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Kitzingen
130 Millionen Euro Etat: Wie der Landkreis Kitzingen zu seinem Geld kommt – und wofür er es ausgibt
130 Millionen Euro Etat: Wie der Landkreis Kitzingen zu seinem Geld kommt – und wofür er es ausgibt
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:59 Uhr

Es ist eine Verteilung von unten nach oben. Unten, das sind die Städte und Gemeinden. Dort wird das Geld erwirtschaftet. Steuern und Abgaben landen dann beim örtlichen Kämmerer. Der kann sich aber nur kurz freuen und muss sich gleich wieder von einem großen Batzen verabschieden: Die Kreiskasse im Landratsamt will aufgefüllt werden. In diesem Haushaltsjahr landen dort fast 55,8 Millionen Euro aus den 31 Orten im Landkreis Kitzingen. Aus der Großen Kreisstadt Kitzingen kommen alleine 12,3 Millionen Euro, gefolgt von Iphofen mit knapp 7,2 Millionen Euro.  Am anderen Ende liegt Castell, von dort spült es 377.677 Euro in den Kreishaushalt.

Städte und Gemeinden sind die Hauptgeldgeber und damit die wichtigste Einnahmequelle des Kreises. Was sie zahlen müssen, berechnet die Kreisumlage. Die hat in diesem Jahr einen gewaltigen Sprung von 41 Umlage-Punkten auf 44,2 Punkte gemacht. Wobei, jetzt wird es ein wenig mathematisch, ein Umlagepunkt genau 1,26 Millionen Euro umfasst. Durch die Erhöhung kann sich der Kreis also über 5,5 Millionen Euro mehr freuen. 

Um es an einem Beispiel festzumachen: Dettelbach hat eine Umlagekraft von 9,9 Millionen Euro und muss davon 4,4 Millionen Euro an den Kreis zahlen. Wobei der Kreis nicht die vollen 4,4 Millionen bekommt, sondern wiederum 20 Punkte als Umlage direkt an den Bezirk abführen muss, was knapp zwei Millionen Euro entspricht. Insgesamt wandern von den 55,7 Millionen Euro, die der Kreis von den Städten und Gemeinden bekommt, knapp 25,3 Millionen umgehend an den Bezirk Unterfranken weiter. 

Der Kreishaushalt und die "erschwerten Bedingungen"

Würde man den Kreishaushalt insgesamt als Wetterbericht sehen, so zeigte sich bei den aktuellen Beratungen des Kreisausschusses am Dienstagnachmittag, wäre das die aktuelle Lage: Die sonnigen Zeiten sind vorbei, es sieht nach Regen aus. Einige dunkle Wolken lassen dabei nichts Gutes erahnen. "Erschwerte Bedingungen" nennt das die neue Kreiskämmerin Sibylle Goller bei ihrer Haushalt-Premiere als Nachfolgerin von Toni Orth.

Der Gesamthaushalt, der 2019 erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke knackte, liegt bei fast 130 Millionen Euro und er beinhaltet ein durchaus beachtliches Investitionspaket von fast elf Millionen Euro. Aber: Um die Landkreis-Vorhaben stemmen zu können, müssen nicht nur die Städte und Gemeinden mehr zur Kasse gebeten werden. Vielmehr werden auch die angesparten Rücklagen von 2,1 Millionen Euro nahezu aufgelöst.

Und, auch das ein Zeichen, wohin die Haushalts-Reise geht: Nachdem jahrelang die Schulden abgebaut und zuletzt auf neun Millionen Euro gedrückt werden konnten, gibt es jetzt erstmals wieder eine Kreditaufnahme von gut einer Million Euro. Das bedeutet eine Zinsbelastung von 213.000 Euro und eine noch vergleichsweise niedrigen Pro-Kopf-Verschuldung von 98 Euro. Was sich demnächst aber massiv zu ändern droht: Mittelfristig sei von einer "deutlichen Erhöhung der Verschuldung" auszugehen, so Landrätin Tamara Bischof.

Warum die Kosten weiterhin explodieren

Wobei es gerade überall wie verhext ist: Egal wo man hinschaut, explodieren die Kosten. Da sind immer noch Corona-Nachwehen. Da ist die Energiekrise, für seine Liegenschaften veranschlagt der Kreis inzwischen eine Million Euro für Strom und Heizung. Für den ÖPNV-Bereich schlagen inzwischen acht Millionen Euro zu Buche, die Förderquote ist hier zuletzt von 65 Prozent auf 35 Prozent abgesackt. Für Schule und Bildung werden 12,2 Millionen Euro investiert, was alleine zehn Prozent des Verwaltungshaushaltes ausmacht. Nicht zu vergessen: die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. 

Ein weiterer Kostentreiber ist zudem das Personal. Immer mehr Aufgaben lassen den Personalbestand anwachsen, fast sieben neue Stellen kommen dieses Jahr dazu. Dazu gesellen sich steigende Löhne und Gehälter. Die gesamten Personalkosten erhöhen sich um 2,3 Millionen Euro und liegen damit nunmehr bei rund 21,6 Millionen Euro.

Wobei das alles noch nicht die dunklen Wolken sind. Die brauen sich über ganz anderen Orten zusammen: Bei der Reaktivierung der Mainschleifenbahn bahnen sich erhebliche Kosten an. Dieses Jahr sind es 550.000 Euro, 2024 ist eine Million Euro geplant und 2025 und 2026 sind es jeweils 2,5 Millionen Euro. Und auch die Klinik Kitzinger Land dürfte sich künftig im Kreishaushalt bemerkbar machen: Bisher wurden immer positive Ergebnisse erwirtschaftet; künftig drohen dem Kommunalunternehmen Defizite, die über den Kreishaushalt ausgeglichen werden müssen.

 
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