
Nicht nur das Wetter ist in Volkach gekippt, sondern auch die Stimmung in der Bevölkerung. Nachdem bekannt wurde, dass in der Stadtratssitzung über den Bauantrag für eine geplante Flüchtlingsunterkunft beraten wird, versammeln sich rund 50 Menschen auf dem Marktplatz. Mit Plakaten wie "Schützt unsere Frauen und Kinder" und Sprechchören wie "Kein Asylheim in Volkach" demonstrieren sie gegen ein Wohnheim. Und auch im Sitzungssaal, in dem sich weitere rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer befinden, sind die Gemüter erhitzt.
Wie also ist die Stimmung unter den Volkacher Bürgerinnen und Bürgern? Sind sie besorgt? Gibt es Befürworter des Vorhabens? Das haben wir Passanten in der Altstadt gefragt. Sie alle hatten etwas zu sagen, doch bei diesem sensiblen Thema waren nicht viele bereit, ihre Meinung mit Foto und Namen veröffentlichen zu lassen.
Menschen haben Angst, angefeindet zu werden für ihre Meinung
Zu groß ist die Angst auf der einen Seite, in die rechte Ecke gestellt zu werden, weil man gegen das Wohnheim ist oder Bedenken hat, und auf der anderen Seite, angefeindet zu werden, weil man dafür ist. Vor allem Menschen mit eigenem Geschäft oder einer gewissen Bekanntheit wollen im Hintergrund bleiben.
Deshalb ist das hier keine gewöhnliche Umfrage, in der Befragte abgebildet werden, die unter ihrem Namen ihre Meinung kundtun. Diesmal zeigen sich nur drei Menschen und die anderen bleiben anonym.
Von den rund 20 Befragten unterschiedlichen Alters und Geschlechts war knapp die Hälfte für das Wohnheim für 90 Geflüchtete und etwas mehr dagegen. Dabei sprachen sich deutlich mehr Frauen und jüngere Leute dafür aus als Männer und ältere. Allerdings erhebt diese Straßenumfrage nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein.
Johanna Hofmann versteht die Bedenken, setzt aber auf Solidarität

Johanna Hofmann, 38, aus Volkach, versteht das geplante Vorhaben. "Dieses Thema betrifft alle Gemeinden und ich bin der Meinung, dass sich auch Volkach solidarisch zeigen und seinen Teil dazu beitragen muss. Ich kann verstehen, dass manche Menschen Bedenken haben. Ich selbst finde es okay und glaube, dass Volkach das hinbekommt, solange sich die Personenzahl in dem angedachten Rahmen hält. Eine gelingende Integration ist dann natürlich von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel von Sprachkursen und einem einfachen Zugang zum Arbeitsmarkt."
Dagegen zweifelt ein älterer Herr, ob die Flüchtlinge überhaupt arbeiten wollen, "da sie ja sowieso alles gestellt bekommen: Wohnung, Kindergeld..." Damit fehle der Anreiz zum Arbeiten. Er findet das unfair. "Ich muss meine Tochter nach einer Krebserkrankung finanziell unterstützen, weil sie zu wenig Hilfe vom Staat bekommt, um leben zu können, und die Migranten können gut vom Staat leben."
Sein Freund erzählt, dass er als Arbeitgeber schlechte Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht habe. Er persönlich habe nur wenige kennengelernt, die fleißig sind.
Peter Haupt sieht Volkach in der Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen

