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Kitzingen
Schmarotzer, Schließungen bei Fehrer und die nervige B8: Was aus 8 Aufregern im Landkreis Kitzingen geworden ist
Die überfüllte Bahn, der Verlust von Arbeitsplätzen und ein Geschäftsführer vor Gericht wurden 2023 heiß diskutiert. Manches davon wird die Menschen auch 2024 nicht kalt lassen.
Auf Booten und vom gegenüberliegenden Mainufer aus genossen die Menschen kostenlos die Konzerte am Kitzinger Stadtbalkon. Das führte zu einer breiten Debatte weit über die Stadt hinaus.
Foto: Silvia Gralla | Auf Booten und vom gegenüberliegenden Mainufer aus genossen die Menschen kostenlos die Konzerte am Kitzinger Stadtbalkon. Das führte zu einer breiten Debatte weit über die Stadt hinaus.
Andreas Brachs
,  Barbara Herrmann
,  Eike Lenz
,  Frank Weichhan
 und  Julia Lucia
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:17 Uhr

Es gibt Themen, die sich in Wohlgefallen auflösen oder nach der anfänglichen Aufregung ihren großen Schrecken verlieren, andere werden die Betroffenen noch lange begleiten. Und dann gibt es noch solche, die vor allem nerven, das aber besonders hartnäckig. Hier kommt ein Blick auf die Aufreger des Jahres 2023 im Landkreis Kitzingen – und darauf, wie sie sich entwickelt haben.

1. Schock bei Fehrer: Unternehmen kündigt zwei Standort-Schließungen an

Der Kitzinger Automobilzulieferer Fehrer mit Stammsitz in Kitzingen hat angekündigt, seine Zweigwerke in Wiesentheid (Foto) und Großlangheim im Laufe des Jahres 2024 zu schließen.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Kitzinger Automobilzulieferer Fehrer mit Stammsitz in Kitzingen hat angekündigt, seine Zweigwerke in Wiesentheid (Foto) und Großlangheim im Laufe des Jahres 2024 zu schließen.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der international agierende Automobilzulieferer Fehrer Automotive mit Sitz in Kitzingen will 2024 seine Produktionsstandorte Großlangheim und Wiesentheid mit zusammen 270 Beschäftigten stilllegen. Dies teilte die Unternehmensleitung Ende Juli mit. Hintergründe seien die gestiegenen Kosten im Inland und die Abwanderung der Automobilzuliefer-Industrie ins Ausland.

Mittlerweile haben Geschäftsleitung und Arbeitnehmer-Vertretung in ersten Gesprächen einen Fahrplan vereinbart, der auf natürliche Fluktuation, Abfindungen, Trennung von Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern und frühzeitigen Ruhestand setzt. Damit will man Entlassungen in der Stammbelegschaft vermeiden. (abra)

2. Regionalbahn zwischen Nürnberg und Würzburg: Nach den Bussen kam die Überfüllung

Regional-Express der Deutschen Bahn: Auf der Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg kämpfen die Reisenden vor allem mit kurzen und darum überfüllten Zügen (Symbolbild).
Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa | Regional-Express der Deutschen Bahn: Auf der Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg kämpfen die Reisenden vor allem mit kurzen und darum überfüllten Zügen (Symbolbild).

Kaum war ab 1. Mai das lange erwartete Deutschland-Ticket da, schon wurde der erste Teil der Bahnstrecke zwischen Würzburg und Nürnberg für eine umfassende Sanierung gesperrt. Pünktlich zu den Pfingstferien mussten die Reisenden zwischen Rottendorf und Neustadt/Aisch in lila Busse statt den roten Regionalexpress steigen. Im August folgte dann der zweite Abschnitt bis Nürnberg.

Relativ entspannt verlief allerdings diese sommerliche Phase des Schienenersatzverkehrs. Deutlich anstrengender ist da der winterliche Wahnsinn zu kurzer Züge auf der beliebten Strecke. Die Folge sind überfüllte Waggons und sogar Reisende, die auf dem Bahnsteig stehenbleiben müssen. Ein Problem, das die Reisenden wohl noch länger begleiten wird. (bh)

3. Misstöne bei Konzerten in Kitzingen: Zaungäste als "Schmarotzer"?

Beim Konzert von Michael Patrick Kelly im Juni am Stadtbalkon in Kitzingen lauschten viele Menschen auch als Zaungäste.
Foto: Fabian Gebert | Beim Konzert von Michael Patrick Kelly im Juni am Stadtbalkon in Kitzingen lauschten viele Menschen auch als Zaungäste.

