind in Ordnung, aber mehr ist schon hart. Da muss man sich dann hinterfragen, ob das alles sinnvoll ist. Natürlich hat der Verband seinen Nutzen davon, zumindest wirkt es in der Öffentlichkeit so. Dann muss sich der Verband nicht wundern, wenn es Kritik an der Regelung gibt daran gibt. Die Spieler brauchen ihre Pause, denn es ist für alle Spieler immer noch ein Hobby.

Hätten Sie eine Lösung für zu große Ligen?

Auer: Ja, ich glaube, der Verband ist da nicht flexibel genug. Der Winter beginnt immer später. Also warum keine Spiele im Dezember?

Wen spielen Sie an?

Auer: Ich spiele Alf Mintzel, der lange Profi beim SV Wehen Wiesbaden war, an. Wir haben 2001 zusammengespielt und sind seitdem gut befreundet. Ich hab ihn als Profi häufig begleitet und bin Patenonkel seines Sohns. Ihm würde ich den Ball gerne zuspielen, weil er ihn mir damals beim Würzburger FV meistens zugespielt hat.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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