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Fußball: Regionalliga Bayern
Erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte für den TSV Aubstadt: Die 7 emotionalsten Momente 2022
Jahrhundertspiel, Finaldrama, Schmähplakate und ein rekordverdächtiger Hattrick. Das Jahr 2022 wird man beim TSV Aubstadt so schnell nicht vergessen.
Die Fans des TSV Aubstadt (hier beim Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München) hatten im Jahr 2022 jede Menge Grund zum Feiern.
Foto: Markus Büttner | Die Fans des TSV Aubstadt (hier beim Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München) hatten im Jahr 2022 jede Menge Grund zum Feiern.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 27.04.2023 14:28 Uhr

Seinen 100. Geburtstag konnte der 1921 gegründete TSV Aubstadt aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie geplant groß begehen. Mit einem Jahr Verspätung gab es allerdings gleich mehrere Gelegenheiten, dieses Jubiläum gebührend nachzufeiern. Nachdem der Klassenerhalt in der zweiten Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern bereits zur Winterpause so gut wie festgestanden hatte, rückte im Frühjahr 2022 der Totopokal-Wettbewerb in den Mittelpunkt. Der sensationelle Halbfinalerfolg gegen den Drittligisten TSV 1860 München war das größte Spiel in der Vereinsgeschichte des TSV Aubstadt.

Auch wenn der Pokalsieg und der Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals wenige Wochen später unglücklich und dramatisch verpasst wurden, bleibt das Jahr 2022 dennoch allen Aubstädter Spielern, Fans und Verantwortlichen in guter Erinnerung. Daran ändert die bisher nicht ganz nach Wunsch verlaufene dritte Regionalliga-Saison nichts, zumal es bereits wieder einiges zu feiern gab. Am Jahresende nutzen wir die Gelegenheit und werfen einen Blick auf die sieben emotionalsten Momente des TSV Aubstadt im Jahr 2022.

1. Das größte Spiel der Vereinsgeschichte: Der TSV Aubstadt wirft die Löwen aus dem Pokal

Grenzenloser Jubel herrschte beim TSV Aubstadt nach dem Sieg im Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München.
Foto: Rudi Dümpert | Grenzenloser Jubel herrschte beim TSV Aubstadt nach dem Sieg im Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München.

Es war das vorgezogene Weihnachtsgeschenk für den TSV Aubstadt. Bei der Auslosung der Halbfinal-Partien im bayerischen Toto-Pokal erwischten die Aubstädter Ende November den Drittligisten TSV 1860 München. "Das perfekte Los für uns, in einem Spiel ist alles möglich", frohlockte TSV-Trainer Victor Kleinhenz. In den folgenden knapp vier Monaten steigerte sich die Vorfreude im Grabfeld von Tag zu Tag.  Zumal es rechtzeitig zur Partie am 26. März keine Zuschauerbeschränkungen mehr gab und die NGN-Arena mit 3000 Zuschauenden erstmals restlos ausverkauft war.

Von Nervosität war bei den Aubstädter Spielern nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. 70 Minuten waren sie das aktivere Team, brachten die Löwen-Defensive mehrmals in Verlegenheit und führten nach einem Treffer von Tim Hüttl verdient mit 1:0. Dem Drittligisten gelang das 1:1, doch im Elfmeterschießen durften wieder die Aubstädter jubeln.

Allen voran Torhüter Lukas Wenzel, der die Löwen in der Woche zuvor live in Mannheim beobachtet hatte. Dank seines Spickzettels parierte er drei Elfmeter der Münchner und erklärte hinterher: "Ich habe die ganze Woche daran geglaubt, dass wir dieses Spiel tatsächlich gewinnen können. Das Gefühl ist natürlich jetzt unbeschreiblich."

2. Um ein Haar zweistellig: Schützenfest im letzten Saisonspiel gegen den SV Schalding-Heining

Gleich neunmal durften die Spieler des TSV Aubstadt im letzten Spiel der Regionalliga-Saison 2021/22 gegen den SV Schalding-Heining jubeln.
Foto: Rudi Dümpert | Gleich neunmal durften die Spieler des TSV Aubstadt im letzten Spiel der Regionalliga-Saison 2021/22 gegen den SV Schalding-Heining jubeln.

Nach zuvor zwei Niederlagen in Folge wollte sich der TSV Aubstadt im letzten Spiel der Regionalliga-Saison 2021/22 eigentlich nur mit einer "seriösen Leistung" von seinem Heim-Publikum verabschieden und sich gleichzeitig ein gutes Gefühl für das Pokalfinale eine Woche später beim FV Illertissen holen. Letztlich wurde der 14. Mai 2022 ein historisches Datum für die Aubstädter. Mit 9:1 fertigten sie den bereits als Absteiger feststehenden SV Schalding-Heining ab. Ein Sieg für die Geschichtsbücher, höher hatten die Grabfelder zumindest in den Jahren in der Bezirksoberliga, Landesliga, Bayernliga und Regionalliga nie gewonnen.

