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Steilpass
Der "Anton aus Unterspiesheim": Patrick Winter verdankt seinen Spitznamen DJ Ötzi und Ex-Profi Tom Schütz
Ob mit rechts oder links: Der Angreifer hat in seiner Karriere fast nach Belieben getroffen. Nur beim TSV Aubstadt klappte es einst nicht mit dem Toreschießen.
Wie zu seinen Dampfacher Zeiten (Archivbild) ist Patrick Winter auch für den Kreisligisten SV-DJK Unterspiesheim der Torschütze vom Dienst.
Foto: Ralf Naumann | Wie zu seinen Dampfacher Zeiten (Archivbild) ist Patrick Winter auch für den Kreisligisten SV-DJK Unterspiesheim der Torschütze vom Dienst.
Michael Kämmerer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:12 Uhr

Vor dem Tor ist Patrick Winter eiskalt. In seiner Laufbahn hat der 34 Jahre alte Mittelstürmer des Schweinfurter Fußball-Kreisligisten SV-DJK Unterspiesheim unzählige Male getroffen. Dabei war Winter in der Jugend zum Verteidiger ausgebildet worden. Ein Gespräch über seine Torrekorde, die Bilanz als größter Kartensünder und die musikalische Entstehung seines Spitznamens.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Patrick Winter: In den Derbys zwischen dem FC Haßfurt und dem TV Haßfurt trafen wir in der Jugend aufeinander, aber erst bei der DJK Dampfach in der ersten Mannschaft wurde Peter Hertel mein Mitspieler. Wir waren ein klassisches Sturmduo, standen vorne im Angriff und haben in der Bezirksliga für Tore gesorgt. Ich drücke ihm die Daumen, dass er als Spielertrainer mit dem SV Sylbach den Klassenerhalt in der Kreisliga schafft.

Peter Hertel hat verraten, dass Ihr Spitzname Anton lautet. Wie kam es dazu?

Winter: In der Juniorenzeit beim FC Haßfurt habe ich gerne das Lied "Anton aus Tirol" von DJ Ötzi gesungen. Mein Mitspieler Tom Schütz aus Burgpreppach, der später in die Jugend des FC Bayern München gewechselt ist, Juniorennationalspieler war und viele Jahre für Arminia Bielefeld in der 2. Bundesliga aufgelaufen ist, war von meinen Gesangseinlagen genervt und hat mir den Spitznamen verpasst. Das ging so weit, dass selbst die Spielereltern irgendwann dachten, ich heiße Anton. Der Name hat sich bis heute gehalten. Während meiner Dampfacher Zeit war das Lied meine persönliche Tormusik.

Wie war Ihr Laufweg?

Winter: Da ich aus Unterspiesheim komme, habe ich dort als kleiner Junge mit dem Kicken begonnen. In der Jugend bin ich außerdem mit meinen Kumpels zweimal zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem FC Haßfurt hin und her gewechselt. Obwohl wir im Nachwuchs in der Bezirksoberliga gespielt haben, bin ich im Anschluss zum MSV Ottendorf in die A-Klasse gegangen, was an einem guten Freund lag, dem ich dorthin gefolgt bin. Bis dahin war ich Verteidiger und wurde erst bei den Männern zum Mittelstürmer. Nach zwei Jahren, an deren Ende der Aufstieg in die Kreisklasse stand und ich mit 42 Treffern Torschützenkönig war, ging es zum TSV Aubstadt in die Landesliga und ein Jahr später in die Bayernliga.

Sie wechselten 2011 gemeinsam zum TSV Aubstadt (von links): Julian Grell, Daniel Leicht, Christoph Rützel und Patrick Winter.
Foto: Rudi Dümpert | Sie wechselten 2011 gemeinsam zum TSV Aubstadt (von links): Julian Grell, Daniel Leicht, Christoph Rützel und Patrick Winter.
In Aubstadt haben Sie in zwei Jahren gerade mal 31 Spiele absolviert und standen nur dreimal von Beginn an auf dem Platz.

Winter: Der Wechsel war ein riesiger Schritt, der für mich gerade durch den Aufstieg in die Bayernliga zu schnell kam, zumal ich als Schichtarbeiter alle drei Wochen nicht trainieren konnte. Es war nicht gut für meine Entwicklung, wenn ich gefehlt habe und Trainer Josef Francic keine Argumente liefern konnte, mich statt Daniel Leicht oder Julian Grell aufzustellen. Dadurch bin ich an meine Leistungsgrenze gestoßen. Trotzdem hat mir die Zeit in einem professionellen Umfeld großen Spaß gemacht. Auch wenn ich nicht oft zum Einsatz gekommen bin, war es für meine weitere Laufbahn eine wertvolle Erfahrung.

Die Sie dann in Dampfach fortgesetzt haben.

Winter: Die Ambitionen auf höherklassigen Fußball hatte ich aufgegeben. Ich wollte wieder mehr spielen und weniger Auto fahren. Ich kannte dort viele Mitspieler aus der Haßfurter Jugend. In den zehn Jahren, in denen ich in Dampfach war, sind wir zweimal aufgestiegen. Ich wurde in der Kreisliga mit 37 Treffern Torschützenkönig. Vorigen Sommer nach der ersten Landesliga-Saison und dem Klassenerhalt war der Zeitpunkt perfekt, um für die letzten Jahre meiner Karriere nach Unterspiesheim zurückzukehren. Das ist meine Endstation. Ich habe nur 200 Meter zum Sportplatz.

