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Würzburg
Beim Bundesliga-Aufstieg wurde er abgeduscht: Stefan Mantel begleitet den Würzburger Basketball seit über 25 Jahren
Der freie Mitarbeiter der Main-Post spielte selbst nie Basketball. Dafür schwamm er mit Thomas Lurz und spielt Tennis. Die Entwicklung des Basketballs sieht er hoffnungsvoll.
Stefan Mantel bei einem Heimspiel der Würzburg Baskets als Reporter der Main-Post.
Foto: Silvia Gralla | Stefan Mantel bei einem Heimspiel der Würzburg Baskets als Reporter der Main-Post.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Seit über 25 Jahren verfolgt Stefan Mantel (46) den Würzburger Basketball als freier Mitarbeiter für diese Redaktion. Dabei war er selbst nie Basketballer. Früher schwamm er für den SV Würzburg 05, zu Zeiten von Boris Becker zog es ihn dann zum Tennis. In seinem Hauptberuf ist der verheiratete Vater zweier Söhne Lehrer an einer beruflichen Schule.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Stefan Mantel: Das war Robert Garrett, liebe Grüße nach Hawaii. Ich habe viel über ihn berichtet, wir standen uns auch auf dem Tennisplatz mehrfach gegenüber. Schön, dass er an mich denkt.

Wie gut war Robert Garrett denn auf dem Tennisplatz?

Mantel: Natürlich hatte er nicht das Niveau wie im Basketball, aber sein Aufschlag war bei seiner Größe eine Waffe. Er spielte in Ochsenfurt und ich beim SV Kist. Ich erinnere mich, dass ich mit meinem Doppelpartner Christian Hirschfelder mal ein Doppel gegen Robert gewonnen habe. Für ihn war es im Sommer immer ein Ausgleich zum Basketball.

Wie war Ihr Laufweg?

Mantel: Ich war früher Leistungsschwimmer beim SV 05 Würzburg, sogar in einer Gruppe mit Thomas Lurz, der aber etwas jünger ist als ich. Mit 17 musste ich mich zwischen Leistungssport und der gymnasialen Oberstufe entscheiden, und ehrlicherweise hat mein Talent fürs Leistungsschwimmen nicht ausgereicht.

Schwimmen Sie heute noch?

Mantel: Nein, ich sage immer, ich habe in meinem Leben genug Kacheln am Boden des Beckens gezählt. Aber Schwimmen hat mich eine gewisse Resilienz gelehrt. Um sechs Uhr morgens ins kalte Becken zu springen, macht widerstandsfähig. Als Boris Becker 1985 den ersten Wimbledonsieg holte, habe ich auch nebenbei mit Tennis begonnen. Und als ich dann mit dem Schwimmen aufgehört habe, mich aufs Tennisspielen konzentriert. Seit 2015 spiele ich bei Weiß-Blau Würzburg in der Herren 40.

Basketball haben Sie nie gespielt?

Mantel: Nein, aber ich war vom ersten Spiel an fasziniert von der Sportart. 1994 war ich noch am Röntgen-Gymnasium, und wir bekamen Freikarten für das Spiel der DJK Würzburg gegen Bundesliga-Absteiger Bayreuth. Das Spiel ging zwar mit 20 verloren, aber ich bin dabei geblieben.

Damals begann auch Ihre Zeit bei der Main-Post. Können Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz erinnern?

Mantel: Ich wurde zu einem Tischtennis-Spieltag des SB Versbach geschickt und habe mir das sechs Stunden lang angesehen. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass ich gar nicht so lange hätte bleiben müssen, aber es war eben mein erster Einsatz. Hauptsächlich habe ich aber über Basketball geschrieben. Ich bin mit der goldenen Generation des Würzburger Basketballs groß geworden. Nowitzki, Malisch, Garrett und die jungen Wilden.

Über 25 Jahre Berichterstattung sind eine lange Zeit. Welche Momente werden Sie nie vergessen?

Mantel: Beim Aufstieg der DJK Würzburg in die Bundesliga 1998 hat mich Burkhard Steinbach in die Dusche gezerrt und abgeduscht. Er wollte sich revanchieren, weil ich das Zitat von Ivo Nakic veröffentlicht hatte. Nakic hatte gesagt: "Ich hab' noch nie mit so vielen Brunsern zusammengespielt." Heute lachen Burkhard und ich beide darüber. Besonders war auch die Auswärtsfahrt mit dem Sonderzug nach München im Februar 2011, als 2000 Würzburger zum Basketball-Spitzenspiel der ProA mitgefahren sind. Nicht vergessen werde ich auch das Eurocup-Finale 2019 oder das Viertelfinale der Play-offs gegen Alba Berlin 2012, das die Würzburger gewonnen haben.

Wie ging es Ihnen, als die X-Rays 2005 verschwanden und es erst mal keinen höherklassigen Basketball mehr in Würzburg gab?

Mantel: Das war natürlich ein großer Einschnitt, weil es ja nicht nur um den Sport geht, sondern auch die Menschen, die dazugehören. Es hat mich auch emotional nicht kaltgelassen. Wolfgang Malisch hat damals bis zum letzten Tag um den Verein gekämpft. Man musste ja befürchten, dass es mit dem Profi-Basketball in Würzburg zu Ende ist. Über so viele Jahre lernt man die Menschen kennen, die da so viel Lebenszeit, Herzblut und im Zweifel sogar privates Geld hineinstecken.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Mantel: Ich bin gelernter Bankkaufmann und habe bei der heutigen Sparkasse Mainfranken eine Ausbildung gemacht. Eigentlich wollte ich schon immer Lehrer werden, aber die Studienberatung hat mir damals davon abgeraten, und ehrlicherweise hätte ich auch gar nicht gewusst, welche Fächer ich studieren soll. Über meinen Berufsschullehrer kam mir die Idee, auch an einer Berufsschule zu unterrichten. Dann habe ich nach der Ausbildung noch Wirtschaftspädagogik studiert. Seit 2006 bin ich in Wertheim am Beruflichen Schulzentrum.