Bereits nach gut einer halben Stunde stand es 5:0, ehe es der TSV etwas ruhiger angehen ließ. Den 9:1-Endstand erzielte mit Andre Rumpel ein Spieler, der aufgrund eines Kreuzbandrisses die komplette Saison zuschauen musste. "Ihm habe ich das Tor besonders gegönnt", sagte TSV-Trainer Victor Kleinhenz.

Überbewerten wollte er den Rekordsieg jedoch nicht und brachte stattdessen Verständnis für den Gegner auf: "Es ist nicht einfach, wenn du schon abgestiegen bist, fünf Stunden im Bus sitzt und dann so ins Spiel kommst. Dann ist so ein Verlauf richtig eklig."

3. Pokalfinale ohne Happy End: Elfmeter-K.o. und Drama um Michael Dellinger

Michael Dellinger war der tragische Held des Pokalfinales zwischen dem FV Illertissen und dem TSV Aubstadt.
Foto: Rudi Dümpert | Michael Dellinger war der tragische Held des Pokalfinales zwischen dem FV Illertissen und dem TSV Aubstadt.

Es sollte der schönste und größte Tag in der Geschichte des TSV Aubstadt werden. Etwa 500 Aubstädter Fans hatten sich im Konvoi von acht Bussen auf den Weg zum Pokalfinale nach Illertissen gemacht. Auf dem Autohof Wörnitz pausierten sie zusammen und stimmten sich bei einer Brotzeit mit Schlachtgesängen auf das Endspiel ein. Auch im Illertisser Vöhlin-Stadion genossen die Roten  aus Aubstadt die stimmungsmäßige Übermacht, die Vorfreude steigerte sich minütlich – bis kurz vor Ende des Aufwärmprogramms Michael Dellinger auf einmal zusammenbrach.

Der Angreifer hatte sich bei einem Sprint die Achillessehne gerissen und lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Platz. "Es war ein Schock für die Mannschaft, in der Kabine herrschte Totenstille", berichtete TSV-Trainer Victor Kleinhenz nach dem Endspiel, das die Aubstädter dramatisch mit 4:5 nach Elfmeterschießen verloren. Aus der Traum vom Pokalsieg und der erstmaligen Teilnahme am DFB-Pokal.

Auch wenn das Glück nach dem Erfolg im Halbfinale gegen den TSV 1860 München diesmal nicht auf Seiten der TSV'ler war, konnten sie mit etwas Abstand dennoch auf eine grandiose Saison 2021/22 zurückblicken. Auch die Busreisenden wirkten beim Verlassen des Stadions gar nicht so sehr enttäuscht und sangen: "Ohne Aubstadt wär' hier gar nichts los." 

4. Drei Tore in acht Minuten: Der rekordverdächtige Hattrick von Christopher Bieber

Im Auswärtsspiel beim FC Pipinsried gelang Christopher Bieber ein rekordverdächtiger Hattrick innerhalb von nur acht Minuten.
Foto: Heiko Becker | Im Auswärtsspiel beim FC Pipinsried gelang Christopher Bieber ein rekordverdächtiger Hattrick innerhalb von nur acht Minuten.

Es war das Thema im Vorfeld der neuen Saison 2022/23: Wie kann der TSV Aubstadt den langfristigen Ausfall von Michael Dellinger, der sich während der Reha erneut einen Teilabriss der Achillessehne zugezogen hatte, kompensieren? Da sich auf dem Transfermarkt im Sommer zunächst kein neuer Stürmer fand, ruhten die Hoffnungen in erster Linie auf Christopher Bieber. Der spielende Co-Trainer war in der Spielzeit zuvor meist nur zu Kurzeinsätzen gekommen und auf einmal auch als Spieler wieder mehr gefordert.

Bereits am zweiten Spieltag bewies der 33-Jährige, dass er das Toreschießen nicht verlernt hat. Im Auswärtsspiel beim FC Pipinsried stand es zu Beginn der zweiten Halbzeit 1:1, ehe Bieber mit einem Hattrick innerhalb von nur acht Minuten die Partie zu Gunsten der Aubstädter entschied. "Ich kann mich nicht erinnern, dass mir einmal ein Hattrick in so kurzer Zeit gelungen ist. Aber da hat man gesehen, dass ich das Tor noch treffe, wenn ich gute Flanken bekomme", sagte der ehemalige Angreifer der Würzburger Kickers unmittelbar nach dem 5:2-Erfolg.

Mit sieben Saisontreffern ist Christopher Bieber aktuell hinter Joshua Endres der zweitbeste Torschütze des TSV Aubstadt und verantwortlich dafür, dass die Stürmerfrage im Grabfeld schnell keine mehr war.

5. Premierenerfolg im Derby: Der TSV Aubstadt gewinnt erstmals gegen den FC 05 Schweinfurt

Mit seinem Treffer nach 20 Minuten ebnete Joshua Endres (links) den Weg zum ersten Derbysieg des TSV Aubstadt gegen den FC 05 Schweinfurt.
Foto: Heiko Becker | Mit seinem Treffer nach 20 Minuten ebnete Joshua Endres (links) den Weg zum ersten Derbysieg des TSV Aubstadt gegen den FC 05 Schweinfurt.