Tausende besuchen im Juni die Konzerte von Michael Patrick Kelly, Wincent Weiss und Jan Delay am Kitzinger Stadtbalkon. Drei flirrende Sommerabende. Schnell aber gibt es erste Misstöne – über die vielen hundert Zaungäste, die auf der Brücke, am gegenüberliegenden Mainufer und sogar auf Booten den Konzerten lauschen, ohne dafür zu bezahlen.

"Schmarotzer" nennt sie Oberbürgermeister Stefan Güntner flapsig – und bricht einen Streit vom Zaun, der sogar dem Bayerischen Rundfunk in seiner Fernsehsendung "quer" einen Beitrag wert ist. Das Echo hallt bis heute nach. Von Appellen an die Vernunft bis zu Forderungen, den Main und seine Ufer bei Konzerten hermetisch abzuriegeln, reichen die Vorschläge. (elz)

4. Chef des Freizeit-Lands Geiselwind gesteht Sozialbetrug und bekommt Bewährungsstrafe

Vor Gericht einen Sozialbetrug eingeräumt hat der Geschäftsführer des  Freizeit-Lands Geiselwind. Er kam mit einer Bewährungsstrafe davon.
Foto: Thomas Obermeier | Vor Gericht einen Sozialbetrug eingeräumt hat der Geschäftsführer des  Freizeit-Lands Geiselwind. Er kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Der Geschäftsführer des Freizeit-Landes Geiselwind in U-Haft? Was kaum zu glauben war, stimmte: Hinter Gittern musste er auf seinen Prozess im Oktober warten. Die Anklage: Sozialbetrug in Höhe von 350.000 Euro. Weil es ein Geständnis gab, folgten ein Deal und die Verständigung auf eine Bewährungsstrafe. So kam es dann auch: Die Strafe von einem Jahr und neun Monate wurde vom Landgericht Würzburg zur Bewährung ausgesetzt. Als Auflage wies das Gericht den 39-Jährigen an, den verursachten Schaden "nach Kräften wieder gutzumachen". Erster Schritt ist eine monatliche Rückzahlung von 2100 Euro an die Krankenkasse und an die Agentur für Arbeit. 

Auf den Park hatte all das keine Auswirkungen. Dort geht alles seinen Gang – der heißt aktuell übrigens Winterwunderland. Ein 100.000-Lichter-Meer. Besucht werden können neben ausgewählten Attraktionen auch die Tiere – egal ob Berberaffen, Flamingos, Rentiere oder die Bewohner des Streichelzoos. Geöffnet ist bis 7. Januar an ausgewählten Tagen von 11 Uhr bis mindestens 17 Uhr. (fw)

5. Verträgt der Landkreis Kitzingen noch mehr Logistik-Zentren?

Diese Visualisierung zeigt, wie das Logistik- und Technologiezentrum der Firma Geis in Haidt eines Tages aussehen könnte.
Foto: Visualisierung: Scoopimages Berlin | Diese Visualisierung zeigt, wie das Logistik- und Technologiezentrum der Firma Geis in Haidt eines Tages aussehen könnte.

Es hat ja durchaus Vorteile, am Drehkreuz der A 3 und A 7 zu wohnen: Wer schnell auf der Autobahn ist, ist schneller im Urlaub. Allerdings haben diese günstige Lage längst auch Logistik-Unternehmen für sich entdeckt. Diese scheinen im Landkreis Kitzingen aus dem Boden zu sprießen wie Pilze aus feuchtem Waldboden.

