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Steilpass
"Ich kriege heute noch Gänsehaut!" – Philipp Christ vom TSV Eisingen über den Aufstieg mit seinem Heimatverein
Der Eisinger spricht im Interview über seinen zweiten Aufschlag, wechselwillige Spieler und erklärt, warum es für ihn wichtig ist, am Samstag zu spielen.
Die Eisinger Jubeltraube nach dem Schlusspfiff. Mittendrin jubelt Philipp Christ über den Aufstieg seines TSV.
Foto: Heiko Becker | Die Eisinger Jubeltraube nach dem Schlusspfiff. Mittendrin jubelt Philipp Christ über den Aufstieg seines TSV.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Mit 35 Jahren erlebte Philipp Christ den Höhepunkt seiner aktiven Laufbahn als Fußballer. Der Eisinger Spielertrainer spricht im Steilpass-Interview über den Aufstieg im vergangenen Sommer, die Kaderzusammenstellung und seine Probleme mit dem gelben Filzball.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Philipp Christ: Fritzy Kromp hat mich angespielt. Wir haben in unserer Jugend nicht nur Fußball, sondern auch Tennis gespielt. Wir hatten den gleichen Trainer in Eisingen und haben wöchentlich gegeneinander gespielt. Daraus entstand auch eine enge Freundschaft.

Machen Sie immer noch so viele Doppelfehler wie damals?

Christ: Ja, leider. Ich spiele seltener, aber mein zweiter Aufschlag ist immer noch eine Schande. Es wäre glaube ich besser, wenn ich den Ball einfach rüberwerfe. Der Aufschlag ist so wichtig, aber funktioniert bei mir am schlechtesten.

Wie war ihr Laufweg?

Christ: Ich habe in der Jugend drei Jahre in Schweinfurt gespielt. Der damalige Trainer Toni Kramer hat mich dann nach Höchberg in die Landesliga gelockt. Dort durfte ich direkt spielen, obwohl wir einen miserablen Start hatten. Nach sechs Spielen hatten wir nur einen Punkt, aber ich durfte trotzdem meine Erfahrung sammeln. Statt mich auf die Bank zu setzen, hat er mich zum Innenverteidiger gemacht, und wir haben eine Siegesserie gestartet. Das war für mich ein super wichtiger Einstand in den Herrenbereich. Nach zwei Jahren in Höchberg wollte ich es dann eine Liga höher beim Würzburger FV probieren. Leider hatte ich Verletzungsprobleme und ging nach dem Jahr wieder nach Höchberg zurück. Nach zwei Jahren bin ich dann weitergereist nach Leinach. Bis auf einen kurzen Abstecher nach Kleinrinderfeld blieb ich dort bis 2017. Seitdem bin ich Spielertrainer beim TSV Eisingen.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Christ: Nach meinem Abitur 2007 habe ich ein duales Studium zum Maschinenbauingenieur bei König & Bauer absolviert. In diesem Job habe ich aber nie gearbeitet, weil ich 2011 in die Firma meines Onkels eingestiegen bin. Ich bin da im Außendienst in der Baubranche tätig.

Ihr Aufstieg mit dem TSV Eisingen in die Bezirksliga im vergangenen Sommer war sehr dramatisch. Am vorletzten Spieltag habt ihr im direkten Duell mit Birkenfeld die Tabellenspitze erobert, dann am letzten Spieltag erst in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt. Wie haben Sie das in Erinnerung behalten?

Christ: Es ist jetzt über ein halbes Jahr her, aber wenn ich darüber nachdenke, kann ich es heute noch kaum glauben. Ich war in der Woche vor dem Spiel sehr angespannt. 28 Spieltage Zweiter zu sein, am vorletzten Spieltag die Führung zu übernehmen und dann noch dieses entscheidende Spiel gegen den zweitschwersten Gegner Helmstadt. Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Es war sehr emotional, weil Eisingen mein Heimatverein ist. Das war der schönste Moment in meiner aktiven Laufbahn. Den mit 35 noch erleben zu dürfen, ist fantastisch. Die Jungs waren auf Mallorca und haben dort ordentlich gefeiert.