Weder in der Landesliga noch in der Bayernliga oder in der Regionalliga hatte der TSV Aubstadt in der Vergangenheit gegen den unterfränkischen Rivalen FC 05 Schweinfurt gewinnen können. 2019 und 2021 waren die Aubstädter in den Heimspielen jeweils nah dran, mussten sich beide Male mit einem 2:2-Unentschieden zufriedengeben. In dieser Saison war es so weit, auch wenn das Derby vor 1426 Zuschauenden kein allzu großer Leckerbissen war.

Ein Treffer von Joshua Endres nach 20 Minuten reichte, um gegen verletzungsgeplagte Schweinfurter die Derbysieger-Rufe anstimmen zu können. Co-Trainer André Betz fragte hinterher freudig: "Wir waren endlich einmal an der Reihe, oder?" Recht hatte er, nach den letzten Derbys und auch in den Wochen vor dem Derby hatten die Grabfelder oft Lob für ihre Leistungen bekommen, zu selten aber dreifach gepunktet.

Für die Aubstädter war es eine dreifache Premiere an diesem gewittrigen Freitagabend: Erster Ligasieg gegen Schweinfurt, erster Heimsieg der Saison und im neunten Anlauf erstmals ohne Gegentor geblieben. Es war zudem der Auftakt für die erfolgreichste Phase des TSV Aubstadt in der bisherigen Regionalliga-Saison. Bis zur nächsten Niederlage am 30. September folgten drei überzeugend heraus gespielte Siege und ein Unentschieden.

6. Frühes Aus im Toto-Pokal: Die Aubstädter Pokalträume platzen in Erlangen

Enttäuschte Gesichter gab es bei den Spielern und Verantwortlichen des TSV Aubstadt nach dem Pokalaus in Erlangen.
Foto: Sportfoto Zink / Wolfgang Zink | Enttäuschte Gesichter gab es bei den Spielern und Verantwortlichen des TSV Aubstadt nach dem Pokalaus in Erlangen.

Einen Dämpfer gab es Anfang September im bayerischen Toto-Pokal. Dem Wettbewerb, in dem sich der TSV Aubstadt in der Vorsaison mit mitreißenden Auftritten gegen die Münchner Drittligisten Türkgücü und 1860 bis ins Finale vorgespielt hatte. In der Spielzeit 2022/23 fremdelten die Aubstädter allerdings von Anfang an mit dem Pokal-Wettbewerb. Schon in den ersten beiden Runden mühte sich der Regionalligist bei den oberfränkischen Landesligisten TSV Mönchröden und FC Coburg nach Rückständen jeweils zu einem 2:1-Sieg.

Im Achtelfinale war beim Bayernligisten ATSV Erlangen Endstation. Völlig verdient, wie Trainer Victor Kleinhenz nach der 4:6-Niederlage nach Elfmeterschießen einräumte. Bereits in der regulären Spielzeit war der Underdog die bessere Mannschaft und hätte den Sieg verdient gehabt. Christopher Bieber rettete die Aubstädter mit seinem Treffer in Unterzahl ins Elfmeterschießen. Dort trafen alle Erlangener, während Joshua Endres' Versuch auf der Oberkannte der Latte landete. Die Pokalreise des TSV Aubstadt endete unerwartet früh im Fangzaun von Erlangen.

7. Ärger am Tag der Deutschen Einheit: Schmähplakate der Bayern-Fans sorgen für Diskussionen

Mit Schmähplakaten am Tag der deutschen Einheit sorgten die Fans des FC Bayern München II im Gastspiel beim TSV Aubstadt für Empörung.
Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Goldberg | Mit Schmähplakaten am Tag der deutschen Einheit sorgten die Fans des FC Bayern München II im Gastspiel beim TSV Aubstadt für Empörung.

1500 Zuschauende wollten sich am Tag der Deutschen Einheit das Regionalliga-Spiel zwischen dem TSV Aubstadt und dem FC Bayern München II nicht entgehen lassen. Ein schöner Rahmen für ein unterhaltsames Fußballspiel, das die Gastgeber nach Toren von Ingo Feser und Timo Pitter verdient mit 2:0 gewannen. Der sportliche Erfolg geriet bei der Nachbetrachtung der Partie allerdings schnell in den Hintergrund. Die Diskussionen drehten sich um das Verhalten einiger Zuschauender im Fanblock des FC Bayern.

Die sorgten – neben dem Zünden von Pyrotechnik und einem Böllerwurf – mit zwei Spruchbändern für Empörung. "FC Bayern grüßt das Zonenrandgebiet" war auf einem zu lesen. Geschmacklos abgerundet wurde dieser Spruch von Bananenwürfen. Später wurde es noch unappetitlicher. "Wo Mielke Köhler heißt, Aubstadt in die DDR." Das Ganze unweit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, obendrein am Tag der Deutschen Einheit. Aubstadts Vorsitzender Herbert Köhler, der mutmaßlich der Adressat des diffamierenden Mielke-Spruchbands war, sah das Ganze relativ locker und freute sich stattdessen lieber über die drei Punkte seiner Mannschaft.

 
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