Es sind große Aufgaben, die sich Staat, Kommunen und private Bauherren für 2024 im Landkreis vorgenommen haben. Manche haben bereits begonnen, andere starten im neuen Jahr, aber sie alle haben etwas gemeinsam: Sie kosten Millionen. Wir werfen einen Blick auf die Großbaustellen – und erklären, was dort passiert.
1. Freibad Volkach: Fast zehn Millionen für den Lost Place
Als das Volkacher Freibad 2019 mit einer großen Sause in die Winterpause ging, ahnte niemand, dass es ein Abschied auf Jahre sein würde. Seither haben sich die Tore für Badegäste nicht wieder geöffnet. Nun endlich könnte sich an diesem Lost Place etwas tun. Der Stadtrat hat sich neulich – erstaunlich einvernehmlich – darauf verständigt, 2024 in die Sanierung einzusteigen. Knapp 950 Quadratmeter Wasserfläche sollen in drei nebeneinander liegenden Becken geschaffen werden, deutlich weniger als vorher, aber immer noch besser, als ganz den Stöpsel zu ziehen. Kosten soll das Ganze etwa 9,5 Millionen Euro. Die Stadt selbst wird die Hälfte selbst tragen müssen, der Rest fließt über Zuschüsse. Bürgermeister Heiko Bäuerlein spricht vom "bestmöglichen Kompromiss, den wir uns gerade so leisten können".
2. Staatsarchiv Kitzingen: Vermächtnis von 40 Kilometer Akten
Neun Monate nach dem feierlichen ersten Spatenstich hat sich in Kitzingens größter Baugrube einiges getan. Gut zu erkennen sind inzwischen die Konturen des skulpturartigen, fast fensterlosen Baus, der einmal das bayerische Staatsarchiv und damit das Gedächtnis des Freistaats bergen soll. Der Rohbau auf dem parkähnlichen Deuster-Areal soll im Herbst 2024 stehen. Für Ende 2025 ist der Umzug von Würzburg vorgesehen. Auf dann 8000 Quadratmetern Nutzfläche lassen sich bis zu 40.000 laufende Meter Archivmaterial unterbringen – schriftliche Zeugnisse, die bis ins achte Jahrhundert reichen, ergänzt um einen stetig wachsenden neuzeitlichen Teil. Ein Aufreger sind die Baukosten: Sie haben sich von einst 33 auf 75 Millionen Euro erhöht. "Jeder Euro hier ist gut angelegtes Geld", sagte im Mai Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume.
3. Haus für Jugend und Familie Kitzingen: Pädagogik direkt an der B8
Es geht zügig voran auf der Baustelle an der Florian-Geyer-Halle. In Sichtweite zur B 8 entsteht seit März 2023 das Haus für Jugend und Familie, ein Holzbau mit Wänden aus Holz, Decken aus Holz und Zwischenwänden aus Holz – ökologisch nachhaltig und pädagogisch wertvoll, wie man bei der Stadt nicht müde wird zu betonen. Ende 2024 soll hier alles schick sein, um Kindern, Jugendlichen und Familien ein adäquates Angebot zu machen. Dass nicht alle in Kitzingen Hurra schreien, liegt auch an den Kosten. Fast zehn Millionen Euro sind im Gespräch, den Großteil muss die Stadt als Bauherrin selbst aufbringen.
4. Tierheim Kitzingen: Heikle Fragen um Standort und Kosten
Die lange Geschichte um den Neubau des Kitzinger Tierheims scheint ihr glückliches Ende gefunden zu haben. Hier und da zwickt es zwar noch, aber die neben der Finanzierung heikelste Frage nach dem Standort ist längst geklärt. Gebaut wird auf einem knapp 8000 Quadratmeter großen Grundstück an der Staatsstraße nach Großlangheim. Seit Sommer 2023 liegt die Baugenehmigung vor, es kann also jederzeit losgehen. Wer die auf 3,3 Millionen Euro berechneten Baukosten aufzubringen hat, ist größtenteils geklärt, so dass der Tierschutzverein als Träger zuversichtlich ist, Mitte bis Ende 2025 den Neubau beziehen zu können.
