Was für eine Dramatik, was für ein Jubel. Nach einem an Spannung kaum zu überbietenden Pokal-Fight steht der Fußball-Regionalligist TSV Aubstadt im Finale des Toto-Pokals und darf von der erstmaligen Teilnahme am DFB-Pokal träumen. In der mit 3000 Zuschauerinnen und Zuschauern restlos ausverkauften NGN-Arena setzten sich die Aubstädter gegen den Drittligisten TSV 1860 München mit 4:3 nach Elfmeterschießen durch. Gegner im Endspiel wird der FV Illertissen sein, der überraschend die Würzburger Kickers im zweiten Halbfinale mit 3:1 besiegte.
Lukas Wenzel hat die Elfmeterschützen des TSV 1860 München auf dem Spickzettel
Gefeierter Held in Aubstadt war Torhüter Lukas Wenzel, der in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit erst das 1:1 festgehalten hatte und anschließend gleich drei Elfmeter der Löwen parierte. "Ich habe die ganze Woche daran geglaubt, dass wir dieses Spiel tatsächlich gewinnen können. Das Gefühl ist natürlich jetzt unbeschreiblich." Auch auf das Elfmeterschießen hatte sich der Aubstädter Keeper akribisch vorbereitet und Infos zu den Münchner Schützen auf seiner Trinkflasche aufgeklebt. "In den letzten Tagen habe ich mir viele Videos von den Spielen der Löwen angeschaut, speziell auch das Elfmeterschießen im Pokal-Achtelfinale in Burghausen."
Die Vorfreude auf das größte Spiel der Vereinsgeschichte war den Aubstädtern von Beginn an anzumerken. Auch die unangemeldete Zoll-Kontrolle beim Abschlusstraining am Donnerstagabend schien die Mannschaft von Victor Kleinhenz nicht aus dem Konzept gebracht zu haben. Gleich dreimal deuteten die Grabfelder in der Anfangsphase ihre Gefährlichkeit beim Umschaltspiel an. Zunächst eroberte Michael Dellinger auf Höhe der Mittellinie den Ball und schickte Leon Heinze auf die Reise. Dessen Hereingabe setzte Joshua Endres aus kurzer Distanz ans Außennetz (4.).
Sechs Minuten später war es erneut der auffällige Heinze, dessen Flankenball im Strafraum der Löwen allerdings keinen Abnehmer fand. Und in der 17. Minute tauchte der zu diesem Zeitpunkt bereits Gelb-verwarnte Dellinger im Strafraum der Gäste auf, sein Torschussversuch wurde jedoch noch zur Ecke geblockt.
1860 München in der ersten Halbzeit kaum gefährlich
Vom TSV 1860 München war bis zu diesem Zeitpunkt hingegen überhaupt noch nichts zu sehen gewesen. Für ihre erste Torchance brauchten die Gäste dann schon einen Freistoß, den Erik Tallig vom Strafraumeck über das Tor setzte (21.). Eine Minute später musste dann auch Aubstadts Torhüter Lukas Wenzel das erste Mal eingreifen. Einen Schuss von Merveille Biankadi entschärfte er mit einer Faustabwehr.
Auch wenn die Münchner in der Folge nun besser im Spiel waren, konnte man nach wie vor keinen Klassenunterschied erkennen. Vielmehr hatte der Regionalligist weiter die besseren Chancen. Die Beste vergab nach 37 Minuten Leon Heinze, der nach einem Traumpass von Marcel Volkmuth mit seinem Torabschluss wieder einen Tick zu lange wartete.
Aubstadt-Trainer Victor Kleinhenz: "Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt"
Eine Minute vor der Pause war es dann Tom Kretzschmar, die etatmäßige Nummer zwei der Sechziger, der einen Freistoß von Ingo Feser gerade noch über die Querlatte lenken konnte. "Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und viele Drucksituationen auch fußballerisch gelöst", lobte Aubstatdts Trainer Victor Kleinhenz.
Nach dem Seitenwechsel hatten die Löwen zwar mehr Ballbesitz, gegen die gut gestaffelten Aubstädter fiel ihnen aber weiterhin überhaupt nichts ein. Die Hausherren lauerten auf ihre Chance und die kam in der 67. Minute: Standardspezialist Ingo Feser brachte einen Eckball in den Strafraum und der aufgerückte Innenverteidiger Tim Hüttl köpfte zum viel umjubelten 1:0 ein. Für den 23-Jährigen war es das erste Pflichtspieltor überhaupt für den TSV Aubstadt.
Tim Hüttl: Der Mann für die ganz besonderen Tore
"Mein letztes Tor habe ich in der U19 geschossen, damals für den 1. FC Nürnberg im Derby gegen Fürth. Ich bin eben ein Mann für die wichtigen Tore", scherzte Hüttl. Zum Sieg reichte sein Treffer in der regulären Spielzeit aber noch nicht. Das lag daran, dass die Löwen in der Schlussphase doch noch aufwachten. Nach einem Freistoß von Erik Tallig hatten die 1860-Fans den Torschrei bereits auf den Lippen, der Kopfball von Stephan Salger klatschte allerdings an die Unterkante der Latte und zurück ins Feld (69.).
Für den Ausgleichstreffer benötigte der Drittligist dann schon die Mithilfe des TSV Aubstadt. Keeper Lukas Wenzel prallte bei einem Flankenball mit Innenverteidiger Christian Köttler zusammen und Marcel Bär musste den Ball nur noch ins leere Tor schießen (74.). In der Schlussphase merkte man bei den wacker kämpfenden Aubstädtern die nachlassenden Kräfte, der Siegtreffer wollte den Münchern aber trotz einiger guter Chancen nicht mehr gelingen.
Lukas Wenzel pariert gleich drei Elfmeter des TSV 1860 München
Also musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Joshua Endres verschoss zwar gleich den ersten Elfmeter der Aubstädter, dafür parierte Lukas Wenzel gegen Erik Tallig, Stefan Lex und Marcel Bär gleich dreimal. Was folgte war ein Aubstädter Jubeltraube mit anschließender Ehrenrunde.
"Glückwunsch an Aubstadt, das war ein verdienter Sieg", musste 1860-Trainer Michael Köllner neidlos anerkennen. Für Victor Kleinhenz war das Pokal-Halbfinale gegen die Löwen "ein absolut perfketer Tag mit einem am Ende verdienten Sieg".
Da wurde ein Kader mit Sinn und Verstand zusammengestellt.
Glückwunsch zu diesem Erfolg!
Egal ob da ein Mäzen im Hintergrund die Fäden zieht, in Aubstadt wird hervorragende Arbeit gemacht!