Mit 35 Jahren erlebte Philipp Christ den Höhepunkt seiner aktiven Laufbahn als Fußballer. Der Eisinger Spielertrainer spricht im Steilpass-Interview über den Aufstieg im vergangenen Sommer, die Kaderzusammenstellung und seine Probleme mit dem gelben Filzball.
Philipp Christ: Fritzy Kromp hat mich angespielt. Wir haben in unserer Jugend nicht nur Fußball, sondern auch Tennis gespielt. Wir hatten den gleichen Trainer in Eisingen und haben wöchentlich gegeneinander gespielt. Daraus entstand auch eine enge Freundschaft.
Christ: Ja, leider. Ich spiele seltener, aber mein zweiter Aufschlag ist immer noch eine Schande. Es wäre glaube ich besser, wenn ich den Ball einfach rüberwerfe. Der Aufschlag ist so wichtig, aber funktioniert bei mir am schlechtesten.
Christ: Ich habe in der Jugend drei Jahre in Schweinfurt gespielt. Der damalige Trainer Toni Kramer hat mich dann nach Höchberg in die Landesliga gelockt. Dort durfte ich direkt spielen, obwohl wir einen miserablen Start hatten. Nach sechs Spielen hatten wir nur einen Punkt, aber ich durfte trotzdem meine Erfahrung sammeln. Statt mich auf die Bank zu setzen, hat er mich zum Innenverteidiger gemacht, und wir haben eine Siegesserie gestartet. Das war für mich ein super wichtiger Einstand in den Herrenbereich. Nach zwei Jahren in Höchberg wollte ich es dann eine Liga höher beim Würzburger FV probieren. Leider hatte ich Verletzungsprobleme und ging nach dem Jahr wieder nach Höchberg zurück. Nach zwei Jahren bin ich dann weitergereist nach Leinach. Bis auf einen kurzen Abstecher nach Kleinrinderfeld blieb ich dort bis 2017. Seitdem bin ich Spielertrainer beim TSV Eisingen.
Christ: Nach meinem Abitur 2007 habe ich ein duales Studium zum Maschinenbauingenieur bei König & Bauer absolviert. In diesem Job habe ich aber nie gearbeitet, weil ich 2011 in die Firma meines Onkels eingestiegen bin. Ich bin da im Außendienst in der Baubranche tätig.
Christ: Es ist jetzt über ein halbes Jahr her, aber wenn ich darüber nachdenke, kann ich es heute noch kaum glauben. Ich war in der Woche vor dem Spiel sehr angespannt. 28 Spieltage Zweiter zu sein, am vorletzten Spieltag die Führung zu übernehmen und dann noch dieses entscheidende Spiel gegen den zweitschwersten Gegner Helmstadt. Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Es war sehr emotional, weil Eisingen mein Heimatverein ist. Das war der schönste Moment in meiner aktiven Laufbahn. Den mit 35 noch erleben zu dürfen, ist fantastisch. Die Jungs waren auf Mallorca und haben dort ordentlich gefeiert.
Christ: Wir spielen im Amateurbereich. Eigentlich ist das total unwichtig, aber man kann sich jetzt annähernd mal ein Bild machen, unter welchem Druck Trainer wie Julian Nagelsmann stehen, die immer gewinnen müssen. Eigentlich ist das ein Wunder, dass da so wenige Burn-Out-Syndrom oder Depressionen haben. Ich weiß auch nicht, ob wir es in der Relegation geschafft hätten. Ich hab mit dem Birkenfelder Trainer telefoniert. Da war der Stecker gezogen.
Christ: Es braucht da die richtige Mischung. Wir haben richtig gute Jungs aus der Jugend bekommen, ein paar Auswärtige dazu geholt und viele ehemalige Eisinger wieder zurückgeholt. Der Verein ist im Jugendbereich Teil einer JFG, bei der immer wieder ein paar Spieler dazukommen und wir konnten uns aus dem nahen Umfeld gut bedienen. Außerdem ist es mir gelungen, viele ehemalige Eisinger zurückzuholen. Dazu zählt mein Cousin Mario Christ oder Alex McBride. Einige ehemalige Weggefährten, wie Benjamin Schömig oder Benedikt Engert als mein Co-Trainer, sind auch wichtige Säulen.
Christ: Ich habe natürlich gehofft, dass er wiederkommt, weil er ein sehr guter Spieler ist und auch menschlich ein großer Verlust war. Aber ich habe nie versucht, ihn umzustimmen, ihm aber natürlich gesagt, dass die Tür nie zu ist. Das würde ich bei anderen Spielern auch nicht machen. Ich sage ihnen natürlich, was sie am TSV Eisingen haben, aber wenn das nicht reicht oder sie mehr wollen, müssen sie gehen. Ich hab das als junger Spieler ja nicht anders gemacht, deshalb habe ich da wenig Argumente. Ich hätte es auch nicht gut gefunden, wenn mir ein Trainer dann davon abgeraten hätte. Consti habe ich den Schritt auch zugetraut. Dass es dann nicht das Richtige für ihn war, hat er nun gemerkt und ich bin froh, dass er wieder da ist.
Christ: Als ich Spielertrainer in Eisingen wurde, habe ich mir bei ehemaligen erfahrenen Trainern Rat geholt. Harald Funsch hat mir damals den Tipp gegeben, die Heimspiele am Samstag zu machen, weil die Jungs danach sitzen bleiben und gemeinsam feiern. Und wenn sie das tun, wird die Mannschaft zu einer Gemeinschaft. Daraus kann dann etwas entstehen. Für die Mannschaft ist das viel schöner. Es entsteht eine andere Basis. Das war damals eine sehr gute Entscheidung.
Christ: Ich spiele Steffen Krautschneider an. Er ist zwar nicht mehr in der Region hier, aber ich habe noch Kontakt zu ihm. Er war früher beim FC 05 Schweinfurt und dem Würzburger FV und spielt nun in Oberbayern beim TSV Landsberg.
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