Ihre Namen und Logos sind im Stadtbild präsent. Menschen aus der ganzen Region und darüber hinaus pendeln Tag für Tag nach Schweinfurt. Die Stadt ist - nach Nürnberg - Nordbayerns zweitgrößter Industriestandort. 54.202 Arbeitsplätze gab es 2022 in Schweinfurt. Wie viele Arbeitsplätze gibt es aktuell in der Großindustrie und was stellen die Big Five der Industriestadt genau in Schweinfurt her? Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Platz 1: Die ZF Friedrichshafen AG
Mit der ZF Friedrichshafen AG ist der weltweit drittgrößte Automobilzulieferer in Schweinfurt vertreten. In Schweinfurt arbeiten – Stand Mai 2024 – rund 9000 Mitarbeitende für ZF. Damit ist ZF der größte Arbeitgeber Unterfrankens. Rund 3500 der Beschäftigten in Schweinfurt arbeiten in der Produktion. Weltweit hatte der Konzern im Jahr 2023 nach eigenen Angaben rund 168.700 Beschäftigte. Der Umsatz lag in diesem Jahr bei 46,6 Milliarden Euro.
Der Fokus liegt am Standort Schweinfurt auf dem Bereich E-Mobilität. Produziert werden hier unter anderem Elektro-Motoren für den Premiumbereich – von Porsche über BMW bis Mercedes. Laut ZF-Werksleiter Manfred Süß hat der Konzern über 350 Millionen Euro am Standort Schweinfurt in Elektromobilität investiert (Stand März 2024).
ZF hat in Schweinfurt mehrere Adressen, besitzt hier rund 90 Firmengebäude und erstreckt sich dabei auf insgesamt etwa 640.000 Quadratmeter. Das sind knapp zwei Prozent der Stadtfläche oder so viel wie 90 Fußballplätze.
Geschichtlich reichen die Wurzeln auf Fichtel & Sachs zurück, dem Traditionsunternehmen Schweinfurts, das 1895 von Ernst Sachs gegründet worden ist und 2011 im ZF-Konzern aufging. Ein eigenes Museum erinnert heute an diesen Teil der Industriegeschichte: die Sachs-Ausstellung von ZF. Dort sind nicht nur Fahrräder zu sehen, sondern auch alte Sachs-Motorräder.
Seit 85 Jahren ist das Unternehmen auch im Rennsport aktiv, rüstet Rennwagen aus. Vor 24 Jahren wurde die Tochterfirma ZF Race Engineering GmbH in Schweinfurt gegründet. Dort laufen die Fäden für das Rennsportgeschäft zusammen. Mittlerweile setzen die Schweinfurter auch bei den Rennfahrzeugen stark auf Elektroantriebe.
Platz 2: Schaeffler
Der Konzern mit Zentrale im mittelfränkischen Herzogenaurach beschäftigt in Schweinfurt rund 5800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit über 83.000 Mitarbeitenden ist die Schaeffler-Gruppe laut eigener Aussage eines der weltweit größten Familienunternehmen. Im Jahr 2023 erwirtschaftete Schaeffler einen Jahresumsatz von 16,3 Milliarden Euro.
Produziert wird für die Maschinenbau- und Automobilindustrie, aber auch für die Luftfahrt. Zu den wesentlichen Produkten zählen Kupplungssysteme, Getriebekomponenten, Torsionsdämpfer, Ventiltriebsysteme, Nockenwellenversteller und Elektroantriebe. Schaeffler Aerospace fertig in Schweinfurt Komponenten für Flugzeugtriebwerke und liefert sie zur Weiterverarbeitung an Rolls-Royce, einem der führenden Triebwerkhersteller weltweit. Im Portfolio stehen auch Wälzlager. Schweinfurt ist einer von drei Hauptentwicklungsstandorten der Schaeffler-Gruppe in Deutschland. Hier steht auch das Kugellagerzentrum, das Schaeffler weiter ausbauen will. Keramik spielt dabei eine immer größere Rolle.
Durch die Verschmelzung mit der Vitesco Technologie Group AG Regensburg will die Schaeffler AG 2024 in die Top 10 der Automobilzulieferer aufsteigen.
FAG ist bis heute ein Markenname von Schaeffler geblieben – und erinnert an den Schweinfurter Teil der Unternehmensgeschichte. 1883 erfindet Friedrich Fischer die Kugelschleifmaschine. Eine Maschine, die die Herstellung von Stahlkugeln und damit von Kugellagern revolutioniert hat. Anfang des 20. Jahrhunderts kauft der Schlosser Georg Schäfer Fischers Gussstahlkugelfabrik – die Geburtsstunde der Firma "Kugelfischer", die sich weltweit einen Namen macht. 2001 wird die FAG Kugelfischer AG von der INA-Holding Schaeffler KG übernommen. 2006 wird daraus die Schaeffler KG.
