Das letzte Spiel der vergangenen Saison, es hat beim Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt Auswirkung bis weit in die kommende hinein. Genau genommen war es das Aufwärmprogramm vor der finalen Partie 2021/22, dem im Elfmeterschießen verlorenen Finale im bayerischen Toto-Pokal beim FV Illertissen. Bei Michael Dellinger, dem Stoßstürmer des TSV Aubstadt, riss die Achillessehne des linken Beins. Noch heute, fast zwei Monate später, ist sich der 29-Jährige sicher: "Mit mir hätten wir das Spiel gewonnen."
Nach der Operation läuft Dellinger noch immer an Krücken, den lädierten Fuß eingepackt in einem Vakuumschuh. In wenigen Wochen will er den los sein und "endlich wieder in zwei eigenen Schuhen laufen", sagt Dellinger am vergangenen Samstag am Rand des Testspiels des TSV Aubstadt gegen Kickers Offenbach (0:3) in Seligenstadt.
Für seine Rückkehr ins Team hat er sich ein festes Ziel gesteckt: Noch vor Beginn der Winterpause will Dellinger ins Mannschaftstraining einsteigen, nach ihr, also Ende Februar, wieder auf dem Platz stehen. Ein ehrgeiziger Plan, das weiß auch Dellinger, der 2015 vom FV 04 Würzburg kommend nach Aubstadt gewechselt war. Der bislang gute Verlauf der Heilung begründe seine Zuversicht, sagt Dellinger.
Wie schwer der Ausfall des aus Schweinfurt stammenden Angreifers wiegt, das hat der TSV Aubstadt nicht nur im Mai in Illertissen gemerkt, sondern ganz aktuell in der Vorbereitung auf die Saison, die für die Mannschaft von Trainer Victor Kleinhenz am Samstag, 16. Juli, 17 Uhr, mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg II beginnt.
Nicht nur gegen die starken Kickers Offenbach aus der Regionalliga Südwest, die einige Tage zuvor beim FC Würzburger Kickers 2:1 gewonnen hatten, wurde offenbar, dass mit Dellinger der zentrale Baustein der Offensive des TSV Aubstadt fehlt. Auch gegen unterklassige Gegner wie die Landesligisten FC Fuchsstadt und TuS Frammersbach oder den Bayernligisten FC Eintracht Bamberg ließ Aubstadt das kraftvolle Angriffsspiel vermissen, das es in der vergangenen Saison ausgezeichnet hatte.
"Mit Michael fehlt bei uns in der Spitze einer, der mit seiner Wucht den Ball mit dem Rücken zum Tor verteilen kann, der aber genauso mit Tempo die tiefen Laufwege machen kann", kommt das für Victor Kleinhenz nicht weiter überraschend. Die entscheidende Frage für den 31-Jährigen ist, wie er Dellinger ersetzen kann.
Dafür gibt es wohl drei Optionen. Bei zweien könnte Kleinhenz am präferierten 4-2-3-1-System festhalten. Von der Statur her am ehesten könnte Christopher Bieber in die Bresche springen, obwohl der 33-Jährige in den letzten Wochen immer mal wieder wegen kleinerer Blessuren aussetzen musste. "Christopher ist wieder fit", sagt Kleinhenz. Mit Moritz Gündling (19) hat er einen weiteren klassischen Mittelstürmer im Kader, der noch auf seinen Durchbruch in der Regionalliga wartet.
Die TSV-Verantwortlichen schließen darüber hinaus eine Stürmer-Neuverpflichtung in den nächsten Tagen nicht aus. Unter zwei Voraussetzungen, sagt Kleinhenz. Der Neue müsste "charakterlich zu uns passen und uns sofort weiterhelfen". Die dritte Möglichkeit? Eine Systemumstellung auf 4-4-2, die Kleinhenz jüngst abschnittsweise getestet hat. "Ja, das ist eine Option", bestätigt er, "hängt aber natürlich vom Gegner ab".