Victor Kleinhenz, der Trainer des TSV Aubstadt, hatte für das letzte Saisonspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern gleich ein paar Ziele ausgegeben, die miteinander zu tun haben und trotz des höchsten Siegs, den der Klub in den Jahren in Bezirksoberliga, Landesliga, Bayernliga und Regionalliga einfuhr, beim 9:1 (5:0) nicht alle erreicht wurden.
Zwar war der Gegner ein feststehender Absteiger mit dem SV Schalding-Heining. Mit diesem Ergebnis bekam er aber so eine Packung, dass nur ein Teilziel nicht erreicht wurde. Das, ohne Gegentor zu bleiben. Alle anderen wurden erreicht: "Wir wollen die 60-Punkte-Marke knacken, das heißt gewinnen und im Idealfall und mit einem überzeugenden Zu-Null-Sieg aus der Saison verabschieden und das gute Gefühl fürs Pokalfinale in einer Woche holen", hatte Kleinhenz im Vorfeld gesagt.
Beim TSV Aubstadt fällt vor dem Spiel die lockere Stimmung auf
Auffallend war, dass die Mannschaft mit einer so was von lockeren, ja fast ausgelassenen Stimmung die 120 Meter vom Sportheim zum großen roten Eingangstor zum Hauptspielfeld schritt, nahezu schwebte und lachte, als befände sie sich irgendwo im Teamurlaub am Meer auf dem Weg zum Strand. Die angeschlagenen Tim Hüttl, Timo Pitter und Leon Heinze wurden geschont, Mike Dellinger war wieder in der Startelf.
Dann begann der Aufgalopp zur Pokalwoche, an deren Ende am Samstag das BFV-Endspiel beim FV Illertissen steht, der zeitgleich 2:1 beim FC Schweinfurt 05 gewann. Zu dem schon acht Busse mit 400 Personen ausverkauft sind, die die Mannschaft dort unterstützen wollen.
Schon nach acht Minuten klingelt es im Kasten des SV Schalding-Heining
316 waren hier vor der Haustür des TSV dabei, als die Mannschaft so viel Sturm und Drang auf die Fünferkette mit vorgelagerter Viererkette ausübte, dass es schon nach acht Minuten im Schaldinger Kasten klingelte. Da hatten die Zuschauer soeben noch gerätselt und spekuliert, wer denn im Fall des Falles diesmal zum Elfmeter antreten würde, schon ertönte der Pfiff nach einem Strafraum-Foul von Daniel Massinger an Leonard Langhans.
Mike Dellinger schritt zur Ausführung und machte vor, wie einfach es zu sein scheint, einen Elfmeter zu schießen. In den nachfolgenden 24 Minuten überrollte ein Orkan von Hochgeschwindigkeits-Angriffen die allzu wacklige und löchrige Abwehr. "Von wegen Aubstadt reine Umschalt-Mannschaft", korrigierte Victor Kleinhenz hinterher im Rundfunk-Interview.
Victor Kleinhenz, der Trainer des TSV Aubstadt, sieht eine tolle Entwicklung bei seiner Elf
"Wir haben diese Saison eine Entwicklung genommen, das hat sich gegen Buchbach und Eichstätt schon abgezeichnet, dass wir Fortschritte gemacht haben, wenn sich der Gegner mal richtig hinten reinstellt. Von daher wird das immer wieder Thema sein für die nächste Saison. Die Gegner unterschätzen uns nicht mehr. Ich sehe eine tolle Entwicklung und das soll auch so weitergehen in Zukunft."
Fünf Tore wurden von drei Spielern (Schebak 2, Schönwiesner 2, Rumpel) erzielt, die zuletzt nicht unbedingt unverzichtbar für die Startelf waren. Björn Schönwiesner, quicklebendig und allüberall sich herumtreibend, anbietend und beim hohen Pressing Bälle erobernd, besorgte mit einem fein durchgesteckten Ball das 2:0 (19.), Joshua Endres nach der gefühlt zehnten Ingo-Feser-Flanke von links das 3:0 (20.).
Sieben Minuten Verschnaufpause, und schon machte Patrick Hofmann mit dem 4:0 (27.) weiter, dem vielleicht schönsten der insgesamt zehn Tore dieses Tages. Einen Freistoß von der Mittellinie nahe der Außenlinie dachte er gar nicht anzunehmen, sondern beförderte ihn aus 20 Metern halbrechts direkt ins linke obere Toreck. Schönwiesner übte sich auch als Vorlagengeber, steckte zu Joshua Endres durch – 5:0 nach 32 Minuten.
Andre Rumpel erzielt sein erstes Tor in der Regionalliga Bayern nach langer Verletzungspause
Und vorerst kein weiterer Aubstädter Treffer bis zur 73. Minute. Dazwischen fiel der Ehrentreffer zum 5:1 (51.) durch Christian Seidl zum Abschluss eines Spaziergangs durch die TSV-Abwehr. Dann schlug der TSV Aubstadt mit der zweiten Welle noch viermal zu: Schönwiesner mit dem 6:1 nach Freistoß von Max Schebak, dann Schebak gleich zweimal hintereinander (81., 85.). Der vielleicht glücklichste Mensch am Samstag war Andre Rumpel wegen seines ersten Regionalligators nach seiner Verletzungspause (90.).
Victor Kleinhenz brachte Verständnis für den Verlierer auf: "Das ist nicht einfach, wenn du schon abgestiegen bist, fünf Stunden im Bus hockst und so ins Spiel reinkommst: Dann ist so ein Verlauf richtig eklig. Uns hat einiges in die Karten gespielt. Wir brauchen aber gar nicht dieses eine Spiel groß bewerten, das kann schon mal so eine Dynamik nehmen. Generell war es für uns eine herausragende Saison. Jetzt freuen wir uns auf eine richtige Party in Illertissen."