
Ronja Rohlik steht in einem Werkraum. Sie ist allein, die Tische sind leer – noch. Denn schon am Sonntag sollen sich hier Kinder tummeln. Die neue Umweltstation Kitzinger Land im Alten Hafen Marktsteft ist endlich fertig und lädt zum Tag der offenen Tür. Dann wird geschnuppert, geschaut, probiert, untersucht. Dann dürfen Kinder zum Beispiel Gewässerproben mikroskopieren.

Selber machen – das ist ein ganz wichtiger Aspekt bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der Begriff steht seit Jahren im Fokus und ist doch für viele Menschen noch immer viel zu sperrig. Einfacher ausgedrückt geht es darum, zu lernen, zukunftsfähig zu denken und zu handeln.
Ronja Rohlik: In der Umweltstation wird mit Kopf, Herz und Verstand gelernt
Lernen mit allen Sinnen, "mit Kopf, Herz und Verstand", so beschreibt es Ronja Rohlik. In den Kursen und Workshops wird das deutlich, an den Beschreibungen nicht immer. So gehört zu den Herausforderungen des vierköpfigen Teams, das von Honorarkräften unterstützt wird, die Menschen zu erreichen. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen über die Schulen, sondern auch die Erwachsenen. Denn auch wenn die Umweltbildung alle Menschen im Landkreis Kitzingen erreichen soll, liegt der Schwerpunkt doch auf den Erwachsenen.

Der Tag der offenen Tür, der zeitgleich mit dem Marktstefter Hafenfest gefeiert wird, bietet Gelegenheit, das Angebot kennenzulernen und in die Räume zu schnuppern: in das Foyer, das sich die Umweltstation mit der InCa (Inklusion Catering Mainfranken) teilt und in dem Ausstellungen geplant sind; in den Werkraum für Workshops, in dem mikroskopiert, destilliert, mit Strom und mehr gearbeitet werden kann; und in den großen Seminarraum zum kreativen Arbeiten, zum Zuhören, zum Lernen – ausgestattet mit beweglichen Tischen, großem Bildschirm und einer Ecke für Interviews und Podiumsdiskussionen.
Von diesem Raum aus hat man einen wunderbaren Blick hinaus aufs Hafengelände, das Wasser, das Grün. Auch dort, im Außenbereich, wird es am Sonntag Angebote geben – und künftig sowieso, wie Ronja Rohlik verspricht.
Schwere Geburt der Umweltstation – von der Idee bis zum Einzug zogen sich die Jahre
Wer zurückblickt auf die Entstehungsgeschichte der Umweltstation, mag von einer schweren Geburt sprechen. Vier Orte hatten sich schon vor Jahren für die Station beworben: Marktsteft, Dettelbach, Iphofen und Wiesentheid. Letztlich fiel die Wahl auf den Alten Hafen in Marktsteft.

Die Stadt hatte das denkmalgeschützte Hafengebäude 2012 erworben. Erste Pläne für Privatprojekte scheiterten, so dass man sich entschloss, die Industriebrache selbst zu sanieren und nutzbar zu machen. Umweltstation, Gastro, Beherbergung, das war eine Lösung, die dann allen gefiel.

Doch die Umsetzung zog sich. Aus den Plänen, im Herbst 2021 zu eröffnen, wurde nichts. Dann war vom Sommer 2023 die Rede, auch dieser Termin ließ sich nicht halten. Erst jetzt ist die Sanierung beendet, und die Umweltstation konnte in den letzten Wochen einziehen. Sie nutzt ein Drittel der Räume, außerdem befinden sich dort Gastronomie und Beherbergung, die von der InCa betrieben und zu einem späteren Zeitpunkt eröffnet werden. Allerdings sorgt der Betrieb beim Tag der offenen Tür am Sonntag schon für Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke.
Kosten von 7,5 Millionen Euro dürften noch steigen
Die Kosten für die Sanierung des Alten Hafens, der auf das Jahr 1729 zurückgeht und als älteste ursprünglich erhaltene Hafenanlage Bayerns gilt, wurden zuletzt auf 7,5 Millionen Euro beziffert. Dabei hieß es im vergangenen Jahr bereits, das Budget sei wohl nicht einzuhalten. Im Rahmen der Städtebauförderung gibt es einen hohen Zuschuss, auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steuert Geld bei.

Auch wenn bei dem Vorhaben nicht alles flutschte: Die Arbeit der Umweltstation hat längst begonnen. Ronja Rohlik ist seit 2022 im Amt, arbeitete zunächst vom Landratsamt aus. 2023 gab es das erste Jahresprogramm, derzeit läuft das zweite.
Man könnte nun sagen, dass sich "nur" die Umgebung geändert hat – aber dem Flair der modern sanierten alten Industriebrache, wunderbar idyllisch am Main gelegen, würde dieses "nur" in keiner Weise gerecht. Deshalb: hingehen, anschauen, mitmachen!