
Wer regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr in Mainfranken nutzt, darf ab Januar 2025 mit einer "großen Erleichterung" rechnen. So optimistisch blickt Kitzingens Landrätin Tamara Bischof auf den neuen Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM).
Der Würzburger Stadtrat war im Sommer schon bereit, ihn platzen zu lassen, aber das ist eine Geschichte, die man "jetzt auch mal abhaken sollte", wie der Volkacher Altbürgermeister Peter Kornell neulich im Kitzinger Kreistag befand. Kornell wollte lieber auf das Erreichte blicken, "denn das ist doch begeisternd".
In wenigen Wochen – wenn alle lokalen Gesellschaftergremien zugestimmt haben – wird der NVM also an den Start gehen. Neben den versprochenen Erleichterungen müssen sich Fahrgäste allerdings auch auf teils drastische Preissprünge einstellen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der neuen Allianz.
Was steckt hinter dem Nahverkehrsverbund Mainfranken?
Mit dem NVM wird das Gebiet des bisherigen Verkehrsverbunds Mainfranken (VVM) – bestehend aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart – um die Stadt und den Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge erweitert. Der neue Verbund erschließt dann einen Raum von rund 5900 Quadratkilometern, mehr als die doppelte Fläche Luxemburgs (wo der ÖPNV im Übrigen komplett kostenlos ist), und wird damit zu einem der größten Verkehrsverbünde Bayerns. In der Tarifregion leben etwa 850.000 Menschen.
Welchen Zweck verfolgt der Nahverkehrsverbund Mainfranken?
Der Verbund folgt dem Motto: Wir sind eins. Ein Netz. Ein Ticket. Ein Tarif. Für die Fahrgäste soll eine Tour künftig so einfach und geschmeidig wie möglich ablaufen. Ähnlich wie beim Deutschlandtarif gibt es ein digitales Ticket, mit dem sie Busse und Bahnen im kompletten Gebiet nutzen können. Neu ist: Wer eine Bankkarte (keine Kreditkarte) oder ein Handy mit NFC-Technik besitzt, kann damit kontakt- und bargeldlos bezahlen. Das soll laut NVM allerdings erst Mitte 2026 möglich sein, nicht schon zum Start am 1. Januar.

Wie funktioniert das bargeldlose E-Ticket in Bussen und Bahnen?
Als NVM-Fahrgast spart man sich nicht nur die lästige und oft komplexe Suche nach der richtigen Tarifzone. Man kauft sich auch die Gewissheit, im dichten Tarifdschungel immer das beste und günstigste Ticket zu erhalten.
Das Ganze funktioniert so: Der Fahrgast bucht sich beim Einstieg in den Bus mit seinem digitalen Ticket – Bankkarte oder Handy – in das System ein und nach Fahrtende wieder aus. Dazu werden alle Regionalbusse – im Landkreis Kitzingen etwa 80 – mit speziellen Terminals zum kontaktlosen Bezahlen ausgestattet.
Auf den Bahnhöfen stehen eigene Geräte. Sie erfassen jede Fahrt kilometergenau, auch wenn der Fahrgast mehrmals auf der Strecke umsteigen muss. Abgerechnet wird zum Schluss über das Bankkonto. Dabei errechnet das System immer den für den Fahrgast günstigsten Preis.
Verführt das neue System nicht zum Schwarzfahren?
Nicht mehr als bisher auch, sagt Kitzingens Landrätin Tamara Bischof. Normalerweise erhält der Fahrgast beim Ein- und Auschecken eine visuelle und akustische Rückmeldung über den Buchungsvorgang. Dabei prüft das System, ob eine Bankkarte gültig ist oder nicht. Bei einer Fahrscheinkontrolle könne das Personal feststellen, ob sich der Fahrgast korrekt in das System eingebucht hat.

Welche Tickets und Tarife stehen im Nahverkehr Mainfranken zur Verfügung?
Es gibt Einzelkarten für Erwachsene und Kinder, Tageskarten für Erwachsene und Gruppen, Sechserkarten, Monatskarten, Abo-Monatskarten, 9-Uhr-Abo-Monatskarten (jeweils für Erwachsene) und Schülermonatskarten.
In der Großwabe Würzburg werden noch weitere Tickets angeboten, etwa eine Wochenkarte Ausbildung, ein Firmen-Abo oder ein übertragbares Spar-Abo. Ziel ist und bleibt aber ein gemeinsamer Tarif mit einem durchgängigen Fahrschein.
Das Deutschlandticket bleibt darin ein wichtiger Baustein, vor allem da mit der Einführung dieses bundesweiten Tickets viele Tarifprodukte im Regionalverkehr überflüssig geworden und weggefallen sind.
Und was kostet mich der neue Nahverkehrsverbund Mainfranken?
Klar ist: Nahverkehr gibt es nicht zum Nulltarif. Deutschland ist nicht Luxemburg, wo man in allen öffentlichen Bussen und Bahnen seit März 2020 kostenlos fährt. Das Tarifgebiet des NVM ist in zwölf Waben eingeteilt, nach denen sich der Fahrpreis richtet, kräftige Steigerungen inklusive.
Für jeweils sechs Waben und im Bar-Tarif gerechnet kostet die Erwachsenen-Einzelkarte 8,20 Euro (bisher 7,30 Euro), die Tageskarte 14,80 Euro (neu) und die Sechserkarte 40,20 Euro (bisher 32,20 Euro), die Monatskarte Ausbildung 168,10 Euro (bisher 128,90) Euro, die Monatskarte Erwachsene 192,70 Euro (bisher 159,20 Euro) und die Abo-Monatskarte 164 Euro (bisher 136,10 Euro).
Besonders krass steigen die Preise beim 9-Uhr-Abo, das sich auch an Rentner wendet. Es kostete bisher 69 Euro monatlich; künftig sind es 123 Euro.
In einer ersten Version des Artikels war der Start des bargeldlosen Zahlungssystems für den 1. Januar angedeutet. Der NVM hat jetzt zur Klarstellung angemerkt, dass das bankkartenbasierte Check-in/Check-out-System erst für Mitte 2026 geplant ist.
Ich lach mich tot 😅
Vielleicht sollten wir zurück zur Pferdekutsche statt zum E-Auto...
das Tarifgebiet Schweinfurt Stadt und Land wird komplett in den Verkehrsverbund des NVM integriert. Dort gelten also ab 1. Januar die Preise, die im Artikel für Einzel-, Tages- und Zeitkarten aufgeführt sind.
Eike Lenz,
Lokalredaktion Kitzingen
vielen Dank für Ihre Frage. Noch haben - wie im Text vermerkt - nicht alle lokalen Gesellschaftergremien dem umfangreichen Vertragswerk zugestimmt. Deshalb sind Detailfragen auch noch nicht umfassend geklärt. Im Grunde gilt aber immer die Bestpreis-Garantie. Und bei den (digitalen) Zahlungsmitteln ist es entscheidend, ob sie über NFC-Technik verfügen.
Eike Lenz,
Lokalredaktion Kitzingen