Peter Haupt, 74, aus Volkach, hat eine ganz andere Meinung. Der ehemalige Stadtrat und Kreisrat (FWG) sieht Volkach in der Pflicht, ein Flüchtlingswohnheim zu schaffen. "Ich bin ausnahmslos dafür. Die Menschen müssen ja irgendwo unterkommen. Ich habe keinerlei Bedenken. Es kann auch mit Einheimischen zu Zwischenfällen kommen. Wir haben hier in Volkach mit unserer Infrastruktur sehr gute Voraussetzungen, die 90 Flüchtlinge aufzunehmen."
Anwohnerin würde Supermarkt meiden, in dem Geflüchtete einkaufen
Eine ältere Einwohnerin hingegen findet diese Zahl zu hoch. Eine andere wiederum befürchtete, dass die geplante Unterkunft schädlich für den so wichtigen Tourismus in Volkach sei. Und eine Einwohnerin mittleren Alters möchte dann lieber nicht mehr in einem Supermarkt einkaufen, in dessen Nähe das Wohnheim gebaut werden soll.
Ein paar andere Damen jenseits der 60 sprechen sich jedoch klar für die Flüchtlingsunterkunft aus – sei es aus eigener Erfahrung, aus Solidarität oder aus Nächstenliebe, wie sie sagen. Ein Mann hat zwar grundsätzlich nichts dagegen, doch sei es ihm wichtig, dass die Leute dann schnellstmöglich arbeiten und dabei die Sprache lernen.
Für Katharina Eckstein ist der Integrationswillen der Menschen entscheidend
Das Hauptproblem derjenigen, die gegen die Einrichtung sind, ist die pauschale Befürchtung, dass die Flüchtlinge "alles bekommen und deshalb gar nicht arbeiten wollen", ohne dass sie das wirklich belegen können.

Katharina Eckstein, 25, aus Volkach, versucht, trotz der kontroversen Diskussion neutral zu bleiben. "Wir würden uns auch freuen, wenn man uns aufnimmt. Trotzdem kann ich die Sorgen der Menschen verstehen. Die Flüchtlinge, die hierherkommen sollen, haben eine andere Kultur. Allerdings kenne ich diese auch zu wenig und weiß nicht genau, was sie für richtig und falsch halten. Das Wichtigste ist, dass sie sich integrieren wollen. Daher sollten wir ihnen so begegnen, wie wir das selbst gerne möchten."
die allermeisten Migranten haben durch ihre oftmals lebensgefährliche Flucht mehr Mut bewiesen als viele unserer furchtsamen, alllzu gerne negativ Beeinflussbaren hierzulande, die sich hinter Ausreden verstecken, sich bequem zurücklehnen. Sich nicht auf offener Straße zu unseren Werten bekennen wollen.
Es geht hier um Fortschritte einer alternden, schrumpfenden deutschen Gesellschaft, um Respekt und Anerkennung gegenüber zunächst Bedürftigen. Sie helfen auch uns.
Herzliche Grüße an alle Mitdiskutanten!
Die populistische Erzählung von einer geballten Flucht in unsere Sozialsysteme ist ein Märchen. Achten Sie darauf, wer dies sagt und Absteiegsängste schür en will. Ebenso wie jene, die unsere liberal-freiheitliche Demokratie und Meinungsfreiheit infrage stellen.
Manche wollen aber auch gerne noch die Reaktionen darauf vorschreiben und wie andere darüber zu denken haben.
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/asylsuchende-arbeit-100.html
Nichts desto trotz muss die Bearbeitung der Verfahren deutlich beschleunigt werden.
Die Volkacher werden das schon irgendwie unter sich regeln ..
gez. R.König
was verstehen Sie unter "richtigen" Regionalnachrichten und einer Regelung der Volkacher "unter sich", wo die Thematik doch mindestens der gesamten Mainschleife ein werthaltiges Anliegen möglichst aller sein sollte?
Ich erinnere mich meiner Kindheit im ländlichen Raum, als vor Flüchtlingen aus Schlesien, Pommern und dem Sudetenland gwarnt wurde mit eben diesen gleichen Argumenten, mit denen heute von Rechtsextremen gehetzt wird.
Es passt nicht in Gegenwart und Vision eines fränkischen Weintourismus und ehrlicher Willkommenskultur, wenn anerkannte Flüchtlinge nur noch als billige Weinbergsarbeiter oder Zimmermädchen benutzt werden sollen. Als Menschen jedoch unwillkommen und ansonsten zu meiden sind.
sonst gibts viell. keine zahlenden Abonnementen mehr. Es wird nix vergessen !