Sie haben diese Saison in 16 Partien 16 Tore erzielt, mehr als die Hälfte der ganzen Mannschaft. Was wäre Unterspiesheim nur ohne Sie?

Winter: Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass es momentan gut läuft und wir zur Winterpause mit dem siebten Tabellenplatz zufrieden sind, nachdem die Mannschaft letzte Saison erst über die Relegation den Klassenerhalt geschafft hat. Es ist keineswegs so, dass ich unterfordert bin. Mir verlangt auch die Kreisliga einiges ab. Es ist nicht ohne, sich mit 34 Jahren gegen die jungen, spritzigen Gegenspieler durchzusetzen. Aber ich werde von den Mitspielern gut eingesetzt und bekomme viele Chancen.

Wie im Spiel gegen den TV Jahn Schweinfurt, als beim 4:0-Erfolg alle Tore auf Ihr Konto gingen.

Winter: Das war überragend, aber gemessen an den Möglichkeiten, die mir aufgelegt wurden, hätte ich doppelt so viele Tore machen müssen. Mein Torrekord stammt allerdings aus der Dampfacher Zeit, als ich bei einem 10:0-Sieg gegen den SC Hesselbach sechsmal getroffen habe. Für Ottendorf waren es mal fünf Tore in einem Spiel.

Was ist denn ein typisches Patrick-Winter-Tor?

Winter: Ich mag es, wenn ich den Ball flach und zentral in die Schnittstelle zwischen die Verteidiger gespielt bekomme, um dann dank meiner langen Beine mit großen Schritten am Torwart vorbeizulaufen und einzuschieben. Ich bin beidfüßig und weiß nicht so richtig, welcher mein starker Fuß ist. Elfmeter und Freistöße schieße ich nur mit rechts. Lange Bälle und Torschüsse funktionieren mit beiden Beinen gut. Das ist mein Vorteil im Zweikampf, weil sich der Gegner schwer auf mich einstellen kann und ich deshalb oft einen Schritt schneller bin.

"In Schweinfurt muss sich Adam Jabiri mit seinen 39 Jahren keine Sorgen machen, dass ich als 34-Jähriger ihm den Platz wegnehme."
Patrick Winter, Angreifer beim SV-DJK Unterspiesheim
Sie sind baumlang. Wie steht es um Tore mit dem Kopf?

Winter: Bei Eckbällen und Freistößen bewachen mich die meisten gegnerischen Mannschaften mit zwei Spielern. Bei meiner Größe von 1,89 Metern denken alle, ich sei kopfballstark. Das stimmt aber nicht. Als Jugendlicher während der Grundlagenausbildung war ich ziemlich klein. Daher ist mein Kopfballspiel nicht so gut entwickelt. Als ich mit 16 Jahren meinen ersten Personalausweis erhalten habe, standen da 1,64 Meter. Erst in den folgenden zwei Jahren kam es zu einem Wachstumsschub.

Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie unter ständiger Beobachtung des FC 05 Schweinfurt stehen?

Winter: Wirklich? Ja, stimmt. FC-05-Sportleiter Andreas Brendler kommt auch aus Unterspiesheim und hilft noch gelegentlich bei uns aus. Früher wollte er mich tatsächlich verpflichten, als er hier Spielertrainer war. Spaßeshalber habe ich ihn schon gefragt, warum er jetzt kein Interesse mehr an mir hat. An meinem Alter kann es ja nicht liegen. Im Ernst: In Schweinfurt muss sich Adam Jabiri mit seinen 39 Jahren keine Sorgen machen, dass ich als 34-Jähriger ihm den Platz wegnehme.

Abgesehen von Ihren Toren müssen wir über Ihre Sünden sprechen: Mit fünf Gelben Karten sowie einer Gelb-Roten und Roten Karte sind Sie anscheinend der böse Junge im Team.

Winter: Ich bin keiner, der meckert oder beleidigt, sondern kämpfe immer um jeden Zentimeter, um an den Ball zu kommen. Manchmal geht es nicht gut, und ich bin einen Schritt zu spät. Dann erwischt es den Torwart oder den Verteidiger. Die Rote Karte gab es, weil der Schiedsrichter eine Tätlichkeit gesehen hatte. Dabei habe ich den Gegenspieler nach dem Hinfallen nur aus Versehen mit dem Fuß am Rücken getroffen. Nachträglich wurde die Sperre von drei Spielen auf eine Partie reduziert.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Winter: Ich habe bei SKF in Schweinfurt den Beruf des Industriemechanikers gelernt und viele Jahre als CNC-Schleifer in der Produktion gearbeitet. Im Sommer bin ich ins Büro gewechselt, wo ich für die Lieferkette zuständig bin.

Wen spielen Sie an?

Winter: Marcel Gerber, meinen Trainer in Unterspiesheim. Er hat in seiner Laufbahn einiges erlebt. Als junger Kerl stand er auf dem Sprung zum Profi, bevor ihn beim FC 05 Schweinfurt eine schwere Verletzung ausbremste. Zuvor hatte er unter Jürgen Klopp für den FSV Mainz 05 gespielt. Vielleicht hat Marcel sich bei "Kloppo" einige Übungen abgeschaut, die er bei uns trainieren lässt.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
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