
Wenn sich Mitte Dezember der Kreistag des Landkreises zu seiner letzten Jahressitzung trifft, darf eine Tradition nicht fehlen: die Schlussrede von Landrätin Tamara Bischof. Ein Moment des Innehaltens, des Zurückschauens. Wobei auch der Blick voraus nicht fehlen darf: Worauf müssen oder dürfen sich die Landkreisbewohner in den kommenden zwölf Monaten einstellen?
Wie ist der Landkreis durch das Jahr 2024 gekommen?
Für den Landkreis Kitzingen sei 2024 "kein einfaches Jahr" gewesen, so Landrätin Tamara Bischof. Zwei Katastrophenmeldungen ragten dabei heraus. Zum einen führten Überschwemmungen nach einem Starkregen am ersten Juniwochenende zu großen Zerstörungen. Bis Anfang November zahlte das Landratsamt rund 445.300 Euro Soforthilfe aus. Die Folgen der Zerstörung seien teilweise bis heute spürbar. Zudem sah sich der Landkreis Ende Oktober einem Cyberangriff ausgesetzt. Sieben Schulen im Landkreis waren von Datenverschlüsselung, eine Schule auch von Datenklau, betroffen.

Wie ist der Landkreis aufgestellt?
Gerade der Starkregen und der Cyberangriff zeigten: Der Einsatz von Krisenstäben ist wichtiger denn je. Hier hat sich der Landkreis nicht zuletzt durch den Kauf der Elementary School als Feuerwehr- und Lagezentrum neu aufgestellt. Man sei "gut gerüstet für die Herausforderungen", hob Bischof hervor.
Was bleibt in besonders guter Erinnerung?
Die Eröffnung der Umweltstation im Sommer. Im Alten Hafen in Marktsteft werde nun an Bildung und nachhaltiger Entwicklung gearbeitet, so Bischof. Zudem zog das Technologietransferzentrum (TTZ) im Herbst in den Innopark in Kitzingen ein – Kitzingen ist damit Hochschulstandort. Die Generalsanierung der Berufsschule Kitzingen schreitet voran, die Rohbauarbeiten sind abgeschlossen. Zudem rückte der Kreis das Zukunftsthema Pflege in den Mittelpunkt, erstmals fand eine Pflegekonferenz statt.

Wie kam der Kreis mit dem Geld hin?
Prinzipiell gingen die Rechnungen auf. Trotzdem stehe der Kreishaushalt "aufgrund der Ausgabensteigerungen für nahezu alle Aufgaben erheblich unter Druck". Besonders in den Bereichen Soziales und Jugendhilfe sowie dem Öffentlichen Personennahverkehr kletterten die Kosten in teilweise ungeahnte Höhen. Muss etwa ein Jugendlicher stationär in einem Heim untergebracht werden, schlägt das im Schnitt mit bis zu 10.000 Euro im Monat zu Buche. Trotz zusätzlicher Ausgaben erwarte man durch Umschichtungen "einen Jahresabschluss ohne Defizit". Klar sei aber auch, dass sich einige Dinge ändern: "Wir werden uns stärker auf die wesentlichen Bereiche und Ausgaben beschränken müssen", sagte die Landrätin.
Wie steht's um die Reaktivierung der Mainschleifenbahn?
Prinzipiell gut. Man sei hier "einen großen Schritt vorangekommen". Nach der positiven Kosten-Nutzen-Analyse gab es die Zusage einer grundsätzlichen Förderfähigkeit, der Freistaat Bayern und der Bund werden viel Geld in das Projekt stecken.

Wovor warnt die Landrätin?
"Eine besondere Herausforderung" sei nach wie vor "die steigende Zahl an Flüchtlingen". Man habe "die Belastungsgrenze seit langem erreicht". Es brauche steuernde Maßnahmen, "um den Flüchtlingszustrom für die Landkreise handhabbar zu machen". Wichtig sei hier, "dass abgelehnte ausreisepflichtige Asylbewerber, die nicht freiwillig ausreisen, konsequent abgeschoben werden". Dann könnte man sich auch wieder "besser auf die konzentrieren, deren Asylverfahren noch läuft oder die anerkannt sind", sprach die Landrätin Klartext.
Welche Herausforderungen warten 2025?
Hier rückt die Klinik Kitzinger Land immer mehr in den Mittelpunkt. Die in Berlin beschlossenen Reformen seien "ein kalter Strukturwandel, der ungeplant die Kliniken in extreme finanzielle Schwierigkeiten bringt". Die Zusammenarbeit der Klinik Kitzinger Land und der Main-Klinik Ochsenfurt schreite voran. Inzwischen gebe es "eine enge Kooperation zwischen den beiden Häusern mit dem Ziel einer Fusion".
Beim Umbau der Kitzinger Klinik stehe als dritter Bauabschnitt das neue Bettenhaus an. Angebrochen ist inzwischen auch die Zeit der roten Zahlen: Die Klinik weise "im zweiten Jahr ein negatives Jahresergebnis auf", stehe aber im Vergleich zu anderen Häusern immer noch gut da. Im Jahr 2023 hatte das Minus bei 2,4 Millionen Euro gelegen.
Wie ist der Stand der Dinge bei der Sanierung der Schwanbergstraße?
Mit der Sanierung der KT 56/Schwanbergstraße hat der Landkreis im Bereich Straßenbau ein anspruchsvolles Großprojekt am Start. Um die Zufahrt zum Schwanberg weiterhin zu ermöglichen, wird mit einer halbseitigen Sperrung gearbeitet. Das Bauende für den ersten von drei Bauabschnitten ist für Ende Juni 2025 vorgesehen. Zudem wurden 2024 mit Deckenbaumaßnahmen insgesamt 4,6 Kilometer der Kreisstraßen saniert.

Worauf kann man sich 2025 freuen?
Zum 1. Januar 2025 wird der Landkreis Kitzingen Teil des neuen Verkehrsverbundes Nahverkehr Mainfranken (NVM). Mit dem NVM wird das aktuelle Gebiet des VVM – bestehend aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart – um Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge erweitert und gleichzeitig der VVM als Verkehrsverbund abgelöst. In Bayern sei das dann der viertgrößte Verbund. Mit nur noch einem Fahrschein und einheitlichen Qualitätsstandards, sagte die Landrätin abschließend, werde das Angebot im ÖPNV deutlich verbessert.