Bei SKF glaubt man fest an das Geschäft mit der Windkraft. Die Anlagen werden immer leistungsfähiger und die Ansprüche an das Herzstück einer Anlage, die Lager, immer größer.
Am Mittwoch hat der schwedische Wälzlagerhersteller an seinem größten Standort mit über 4000 Beschäftigten das weltweit leistungsfähigste Großlager-Prüfzentrum in Betrieb genommen. Die 40-Millionen-Investition soll helfen, Großlager künftig noch präziser und effizienter als bislang auf ihre spätere Anwendung zuzuschneiden.
Gemeinsam mit den Kunden sollen auf den beiden in einem futuristisch anmutenden Gebäudekomplex auf 5200 Quadratmetern Fläche untergebrachten Prüfständen neue Produkte entwickelt werden, sagte Konzernchef Alrik Danielson. Großlager produziert SKF auch in Schweden, Frankreich, Brasilien, Indien und China, die globale Entwicklung ist jedoch in Schweinfurt angesiedelt. Die Investitionsentscheidung für Schweinfurt sei auch wegen der geografischen Lage, aber vor allem wegen der hohen Kompetenz der hier Beschäftigten gefallen.
Auf den beiden Prüfständen werden die Lager extremsten Belastungen ausgesetzt. „Mit einem Knopfdruck können wir einen Jahrhundertsturm auslösen“, erklärte Martin Göbel, der Leiter des Prüfzentrums. „Auch modernste Simulationsprogramme können nicht alle im praktischen Betrieb auftauchenden dynamischen Prozesse realitätsgetreu abbilden“, erklärte Victoria Van Camp, die im Konzernvorstand für Technologieentwicklung verantwortlich ist. Das sei Grundlagenforschung selbst nach 110 Jahren Firmengeschichte. „Testen unter realen Annahmen“, nennt dies Göbel. So sei es möglich, in wenigen Wochen die Lebensdauer eines Lagers zu simulieren. Der Prüfstand ist der weltweit erste, der die komplette Lagerungseinheit, inklusive der Komponenten der Kunden testet, erklärte Göbel. Dabei ist er auf Konstruktionen vorbereitet, wie sie beispielsweise für künftige Turbinen von 10 MW zu erwarten sind. Der größere Prüfstand kann Lager mit einem Außendurchmesser von bis zu sechs Metern aufnehmen. Der etwas kleinere Prüfstand treibt Großlager für den Schiffbau, den Bergbau, die Papierindustrie oder auch den Zement- oder Stahlbereich an ihre absolute Belastungsgrenze.
Mit den hier gewonnen Erkenntnissen will SKF kommende Großlager-Generationen so gestalten, dass schon ihre Herstellung weniger Ressourcen verbraucht.
Von einer „Investition in Kompetenz“ sprach Deutschlandchef Martin Johannsmann. SKF sei bei Großlagern weltweit führend, werde mit dem neuen Prüfstand künftig an die die Grenzen des technisch Möglichen gehen.
Gefördert wurde die Investition mit 1,9 Millionen Euro vom Freistaat und 1,6 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes. Dass habe zur Entscheidung für den Standort mit eine Rolle gespielt. „So treibt die Politik im eigenen Land eine Zukunftstechnologie voran, für die es einen globalen Markt gibt“, sagte Johannsmann.