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Steilpass
Steffen Krautschneider würde nicht mal in der F-Jugend ein Tor köpfen – der ehemalige Schweinfurter im Interview
Im Steilpass-Interview erklärt Steffen Krautschneider, warum er nie zu den Würzburger Kickers gewechselt ist und verrät seine Tricks als Elfmeterschütze.
Steffen Krautschneider (links) im Duell mit Kevin-Prince Boateng (rechts). Das Spiel gegen Eintracht Franfkurt war für den ehemaligen Schweinfurter einer der Höhepunkte seiner Karriere.
Foto: Frank Scheuring | Steffen Krautschneider (links) im Duell mit Kevin-Prince Boateng (rechts). Das Spiel gegen Eintracht Franfkurt war für den ehemaligen Schweinfurter einer der Höhepunkte seiner Karriere.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

In Veitshöchheim Fußball spielen gelernt, beim Würzburger FV und bei Greuther Fürth ausgebildet und dann sechs Jahre beim FC 05 Schweinfurt verbracht. Steffen Krautschneider hat in der Region Spuren hinterlassen, spielt aber jetzt in der Nähe von München.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Steffen Krautschneider: Das war Philipp Christ. Wir kennen uns schon lange, weil ich in der Jugend mit seinem Cousin Mario zusammengespielt habe. Unsere Freundschaft wurde über die Jahre immer enger und wir haben den Kontakt auch über die Distanz gehalten. Er ist nach wie vor einer meiner besten Freunde.

Wie war ihr Werdegang?

Krautschneider: Angefangen habe ich in Veitshöchheim und bin dann in der U13 schon zum Würzburger FV. Während der U15 war ich ein Jahr bei Greuther Fürth, den Rest meiner Jugendzeit habe ich aber beim WFV verbracht. 2013 bin ich dann zum FC 05 Schweinfurt, wo ich sechs Jahre geblieben bin. Privat und beruflich hat es mich dann nach Südbayern verschlagen, erst nach Pipinsried und jetzt spiele ich beim TSV Landsberg.

In Schweinfurt waren Sie Profifußballer. Ein Traum für viele Kinder und Jugendliche. Sie haben diesen Status freiwillig wieder aufgegeben. Was steckte hinter dieser Entscheidung?

Krautschneider: Man muss da klar unterscheiden. Nur weil man vom Fußball leben kann, ist man kein richtiger Profi. Das geht für mich erst ab der dritten, eher sogar der zweiten Liga los. Ich habe das in Schweinfurt zwei Jahre erlebt. Das war eine überragende Zeit, aber ich bin zu sicherheitsbewusst und wollte da nichts riskieren. Ich habe nach der Schule eine Ausbildung bei einer Bank gemacht und dann nebenbei noch studiert.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Krautschneider: Meine Frau hat hier in der Region keinen Job gefunden und arbeitet seit 2018 in München. Und ich habe mich entschieden, ihr hinterher zuziehen. Allerdings hatte ich mit Pipinsried erst einen neuen Verein und habe mir dann einen Job gesucht. Zum Glück hat mir der Betreuer gezeigt, dass die Polizei da Quereinsteiger im Bereich Wirtschaftskriminalität sucht.

Schweinfurt und der WFV, die Fan-Freundschaft ist bekannt. Sie könnten wirklich niemals für die Kickers spielen, oder?

Krautschneider: Nein, das kam für mich wirklich nie infrage. Als ich nach Schweinfurt bin, gab es mal Gespräche mit den Kickers, aber ich hatte da immer ein ungutes Gefühl. Ich wollte Regionalliga spielen, das wäre in Würzburg oder Schweinfurt gegangen, aber ich hatte bei den Schnüdeln das bessere Gefühl damals.

Wäre das ähnlich schlimm wie Bayern-Fan zu sein, wenn die ganze Familie Club-Fan ist?

Krautschneider: Für meinen Vater schon. Ich stand unter dem Einfluss meines Opas, der mich da manipuliert hat. Ich wollte eben Fan von einer Mannschaft werden, die etwas erfolgreicher ist. Aber ich glaube, mein Vater hat mir das verziehen.

Am Wochenende steht ja das Derby zwischen den Kickers und Schweinfurt an. Wie geht's aus?