Platz 3: SKF
Für den Wälzlagerhersteller SKF ist Schweinfurt der größte Produktionsstandort der Gruppe weltweit. Insgesamt erwirtschaftet SKF pro Jahr einen Umsatz von etwa acht Milliarden Euro. Rund 40.000 Beschäftigte hat SKF weltweit, 6000 Mitarbeitende davon in Deutschland; allein 3500 in Schweinfurt, dem Hauptsitz der SKF GmbH Deutschland. 2200 davon arbeiten im gewerblichen Bereich, also in der Produktion oder auch im Labor oder in der Werkfeuerwehr. SKF produziert in Schweinfurt auch Großlager für Windkraftanlagen.
Dafür hat SKF ein eigenes Großlager-Prüfzentrum gebaut, das leistungsfähigste der Welt, heißt es. 40 Millionen Euro wurden in den futuristisch anmutenden Bau investiert, der den Namen SKF Sven Wingquist Test Center trägt.
Generell spielen erneuerbare Energien bei SKF eine große Rolle. Unter anderem baut man auch Turbinen für Gezeitenwerke. Problematisch für SKF ist die Flaute beim Ausbau der Windenergie.
Auch SKF hat einen Teil seiner Wurzeln in Schweinfurt. Mit Wilhelm Höpflinger und Engelbert Fries machten sich 1890 ehemalige Mitarbeiter von Kugelfischer mit ihrer eigenen Kugellagerwerkstatt selbstständig. Aus ihr wird später die deutsche Tochter des schwedischen Weltkonzerns SKF.
Platz 4: Fresenius Medical Care
Für Fresenius Medical Care ist Schweinfurt nach eigenen Angaben der zentrale Entwicklungs- und Produktionsstandort für Dialysegeräte. 1400 Beschäftigte gibt es in Schweinfurt; ein Drittel davon arbeitet in der Forschung und Entwicklung, knapp 800 in der Produktion. Jedes zweite Dialysegerät, das weltweit im Einsatz ist, kommt von diesem Unternehmen. Weltweit hat Fresenius Medical Care rund 120.000 Mitarbeitende. Der Umsatz lag bei 19,45 Milliarden Euro.
Den Grundstein für das Unternehmen legt 1912 der Apotheker Dr. Eduard Fresenius in Frankfurt. Alles beginnt mit der Produktion von Arzneimitteln. 1966 erweitert Fresenius sein Geschäft um Dialysemaschinen. Die werden ab 1979 auch in Schweinfurt produziert.
Platz 5: Bosch Rexroth AG
Mit der Bosch Rexroth AG ist die Liste der fünf größten Arbeitgeber aus der Industrie in Schweinfurt komplett. 1300 Beschäftigte gibt es aktuell am Standort Schweinfurt; weitere 370 im Werksteil Volkach. Hauptsitz des auf hydraulische und elektrische Antriebe spezialisierten Tochterunternehmens des schwäbischen Bosch-Konzerns ist Stuttgart, die Hauptverwaltung sitzt in Lohr. In Schweinfurt entwickelt, produziert und vertreibt Bosch Rexroth Komponenten und Systeme der Lineartechnik.
33.800 Mitarbeitende gibt es weltweit. Die meisten davon (über 14.000) in Deutschland. 7,6 Milliarden Euro Umsatz hat Bosch Rexroth im Jahr 2023 gemacht.
Die Geschichte beginnt 1795 mit einem Eisenwerk im Elsavatal im Spessart. 1952 steigt der Familienbetrieb in die Produktion von Hydraulikkomponenten ein; später folgen elektrische Antriebe und Steuerungen, Mobilelektronik sowie Linear- und Montagetechnik. 1968 beteiligt sich die Düsseldorfer Mannesmann AG am Lohrer Eisenwerk; 1975 übernimmt sie ganz. 2001 wird Rexroth durch den Zusammenschluss mit der Bosch Automationstechnik Teil der Firmengruppe der Robert Bosch GmbH.
In Schweinfurt wird das Unternehmen 1987 relevant. In diesem Jahr erwirbt Mannesmann die Deutsche Star; ein Unternehmen, das 1904 in Berlin gegründet und fünf Jahre später nach Schweinfurt verlegt worden war. 1990 wurde in Schweinfurt dann ein neues Werk zur Fertigung von Profilschienenführungen und Linearsystemen eröffnet.
Vielleicht bekommt ja VW seine Fertigung in Kassel nicht richtig zum laufen und braucht einen Zulieferer der weiß wie es geht.
Dass ZF einen Porsche Taycan mit einem ZF Antrieb (Konzeptfahrzeug EVbeat) ausgestattet hat und damit mordsmässig angibt halte ich nicht für besonders geschickt. Porsche war nämlich mächtig stolz auf den eigenen E-Motor und Autohersteller mögen es nicht von Zulieferern vorgeführt zu werden.