Seine erfolgreichste Zeit als Fußballer erlebte Steffen Stockmann beim FC 05 Schweinfurt, mit dem dem Mittelfeldspieler 2001 der Sprung in die 2. Bundesliga gelang. Zwei Jahrzehnte später ist der Kontakt zum Verein längst abgebrochen. Auch sonst ist Stockmann ein Stück weit auf Abstand zum Fußball gegangen. Was den 46-Jährigen aus Diebach (Lkr. Bad Kissingen) heute beschäftigt, erzählt er im Interview.
Steffen Stockmann: Sebastian Knüttel, mit dem mich eine sehr gute Freundschaft verbindet. Obwohl wir beide beim SC Diebach, dem FC 05 Schweinfurt und dem TSV Großbardorf gespielt haben, waren wir nie zusammen in einer Mannschaft. Seit über zehn Jahren treten wir online bei einem Bundesliga-Managerspiel gegeneinander an. Viele alte Weggefährten machen mit, darunter der frühere Gladbach-Profi Bernd Korzynietz aus Güntersleben.
Stockmann: Nach der Jugend und der ersten Mannschaft beim FC Fuchsstadt ging es über Diebach und Großbardorf schnell von der Kreisliga in die Landesliga. Ein Jahr später kam ich durch meinen Wechsel zu Borussia Fulda in die Regionalliga Süd. Nach einer weiteren Saison war ich in Schweinfurt Zweitliga-Spieler. Das geschah in einem atemberaubenden Tempo und ist heute kaum mehr möglich, war aber für die damalige Schweinfurter Mannschaft typisch: Fast alle kamen aus unteren Ligen und haben sich bei Trainer Djuradj Vasic enorm entwickelt.
Stockmann: Wir sind oft an unsere Grenzen gestoßen, besonders in der Rückrunde. Da waren viele Gegner eine Nummer zu groß. In der Vorrunde hatten wir unvergessliche Spiele gegen Arminia Bielefeld und den VfL Bochum. Auch wenn mir kein Tor gelungen ist, war ich mit meinen 21 Zweitliga-Einsätzen nicht unzufrieden, vor allem weil meine Saison nach einem Mittelfußbruch frühzeitig beendet war. Nach vier Jahren in Schweinfurt, in denen ich Vollprofi war, bin ich zurück nach Diebach, um Spielertrainer in der Bezirksliga zu werden. Der nächste und gleichzeitig letzte Schritt war die Bezirksoberliga beim TSV Abtswind. Bei einem unglücklichen Pressschlag ist an meinem rechten Fuß viel kaputtgegangen. Dass ich das Karriereende nicht selbst bestimmen konnte, hat eine Zeit lang an mir genagt. Ich war 31 und hätte gerne noch drei, vier Jahre gespielt. Seitdem kann ich nicht mal mehr joggen.
Stockmann: Das Kapitel als Trainer ist für mich abgeschlossen. Die Familie nimmt Zeit in Anspruch. Außerdem bin ich seit acht Jahren dritter Vorsitzender beim SC Diebach, helfe bei Vereinsfesten und kümmere mich um den sportlichen Bereich. Ich mache mit den Kollegen die Kaderplanung und suche einen Trainer, wenn ein neuer gebraucht wird. Wir haben uns in der Kreisklasse eingependelt, doch ich bin guter Dinge, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren vielleicht Richtung Kreisliga Rhön blicken können.
Stockmann: Dafür hätte ich bei anderen Vereinen spielen müssen und nicht nur eine Saison 2. Bundesliga um die Jahrtausendwende. Heute werden ganz andere Summen gezahlt. Ich konnte vier Jahre lang hauptberuflich Fußball spielen und einen Traum leben, was aber definitiv nicht gereicht hat, um ein Vermögen anzuhäufen. Nach der Zeit als Profi habe ich zum Bürokaufmann umgeschult und bin mittlerweile in der Baustoffindustrie im Vertrieb tätig und sehr zufrieden damit.
Stockmann: Ein Autohaus hat jedem, der wollte, einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt. Das war ein 3er-BMW. Dass jemand im Porsche vorgefahren kam, ist mir nicht mehr in Erinnerung.
Stockmann: Definitiv. Die Leistungsdichte ist viel größer geworden. Ausschlaggebend für unseren Aufstieg war der einmalige Zusammenhalt in der Mannschaft. Über die Hälfte der Spieler kam aus Unter- und Oberfranken. Mit einheimischen Talenten ist das heute nicht mehr denkbar. Der FC 05 war das Aushängeschild in der Region. Aber es wurden im Verein leider viele Fehler gemacht, die einige Jahre später in die Insolvenz geführt haben.
Stockmann: Es fehlt die sportlich ordnende Hand. Seit Jahren ist kein System erkennbar. So präsentiert sich die Mannschaft, auch wenn ich es nur aus der Ferne beurteilen kann. Meine Verbindung zum Verein ist mit der Zeit verloren gegangen, auch emotional.
Stockmann: Das mag ein Fehler sein. Es hätte mit Sicherheit Spieler gegeben, die dafür interessant gewesen wären und die Identifikation und das Herzblut mitgebracht hätten, etwa als sportlicher Leiter. Was bringt ein auswärtiger Manager, der nicht weiß, wie Schweinfurt tickt? Dieter Wirsching ist seinen Weg mit den Würzburger Kickers gegangen. Das wäre vielleicht auch in Schweinfurt möglich gewesen. Mein Eindruck von außen ist, dass Präsident Markus Wolf keinen anderen auf Augenhöhe neben sich duldet.
Stockmann: Davon ist nur das Skifahren geblieben. Als Profi hatte ich noch Zeit, Golf zu spielen, ein faszinierender Sport. Wahrscheinlich ist mir mal in einem Fragebogen nichts anderes eingefallen, als Fernsehen als Zeitvertreib zu nennen.
Stockmann: Mein Pass geht an Mario Schindler, Trainer beim TSV Ettleben/Werneck und bald in Großbardorf. Unsere Wege haben sich ab und an in der Bezirksliga gekreuzt. Es waren meist interessante, intensive Duelle. Später waren wir Arbeitskollegen in Abtswind.
Das Interview-Format "Steilpass"
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