Krautschneider: Ich glaube an die Schweinfurter und tippe auf ein 2:1.

Sie sind bei all ihren Klubs als Elfmeterschütze bekannt. Woher kommt das?

Krautschneider: In der Jugend hatte ich eine ganz gute Schusstechnik und durfte deshalb schießen. In meinem ersten Herrenjahr hat Michael Hochrein mir dann auch gleich das Vertrauen geschenkt und seitdem hat sich da, glaube ich, ein Ruf aufgebaut.

Und wie ist die Quote?

Krautschneider: Ich habe mal gelesen, dass die Trefferquote im Fußball allgemein so bei 80 Prozent ist. Ich glaube, da bin ich besser. Im Herrenbereich habe ich maximal zwei oder drei verschossen, im Jugendbereich kann ich mich an keinen erinnern.

Gucken Sie den Torwart aus, oder einfach platziert und hart ins Eck?

Krautschneider: Ich tue so, als würde ich den Keeper ausgucken, aber ich suche mir davor eine Ecke aus und dann möglichst hart ins Eck. Wenn ich versuche oben ins Eck zu schießen, habe ich die Befürchtung, dass der Schuss über das Tor geht.

Der Spielertrainer beim TSV Landsberg ist Sascha Mölders.  Wie erleben Sie ihn?

Krautschneider: Er nimmt kein Blatt vor den Mund und eckt deshalb manchmal mit gegnerischen Trainern oder Fans an. Aber er ist halt authentisch und polarisiert.

Bei 1860 etablierte sich auch sein Spitzname, die Wampe von Giesing, weil Mölders immer ein kleines Wohlstandsbäuchlein hatte. Hat er in der Mannschaft schon die "Wampe von Giesing"-T-Shirts verteilt?

Krautschneider: Nein, da muss er uns jetzt schon mal einen Rabattcode geben, weil Geld gebe ich dafür nicht aus.

Für einen Außenspieler wie Sie ist er aber ein angenehmer Abnehmer?

Krautschneider: Im Strafraum ist er brutal gut. Ballannahme und Abschluss sind richtig stark, deshalb hat er auch schon 21 Tore gemacht.

Es läuft auch ganz gut in Landsberg. Ist der Aufstieg das Ziel?

Krautschneider: Platz eins oder zwei war vor der Saison das Ziel. Wir sind oben dabei, aber es ist alles sehr eng. Wir wollen auf jeden Fall Zweiter werden, sind aber zuletzt ein bisschen ins Hintertreffen geraten.

Philipp Christ hat erzählt, dass Sie bei hohen Bällen früher immer den Kopf eingezogen und die Augen geschlossen haben. Wie hat sich das entwickelt?

Krautschneider: Ich hab mir das relativ schnell abgewöhnt. Im Mittelfeld gewinne ich mittlerweile den ein oder anderen Kopfball, aber im Strafraum würde ich wahrscheinlich nicht mal gegen F-Jugendliche ein Tor köpfen.

Außerdem berichtete Christ, dass Sie auf der Piste eine sehr enge Skiführung haben. Er vermutet, dass Sie nicht getunnelt werden wollen.

Krautschneider: Das nennt man Technik. Ich bin da einer von der alten Schule. Bei mir passt kein Blatt Papier zwischen die Beine, weil ich das damals so gelernt habe. Wegen Corona konnte ich die Zeit im Süden leider nicht so nutzen, obwohl ich schon sehr gerne Ski fahre.

Sie kommen aus der Faschingshochburg Veitshöchheim. Haben Sie ihre Uniform schon mal als Kostüm verwendet?

Krautschneider: Nein, ich arbeite im Büro und habe gar keine Uniform. Das wäre aber auch nicht erlaubt. Aber der Fasching ist natürlich trotzdem ein Höhepunkt im Jahr.

Wen spielen Sie an?

Krautschneider: Ich spiele den Ball weiter in meine Heimat nach Veitshöchheim zu Julian Porzelt. Er spielt beim SVV. Wir haben in der Jugend zusammengespielt und sind seit den Kindheitstagen befreundet.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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  • U. A.
    Klasse Fußballer. Alles Gute da unten in Bayern!
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