Es geht zwar nur um den Aufstieg in die Bezirksliga, trotzdem denkt man als Trainer natürlich die ganze Woche an nichts anderes. Entsteht da auch psychischer Druck?

Christ: Wir spielen im Amateurbereich. Eigentlich ist das total unwichtig, aber man kann sich jetzt annähernd mal ein Bild machen, unter welchem Druck Trainer wie Julian Nagelsmann stehen, die immer gewinnen müssen. Eigentlich ist das ein Wunder, dass da so wenige Burn-Out-Syndrom oder Depressionen haben. Ich weiß auch nicht, ob wir es in der Relegation geschafft hätten. Ich hab mit dem Birkenfelder Trainer telefoniert. Da war der Stecker gezogen.

Ihr seid in den vergangenen Jahren zweimal aufgestiegen. Wie bastelt man sich im Amateurfußball eine Aufstiegsmannschaft?

Christ: Es braucht da die richtige Mischung. Wir haben richtig gute Jungs aus der Jugend bekommen, ein paar Auswärtige dazu geholt und viele ehemalige Eisinger wieder zurückgeholt. Der Verein ist im Jugendbereich Teil einer JFG, bei der immer wieder ein paar Spieler dazukommen und wir konnten uns aus dem nahen Umfeld gut bedienen. Außerdem ist es mir gelungen, viele ehemalige Eisinger zurückzuholen. Dazu zählt mein Cousin Mario Christ oder Alex McBride. Einige ehemalige Weggefährten, wie Benjamin Schömig oder Benedikt Engert als mein Co-Trainer, sind auch wichtige Säulen.

Der Erfolg weckt natürlich auch Begehrlichkeiten. Im Sommer ging euer Kapitän Constantin Schmitt beispielsweise zum Würzburger FV in die Bayernliga, im Winter kam er nun zurück. Wie geht man als Trainer mit Spielern um, die Angebote von höherklassigen Vereinen bekommen?

Christ: Ich habe natürlich gehofft, dass er wiederkommt, weil er ein sehr guter Spieler ist und auch menschlich ein großer Verlust war. Aber ich habe nie versucht, ihn umzustimmen, ihm aber natürlich gesagt, dass die Tür nie zu ist. Das würde ich bei anderen Spielern auch nicht machen. Ich sage ihnen natürlich, was sie am TSV Eisingen haben, aber wenn das nicht reicht oder sie mehr wollen, müssen sie gehen. Ich hab das als junger Spieler ja nicht anders gemacht, deshalb habe ich da wenig Argumente. Ich hätte es auch nicht gut gefunden, wenn mir ein Trainer dann davon abgeraten hätte. Consti habe ich den Schritt auch zugetraut. Dass es dann nicht das Richtige für ihn war, hat er nun gemerkt und ich bin froh, dass er wieder da ist.

Der Sonntag gehört dem Amateurfußball, heißt es häufig. Warum spielt ihr eure Heimspiele trotzdem am Samstagnachmittag?

Christ: Als ich Spielertrainer in Eisingen wurde, habe ich mir bei ehemaligen erfahrenen Trainern Rat geholt. Harald Funsch hat mir damals den Tipp gegeben, die Heimspiele am Samstag zu machen, weil die Jungs danach sitzen bleiben und gemeinsam feiern. Und wenn sie das tun, wird die Mannschaft zu einer Gemeinschaft. Daraus kann dann etwas entstehen. Für die Mannschaft ist das viel schöner. Es entsteht eine andere Basis. Das war damals eine sehr gute Entscheidung.

Wen spielen Sie an?

Christ: Ich spiele Steffen Krautschneider an. Er ist zwar nicht mehr in der Region hier, aber ich habe noch Kontakt zu ihm. Er war früher beim FC 05 Schweinfurt und dem Würzburger FV und spielt nun in Oberbayern beim TSV Landsberg.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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