Geschieht der Bau auf bereits versiegelter Fläche wie in der früheren US-Kaserne ConneKT, ist eher von neuen Arbeitsplätzen die Rede. Geschieht das aber auf der Grünen Wiese wie im Fall des geplanten Logistik- und Technologiezentrums der Firma Geis in Haidt, organisieren Bürgerinitiativen Protestmärsche. Der Widerstand dagegen reichte bis in den Kreistag, was weitere Diskussionen auslöste. Eine Wiederholung ist spätestens beim nächsten Riesenpilz zu erwarten. (bh)

6. Ermittlungen im Kindergarten Willanzheim: Verdacht erweist sich als falsch

Falscher Verdacht: Das Verfahren gegen drei Erzieherinnen des Kindergartens St. Martin wurde eingestellt. 
Foto: Günther Fischer | Falscher Verdacht: Das Verfahren gegen drei Erzieherinnen des Kindergartens St. Martin wurde eingestellt. 

Als falsch herausgestellt haben sich Vorwürfe gegen drei Erzieherinnen des Willanzheimer Kindergartens St. Martin. Die drei sollten, so die Mutmaßung, Kindern seelisch und körperlich Gewalt angetan haben. Seit März waren die Frauen freigestellt.

Inzwischen hat sich dieser Verdacht als haltlos erwiesen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat das Verfahren gegen die Erzieherinnen eingestellt. Das Bistum Bamberg, über die katholische Kirchengemeinde Träger des Kindergartens, bedauert die "lange Dauer des Verfahrens mit seinen gravierenden negativen Auswirkungen", aber das Kindeswohl hatte höchste Priorität. (jul)

7. Die B8 als Dauerbaustelle und Verwirrung um die Panzerstraße

Das glückliche Ende einer langen und verwirrenden Geschichte: Anfang November wurde die Panzerstraße durch den Kitzinger Klosterforst doch noch geöffnet.
Foto: Thilo Reisenleiter, Stadt Kitzingen | Das glückliche Ende einer langen und verwirrenden Geschichte: Anfang November wurde die Panzerstraße durch den Kitzinger Klosterforst doch noch geöffnet.

An den täglichen Wahnsinn auf der B8 hat man sich fast gewöhnt, aber eben nur fast. Die kuriosen Ampelschaltungen treiben einen noch immer schier zur Verzweiflung. Und jedes Mal schafft es das Staatliche Bauamt in Würzburg, noch einen draufzusetzen – wie im Sommer bei der Sanierung der B8, als man es im morgendlichen Berufsverkehr versäumte, ein paar Schilder und Schranken beiseite zu räumen und dies mit personellen Engpässen rechtfertigte.

Und dann war da noch die Sache mit der sogenannten Panzerstraße, jener Passage durch den Kitzinger Klosterforst, die zu Zeiten etlicher Umleitungen viele Autofahrer entlastet hätte. Das Hin und Her um ihre Öffnung trieb Blüten wie bei einem Gänseblümchen: Sie macht auf, sie macht nicht auf... Anfang November machte sie dann doch auf – nachdem es 14 Behörden und Fachstellen endlich geschafft hatten, sich auf einen Kompromiss zu verständigen. (elz)

8. Kommt 2024 nun endlich der Neubau des Kitzinger Tierheims?

Katzenkind Daisy war im Herbst ein 'Tier der Woche' aus dem Kitzinger Tierheim. Dieses benötigt seit Jahren einen Neubau und soll ihn nun endlich bekommen.
Foto: Laura Rudolph | Katzenkind Daisy war im Herbst ein "Tier der Woche" aus dem Kitzinger Tierheim. Dieses benötigt seit Jahren einen Neubau und soll ihn nun endlich bekommen.

Was lange währt...könnte 2024 gut werden. Peter Grieb, zweiter Vorsitzender des Kitzinger Tierschutzvereins und zuständig für den Tierheim-Neubau, glaubt nach vielen Jahren des Hoffens und Bangens und der Standortsuche an einen Baubeginn im Januar.

Der weitere Zeitplan: Bis April könnte der Rohbau stehen, bis Ende des Jahres der Einzug erfolgt sein. Letzte Finanzierungsfragen werden gerade geklärt. Wobei sich eine weitere gute Nachricht andeutet: Das 3,2-Millionen-Euro-Projekt könnte am Ende bis zu 25 Prozent weniger kosten als geplant. (fw)

 
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