5. Einkaufsgalerie Kitzingen: Nicht nur Aldi und Rewe warten
Seit vier Jahren wird über das Projekt zu Füßen der Kitzinger Wohnsiedlung Marshall Heights diskutiert. Inzwischen hat sich nicht nur die politische Großwetterlage geändert, sondern auch der Investor. Riedel Bau aus Schweinfurt plant und projektiert jetzt die Einkaufsgalerie mit einer Verkaufsfläche von 5200 Quadratmetern und will Mitte bis Ende 2024 loslegen. Ein zweistöckiger Flachbau soll in den Hang unterhalb des stetig wachsenden neuen Stadtteils integriert werden. Läuft alles glatt, könnte das Nahversorgerzentrum mit Aldi, Rewe, Apotheke, Drogerie und Biomarkt Anfang bis Mitte 2026 seine Pforten öffnen. Rund 20 Millionen Euro investiert Riedel Bau eigenen Angaben zufolge in das Projekt.
6. Westquartier Marshall Heights: Die schöne neue Wohnwelt
Drei Gebäude im Eingangsbereich der ehemaligen US-Wohnsiedlung Marshall Heights in Kitzingen hat der Immobilienentwickler Wolfgang Rosentritt von Investor Georg Wittmann erworben, um dort hochwertigen Wohnraum nach modernsten energetischen Standards zu schaffen. Schon im Herbst 2024 sollen die Bewohner in das erste der drei Gebäude einziehen, ein Jahr später könnten dann alle drei Blocks auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Areal fertig sein. Fast 100 Eigentumswohnungen entstehen auf diese Weise, zum größten Teil barrierefrei und mit Aufzügen erreichbar. "Westquartier" nennt Rosentritt sein Projekt, das für die Käufer durch hohe staatliche Zuschüsse attraktiv sein soll.
7. Seniorenwohnanlage Biebelried: Altersgerechte Angebote vor Ort
Es ist ein riesiges Projekt, das am Ortsrand der 1200-Einwohner-Gemeinde entstehen soll. Eine Seniorenwohnanlage mit 22 Plätzen, betreutes Wohnen mit 44 Plätzen und einen Komplex mit 74 Wohnungen möchte der Investor CB Oberstdorf aus Veitshöchheim schaffen, ergänzt womöglich um Bäckerei, Physiotherapie- und Arztpraxis. Die Aufregung im Ort hat sich etwas gelegt, im laufenden Bebauungsplanverfahren gibt es laut Bürgermeister Roland Hoh bislang keine Einwendungen. So könnten Mitte bis Ende 2024 die Bagger rollen. Hoh ist von dem 75-Millionen-Euro Projekt überzeugt, weil es nur so gelinge, dass Leute aus dem Ort auch im Alter in der vertrauten Umgebung bleiben und umsorgt werden könnten.
8. Kita St. Michael Kitzingen: Kinder, Kinder, wie das Haus wächst!
Lieb und teuer sind die Kinder der Stadt Kitzingen, das hat Oberbürgermeister Stefan Güntner stets betont. Aber 13 Millionen Euro für die Erweiterung einer Kita lassen dann doch aufhorchen. Die Summe wurde jüngst im Stadtrat genannt, als es um den Anbau der Kita St. Michael im Stadtteil Etwashausen ging. Mit dem Geld soll die 1998 gebaute Einrichtung um je zwei Kindergarten- und Krippengruppen sowie um eine Hortgruppe wachsen. Für die Bauarbeiten, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 beginnen, sind zwei Jahre angesetzt. Danach können an dem Standort in der Gartenstraße insgesamt 186 Kinder in neun Gruppen betreut werden. Allein die Außenanlagen sind mit 1,4 Millionen Euro kalkuliert.
9. Berufsschule Kitzingen: Es geht um die Zukunft des Handwerks
Generationen von Handwerkern haben hier ihr Rüstzeug bekommen, und wenn man gewillt ist, dem akuten Fachkräftemangel in diesem Land zu begegnen, dann sind die 27 Millionen Euro des Landkreises für die Sanierung der Berufsschule gut angelegtes Geld. Die Bauarbeiten sollten schon vor mehr als einem Jahr beginnen, aber wie das so ist heute: Es gab Verzögerungen. Nun hat das Landratsamt das erste Quartal 2024 als Starttermin genannt. Saniert und erneuert wird in zwei Abschnitten, und das im laufenden Schulbetrieb – keine einfache Geschichte. Vier Jahre sind für den Um- und Teilneubau in Kitzingen angesetzt. Die Kosten muss der Landkreis größtenteils tragen.