Die Bild-Zeitung berichtet mittlerweile immer mehr über Basketball. Wie bewerten Sie das Interesse des Axel-Springer-Verlags am Basketball?

Mantel: Ich lese ab und zu auf bild.de. Ich muss ja an der Lebenswelt meiner Schüler dranbleiben. Aber Spaß beiseite. Ich weiß, dass viele die zunehmende Berichterstattung von Bild über Basketball und den Einstieg des Axel-Springer-Verlags mit dem Streaming-Dienst DYN kritisch sehen. Aber wenn der Sport aus der Nische heraus will, muss er diese Kröte schlucken. Die Bewegtbilder von DYN sind auf dem Niveau des Vorgängers. Dass der Axel-Springer-Verlag das Ganze etwas "boulevardesker" begleitet, als es die klassischen Basketball-Medien tun, ist glaube ich sogar gewünscht. Wenn der Sport Aufmerksamkeit erregen will, gehört es auch dazu, dass mal über die Spielerfrau, die Influencerin ist, berichtet wird. Das ist der Kampf um Reichweite heutzutage.

Stefan Mantel (rechts, mit seinem Doppelpartner Christian Hirschfelder) spielt bei Weiß-Blau Würzburg Tennis, berichtet aber seit über 25 Jahren für die Main-Post über den Würzburger Basketball.
Foto: Stefan Mantel | Stefan Mantel (rechts, mit seinem Doppelpartner Christian Hirschfelder) spielt bei Weiß-Blau Würzburg Tennis, berichtet aber seit über 25 Jahren für die Main-Post über den Würzburger Basketball.
Warum reicht es nicht, wenn nur über den Sport berichtet wird?

Mantel: Der ehemalige Bamberger Basketball-Manager Wolfgang Heyder hat mal gesagt, dass Basketball ein Inselsport ist. Dort, wo es Basketball gibt, wie in Würzburg oder Bamberg, ist er total populär, aber zehn Kilometer weiter weg kennt ihn keiner mehr. Wenn man das ändern möchte, reicht kein gut gemachter neuer Streamingdienst, weil der Sport nur in einer Blase stattfindet. Axel-Springer hat auch einen Deal mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, die auf den dritten Programmen Spiele übertragen und Zusammenfassungen in der "Sportschau" zeigen. Es gehört also viel mehr dazu, als Streams auf bild.de und die Berichterstattung dort.

Es tut sich also was im deutschen Basketball?

Mantel: Wer den Pressespiegel der BBL (Basketball-Bundesliga, Anm. d. Red.) aktiv verfolgt, sieht, dass dort aktuell viel mehr einläuft als früher. Das liegt natürlich auch am Weltmeister-Titel der Nationalmannschaft, der diese Entwicklung noch mal befeuert hat. Ob sie nachhaltig ist, wird man sehen. Der Axel-Springer-Verlag hat sich für sechs Jahre verpflichtet und eine Menge Geld investiert. Das ist schon ein Wort. Es wird nicht von heute auf morgen gehen, aber ich glaube, dass dieses Projekt für den Basketball eine Chance ist. Die völlige Blockade kann ich nicht verstehen.

Inwiefern unterscheidet sich die Berichterstattung der Axel-Springer-Medien denn von der anderer Medien?

Mantel: Ich habe Texte darüber gesehen, dass ein Spieler nach einem erfolgreichen Korb mit dem Jungen abgeklatscht hat, der immer den Schweiß aufwischt, oder, dass ein Spieler seine Kontaktlinse verloren hat. Solche Themen würden andere Medien nicht aufgreifen und erst recht nicht in die Überschrift packen.

Sie berichten seit 25 Jahren über Basketball. Wie ich es verstanden habe, glauben Sie an eine positive Entwicklung der Sportart?

Mantel: Es gibt eine Entwicklung in der Liga. Einerseits gibt es in vielen Städten neue Hallen, beispielsweise bald in München. Auch, dass der FC Bayern sich für Basketball entschieden hat, nicht für Handball oder ähnliches, ist gut für die Sportart. Andererseits: In Würzburg spielt der Verein in der gleichen Halle wie vor 25 Jahren, sie hat nur zwei Mal den Namen geändert. Trotzdem glaube ich, dass der Basketball in zehn Jahren im Ranking der Sportarten auf Rang zwei hinter dem Fußball liegt.

Wen spielen Sie an?

Mantel: Ich spiele den Pass an meinen Tennis-Trainer Goran Popov weiter. Er hat eine Tennisschule bei Weiß-Blau Würzburg und war früher mazedonischer Davis-Cup-Spieler. Er macht uns auch im fortgeschrittenen Alter bei jedem Training noch besser.

Goran Popov trainiert bei Blau-Weiß Würzburg verschiedene Mannschaften.
Foto: Kirsten Mittelsteiner | Goran Popov trainiert bei Blau-Weiß Würzburg verschiedene Mannschaften.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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  • Jochen Bähr
    Stefan ist nicht nur ein exzellenter Kenner der Basketballszene, sondern hat bei seiner Berichterstattung auch immer die Menschen dabei im Blick - was sind Ihr Nöte und Antreiber. Das kommt hier im Interview, bei dem er auf der anderen Seite sitzt, mal gefragt wird, statt die Fragen zu stellen, sehr schön rüber.
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