
Als Kapitän führte Christian Laus die Fußballer des TSV Großbardorf aufs Feld. Er erzielte das erste Regionalliga-Tor in der Geschichte des Vereins und wurde ihm in zwölf Jahren nur deshalb untreu, weil der 1. FC Nürnberg den Spielmacher aus dem Bad Kissinger Stadtteil Garitz haben wollte. Zudem war Laus einige Zeit beim Tischtennis aktiv. Über seine Erfolge an der Platte spricht der 44-Jährige im Steilpass-Interview ebenso wie über seine Vereinstreue, das chaotische Leben in einer Sportler-WG und die bekannteste Person aus seinem Heimatort.
Christian Laus: Das war Daniel May, der Spielertrainer des SC Diebach. Unsere Verbindung ist in Großbardorf entstanden. Der Aufstieg in die Regionalliga war der Höhepunkt unserer Laufbahn, woran Daniel als Stürmer großen Anteil hatte. Manches Tor habe ich ihm aufgelegt. Ich erinnere mich gerne an unsere Fahrgemeinschaft, als wir uns mit Mitspielern wie Sebastian Knüttel in Bad Kissingen getroffen und das Auto vollgemacht haben. Beim FC Bad Kissingen habe ich Daniel als Co-Trainer unterstützt.
Laus: In der Jugend war ich für den Post-SV Bad Kissingen und den SV Garitz als Fußballer aktiv. Zwischendurch habe ich vier Jahre pausiert, weil ich mehr Spaß am Tischtennis hatte. Dafür habe ich sogar ein Probetraining beim FC 05 Schweinfurt sausen lassen. Mit 18 bin ich zum Fußball zurückgekehrt und kurz darauf nach Großbardorf gewechselt. Insgesamt zwölf Jahre habe ich dort gespielt, unterbrochen von einer Saison beim 1. FC Nürnberg II. Zehn Jahre – bis zu meinem Karriereende mit 42 – war ich beim FC Bad Kissingen, zuletzt auch als Co-Trainer. Seitdem spiele ich bei den Alten Herren und bin Co-Trainer der Jugendmannschaft meines 14-jährigen Sohnes beim FC 05 Schweinfurt.
Laus: Ich war bayerischer Vizemeister im Doppel und bin bei der süddeutschen Meisterschaft im Einzel bis ins Achtelfinale gekommen. Dort bin ich gegen Bastian Steger ausgeschieden. Er ist ehemaliger Nationalspieler und spielt in Bad Königshofen Bundesliga. Als mein Fokus auf dem Tischtennis lag, bin ich aus Garitz zu den Würzburger Kickers und anschließend zum SB Versbach in die Landesliga gewechselt. Ich war der Jüngste in der Mannschaft, habe oft mit deutlich Älteren gespielt. Das ist anders als mit Gleichaltrigen beim Fußball, zumal das Team beim Tischtennis nur aus sechs Leuten besteht. Mit 18 fand ich Tischtennis nicht mehr so prickelnd und habe aufgehört.
Laus: Es war nicht mein Plan, als Fußballer groß herauszukommen. Das Angebot aus Großbardorf war der Wahnsinn, ein Jahr nach dem Wiedereinstieg, der mir nicht schwergefallen ist. Dass ich es mit meiner Fußballausbildung im Dorfverein ohne Nachwuchsleistungszentrum in die Regionalliga schaffe, hätte ich nie für möglich gehalten. Inwieweit mir die Pause in meiner Entwicklung gefehlt hat, ist schwer zu sagen. Immerhin hat mich der 1. FC Nürnberg in seine Amateurmannschaft geholt, obwohl ich schon 24 Jahre alt war.

Laus: Mein Ein-Jahres-Vertrag galt für die zweite Mannschaft. Zwei Tage nach dem Trainingsauftakt durfte ich mit den Profis um Marek Mintal und Stefan Kießling zu einem Freundschaftsspiel fahren und gegen einen unterklassigen Gegner eine Halbzeit spielen. Zwei Wochen später habe ich mir in einem Pokalspiel der zweiten Mannschaft das Kreuzband gerissen. Auch wenn die medizinische Versorgung hervorragend war, konnte ich erst nach der Winterpause wieder eingreifen. In den verbleibenden Spielen waren meine Leistungen zu schwach für eine Vertragsverlängerung. Zumal dann die U-23-Regel eingeführt wurde und der Verein den Kader verjüngt hat, sodass für mich mit Mitte 20 kein Platz mehr war. Das war mein einziger Versuch, in den Profi-Fußball zu kommen. Was ohne die Verletzung möglich gewesen wäre, ist Spekulation.
Laus: Ich bin für das eine Jahr nach Erlangen in seine Wohngemeinschaft gezogen. Wir waren fünf junge Kerle, die Großbardorfer Fußballer Florian Büttner und Tobias Dippert sowie der Hammelburger Handballer Florian Winter, außer mir alles Studenten. Das hat super gepasst. Diese Zeit möchte ich nicht missen. Das WG-Leben war chaotisch und spaßig. Es wurde sogar gekocht und mit einem Putzplan für Sauberkeit gesorgt. Hat Sebbo auch von unserer Expertenrunde erzählt?
Laus: Seit über 15 Jahren treten wir online bei einem Bundesliga-Managerspiel gegeneinander an. Zu den 18 Teilnehmern unserer Gruppe gehören Leute wie der neue Schweinfurter Trainer Victor Kleinhenz, der frühere Gladbach-Profi Bernd Korzynietz und Ex-Schnüdel Steffen Stockmann.
Laus: Ich habe zwei Vereine erwischt, in denen ich auf meiner Lieblingsposition im Mittelfeld spielen konnte und Glück mit den Trainern hatte. In Großbardorf war das Umfeld sensationell, die Mannschaft toll und Erwin Albert als Coach überragend. Genauso war es in Bad Kissingen mit dem Vereinsleben. Die Verbundenheit ist auch eine Typ-Frage. Es wäre nicht mein Ding gewesen, alle zwei, drei Jahre zu wechseln.

Laus: Das waren Erlebnisse, die das Team zusammengeschweißt haben. Davon kann jeder Spieler später erzählen und etwas Positives mitnehmen. Wir sind mehrmals in die Türkei geflogen, waren in Italien und Belgien. In der Vorbereitung gibt es nichts Besseres, besonders im Winter, wenn man eine Woche bei schönem Wetter auf guten Plätzen trainieren kann. Solche Bedingungen herrschen in der kalten Jahreszeit daheim natürlich nicht.
Laus: Der reizt mich nicht. Daran hängen viele organisatorische Dinge. Das schreckt mich eher ab. Daher hat die Rolle des Co-Trainers, der sich ganz auf die Tätigkeit auf dem Platz konzentrieren kann und die Trainingsgruppe für einzelne Übungen übernimmt, immer zu mir gepasst, auch jetzt bei den Schweinfurter Junioren. Irgendwann werde ich sogar froh sein, wenn ich meinen Söhnen beim Fußball ohne weitere Verpflichtung zuschauen kann.
Laus: Ich bin seit 18 Jahren Hausmeister an der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen. Als gelernter Schreiner war ich zuvor im städtischen Bauhof beschäftigt. Während der Zeit in Nürnberg habe ich mich freistellen lassen, um ausschließlich Fußball zu spielen. Mir war es wichtig, jederzeit in den öffentlichen Dienst zurückkehren zu können. Ohne die berufliche Absicherung hätte ich mich nicht auf den Wechsel zum Club eingelassen.
Laus: Das ist der Kabarettist Michl Müller durch seine Auftritte im Fasching und im Fernsehen. Was er in den letzten 20 Jahren geleistet hat, ist beeindruckend. Mein Bruder kümmert sich um sein Management. Ich kenne Michl Müller nicht persönlich, aber sehe ihn manchmal auf der Straße oder beim Einkaufen.
Laus: Damit in dieser Interview-Serie nicht nur Fußballer befragt werden, nominiere ich Udo Braungart aus Poppenlauer, eine Koryphäe des Tischtennissports, die mich geprägt hat. Ich habe bei ihm am Bezirksstützpunkt sowie in Würzburg und Versbach trainiert. Bis Anfang des Jahres war er Geschäftsführer des Bundesligisten TSV Bad Königshofen.
Das Interview-Format "Steilpass"
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